Moselwinzer informieren sich und kümmern sich um Tiere

Maring-Noviand/Siebenborn · Winzer interessieren sich für den Erhalt lokaler Tierarten. Wie das geht, darüber informiert das Projekt Partnerbetrieb Naturschutz Rheinland-Pfalz. Das Angebot nahmen jetzt Winzer bei einer Präsentation auf dem Weingut Arthur Melsheimer im Klosterhof Siebenborn an.

 Die Fledermaus braucht nicht viel Platz, aber selbst der ist rar. Auch Bauern und Winzer können ihr beim Überleben helfen. Foto: Markus Thies

Die Fledermaus braucht nicht viel Platz, aber selbst der ist rar. Auch Bauern und Winzer können ihr beim Überleben helfen. Foto: Markus Thies

Maring-Noviand/Siebenborn. Landwirte können als Partner des Naturschutzes viel bewirken und dazu beitragen, den Lebensraum von Fledermaus und Co. zu erhalten. Wie das geht, darüber informierten sich jetzt Moselwinzer auf dem Weingut Arthur Melsheimer im Klosterhof Siebenborn bei einer Veranstaltung der Koordinationsstelle Partnerbetrieb Naturschutz. Dieser gehört dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) an.Drei Vorträge erwarteten die 14 Zuhörer. Fledermausexperte Markus Thies eröffnete den Nachmittag mit ausführlichen Informationen über die Lebensweise der Tiere. Was also kann man tun, um Fledermäuse bei dem Erhalt ihres Lebensraums zu unterstützen, ohne sie dabei zu stören? "Man kann es sich so merken: Wo ein Finger rein passt, passt auch eine Zwergfledermaus hinein", erklärt Markus Thies. Ein kleines Loch im Dachstuhl reiche also, in das die kleinen Säugetiere hineinfliegen können. Ein weiterer Tipp von Markus Thies ist das Aufhängen von Langlochziegeln oder speziellen Fledermauskästen.Weiter ging es mit einem Vortrag über Haus und Hof als allgemeiner Lebensraum für Tiere von Susanne Venz, Vertragsnaturschutzberaterin des Kreises Bernkastel-Wittlich. "Auf den haus- und hofnahen Flächen kann viel passieren. Da es vielen Tieren an natürlichen Lebensräumen mangelt, haben sie sich nahe dem Menschen angesiedelt", erklärt Venz. "Schwalben zum Beispiel nutzen anstatt natürlichen Felsen gerne Hauswände." So sollten Nischen für Vögel und andere Tiere belassen oder neu geschaffen werden. "Offene Lehmpfützen helfen ihnen außerdem beim Nestbau."Reptilien lieben Mauern

Die Winzer und ihre Weinberge betraf speziell der Vortrag der Biologin Dr. Corinna Lehr über Reptilien. "Im Moseltal leben vor allem die Mauereidechse, Schling- und Glattnatter und die Blindschleiche", sagte Lehr. "Die Reptilien findet man vor allem an sonnenexponierten Plätzen." Am Beispiel einer Weinbergsmauer zeigte sie den Lebensraum einer Mauereidechse. Diese findet dort Unterschlupf; in der Nähe befinden sich Sonnen- und Eiablageplatz und Nahrungsraum. Auch schwer zu bewirtschaftende, alte Weinberge in Steillagen sollten gepflegt werden, da sie wertvolle Biotope sind.Nach den Präsentationen gab es eine Führung durch das Weingut. Franz Melsheimer zeigte, wie er Tieren helfen will. So hängte er Bienenstöcke für einen Imker auf oder lässt ein Turmfalkenpaar unter seinem Dach nisten. Seit 2010 bietet das Land Rheinland-Pfalz mit dem Partnerbetrieb Naturschutz Landwirten, Winzern oder Obstbauern die Möglichkeit, sich zu Naturschutzfragen im Betriebsbezug beraten zu lassen (siehe <%LINK auto="true" href="http://www.partnerbetrieb-naturschutz.rlp.de" class="more" text="www.partnerbetrieb-naturschutz.rlp.de"%> ). Das schließt die Möglichkeit ein, sich auf der Basis einer Zielvereinbarung als "Partnerbetrieb Naturschutz" des Landes Rheinland-Pfalz anerkennen zu lassen. Diesen Weg sind mittlerweile über 138 Betriebe gegangen. Wer sich dafür interessiert: Ein weiterer Termin ist am Donnerstag, 26. März, 18 bis 20.30 Uhr im Steillagenzentrum des DLR Mosel in Bernkastel-Kues. Es gibt zwei Vorträge von Winzern, die ihre Konzepte zum Naturschutz vorstellen. Anmeldungen bis Donnerstag, 12. März, per E-Mail an alr@dlr.rlp.de oder unter <%LINK auto="true" href="http://www.landschafft.rlp.de" class="more" text="www.landschafft.rlp.de"%>. Kosten: zehn Euro pro Person. lem Extra

... den Fledermaus-Experten Markus Thies. Warum ist Fledermausschutz so wichtig? Markus Thies: Fledermäuse sind sehr nützliche Tiere, die Unmengen an Insekten vertilgen. Jede Fledermaus muss im Sommer täglich ein Drittel ihres Körpergewichtes fressen, um ihren Energiebedarf zu decken. Der Organismus läuft auf Hochtouren. Das Herz schlägt im Fluge etwa 600 Mal in der Minute. Ein trächtiges oder säugendes Weibchen braucht noch mehr Energie. Dafür überlassen die Männchen den Weibchen auch die guten Jagdgebiete. Mit nur einem Jungtier im Jahr, bei manchen Arten auch zwei, kann es schnell zu Bestandsrückgängen kommen. Durch ein hohes Alter von zehn bis 15 Jahren kann eine hohe Sterblichkeit durch mehr Geburten bei höherer Lebenserwartung eventuell ausgeglichen werden. Inwiefern erwarten Sie von Winzern und anderen, sich im Fledermausschutz einzubringen? Thies: Wenn die Hausbesitzer Verständnis für die Tiere aufbringen und sie an ihren Gebäuden dulden, haben sie auch den Vorteil, dass sie abends ohne lästige Stechmücken leben können. Man genießt so auch noch den Anblick der jagenden Tiere am Haus. Ich versuche die Hausbesitzer aufzuklären, denn in der Regel richten die Tiere keinen Schaden an. Bei großen Mausohrkolonien komme ich im Winter und reinige den Dachboden. Es gibt auch Hausbesitzer, die versuchen auf die Weise einen neuen Anstrich für ihr Haus herauszuschlagen. Was hat sich geändert? Thies: In den letzten 20 Jahren ist das Interesse an und Verständnis für Fledermäuse stark angestiegen, was ich immer bei der europäischen Fledermausnacht im August feststelle. Aber genauso werden alte Bäume nach dem Vorfall in Trier gefällt. Wegen der in Deutschland verrückt ausgelegten Verkehrssicherheit werden in zehn Jahren besonders die baumbewohnenden Fledermäuse erhebliche Rückgänge hinnehmen müssen. Der immense Holzhunger tut sein Übriges. lem

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