Wein Moselwinzer aus Traben-Trarbach erntet in China Eiswein

Traben-Trarbach · Deutsches Wissen und deutscher Fleiß sind in China gefragt. Der Traben-Trarbacher Winzer Peter Storck hilft in Jilin beim Aufbau eines Weingutes mit. Die Besonderheit: Dort wird nur Eiswein produziert.

Knackigen Frost gibt es im Moseltal längst nicht jedes Jahr. Die Winzer, die im Herbst Trauben für Eiswein hängen lassen, haben keine Garantie, die edelsüße Spezialität ernten zu können. Denn die Trauben müssen bei mindestens minus sieben Grad frieren, damit sich das nötige Konzentrat bildet. Im Nordosten von China ist das anders. Dort gibt es das Jahr über nur zwischen 140 und 150 frostfreie Tage. Bei einem Besuch in Traben-Trarbach kam Jinbo Xu eine Idee: Warum nicht in der Heimat ein Weingut aufbauen, in dem nur Eiswein produziert wird.100 Hektar sind das Ziel


Das hört sich verrückt an, denn schließlich geht es nicht um den Frost. Die Trauben müssen ja erst einmal reifen. Doch Xu ging es an. Drei Hektar Reben sind bereits angelegt, die erste richtige Ernte ist eingefahren. Dabei hat Xu Hilfe aus Deutschland in Anspruch genommen. Winzer Peter Storck aus Traben-Trarbach war und ist mehrfach im Jahr im Reich der Mitte und hilft beim Aufbau mit. Die Pläne von Herrn Xu sind ehrgeizig. Er will den Betrieb auf 100 Hektar ausdehnen.

Wie kam der Kontakt an die Mosel zustande? Landsmann Haiwei Zhao, der in Düsseldorf arbeitet, war 2005 mit einer Reisegruppe an der Mosel. Da gefiel es auch ihm so gut, dass er 2010 wiederkam. Mit dabei war der Unternehmer Jinbo Xu. Bei einer Weinprobe im Weingut von Peter Storck, reifte in ihm offenbar der Gedanke, das Wissen des Moselwinzers zu nutzen.

Jinbo Xu hat nun Nägel mit Köpfen gemacht. Er hat sich die Dienste von Peter Storck und Stefan Wagner, einem Weinberater aus Bad Kreuznach, langfristig gesichert. Zur Vertragsunterzeichnung hat er unter anderem Tianlin Li, den Generalsekretär der Jiliner Stadtregierung, mitgebracht. Der stellt den staunenden Gästen erst einmal Stadt und Region vor. Jilin hat etwa zwei Millionen Einwohner, im Verwaltungsgebiet leben 4, 5 Millionen Leute.

Traben-Trarbach gefällt ihm. "Ein kleiner Fluss und Berge - genau wie bei uns. Nur ist es bei uns alles ein bisschen größer." Die Besonderheit: Im Januar und Februar bildet sich entlang des Flusses Songhua Jiang auf den Bäumen viel Reif. Er entsteht bei bis zu minus 20 Grad durch den aus dem Wasser aufsteigenden Nebel.Familie hält den Rücken frei

Li stellt auch Jinbo Xu vor. "Er war 1990 der erste private Unternehmer in Jilin", berichtet er. Sein Geld habe er unter anderem mit Fleischverarbeitung und Straßenbau gemacht. Und die Idee für Eiswein sei schon vor 13 Jahren entstanden.

"Doch ohne Partner schaffe ich das nicht", sagt Jinbo Xu. Durch die bisherige Zusammenarbeit mit Storck und Wagner habe er schon viel gelernt, berichtet er und lobt deren Fleiß und Genauigkeit. "Es gibt eine große Zukunft für unsere Zusammenarbeit", sagt er.

Peter Storck fliegt zwei Mal im Jahr nach China und arbeitet dann zehn bis 14 Tage vor Ort. "Das geht natürlich nur, weil mir meine Familie den Rücken frei hält", sagt er. Zuerst habe er mitgeholfen überhaupt die Grundlagen zu schaffen. "Die hatten ja nichts, keine Maschinen, gar nichts", sagt er. Und natürlich mussten auch erst die passenden frostresistenten Reben gefunden werden.

Das Weingut heißt übrigens Hualande: Hua (China), lan (Blume), de (Deutschland). "Deutschland, China, gute Freundschaft", übersetzt es Jinbo Xu. Es gehe auch um Völkerverständigung, sagt Peter Storck. "Es ist schon ganz viel gewachsen, und wir wollen noch viel erreichen."

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