Mozart hätte seine Freude gehabt

ENKIRCH. Musik ist für die kindliche Entwicklung von großer Bedeutung. Musik zu hören, zu singen oder besser noch selbst ein Instrument zu spielen, ist entspannend, fördert die Konzentration, bringt Erfolgserlebnisse und trainiert das Gehirn. Enkircher Grundschüler machten jetzt eine ganz besondere Erfahrung mit Musik. Ein Streichquartett des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier war in der Schule zu Gast.

Die dezent und schick gekleideten drei Damen und der Herr nehmen Platz. Gespannte Stille herrscht im Klassenzimmer, wo sich die Kinder aus dem dritten und vierten Schuljahr versammelt haben. Dann gibt der Mann am Cello einen kurzen Wink, und schon erklingt eine schöne Melodie, gespielt auf zwei Geigen, einer Bratsche und einem Cello. Nach vier, fünf Takten schauen sich die Kinder an: "Das ist doch die deutsche Nationalhymne", meint ein Neunjähriger in der zweiten Reihe und blickt dabei seine kleine Nachbarin an. Den Text "Einigkeit und Recht und Freiheit..." haben jetzt viele im Ohr. Jörg Sonnenschein, der Cellist, erklärt: "Ja, das ist die Melodie unserer Nationalhymne. Aber das Stück wurde einstmals zu Ehren des Kaisers komponiert, und zwar von dem großen Komponisten Joseph Haydn." Der Musiker weiß noch mehr. Die Melodie stammt aus dem zweiten Satz des Kaiserquartetts von Haydn. Lehrerin Martina Heringer freut sich, dass die Kinder so aufmerksam sind und ganz gespannt die Ohren spitzen. Bereits zum zweiten Mal hat sie das Streichquartett des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier nach Enkirch geholt. Die Musiker kommen gratis, ihr Einsatz gehört zum theaterpädagogischen Programm des Trierer Theaters. Die Musiker setzen erneut zu einem Stück an. Es ist wieder die gleiche Melodie, aber etwas anders. Einmal spielt die Erste Geige die Melodie, dann die Zweite Geige, schließlich die Bratsche und zum Abschluss das Cello. "Das nennt man Variationen", sagt Jörg Sonnenschein. Im Jahr des 250. Geburtstags von Wolfgang Amadeus Mozart darf natürlich auch ein Stück dieses großen Komponisten nicht fehlen. Den Kindern gefällt's, zumal Jörg Sonnenschein jedem von ihnen noch eine süße Mozartkugel schenkt. Nach dem Konzert dürfen die Jungen und Mädchen nach vorne kommen, die Streichinstrumente anfassen und mit dem Bogen über die Saiten streichen. Die Geigerinnen Miyuki Wächter und Esin Savci, die Bratschistin Cornelia Hain und Cellist Jörg Sonnenschein zeigen den Kindern geduldig, wie man's macht. Rebecca Willeke ist ganz stolz, als sie einen sauberen Ton auf der Geige spielt, schränkt aber gleich ein: "Ich glaube, ich muss doch noch ein bisschen üben." Lehrerin Martina Heringer erklärt den Sinn des Projekts: "Wir wollen die Kinder an die klassische Musik heranführen. Fast allen macht es große Freude, eine Geige einmal in der Hand zu halten und mit dem Bogen über die Saiten zu streichen." Jörg Sonnenschein besucht mit seinen drei Kolleginnen vom Orchester Trier etwa zehn Mal im Jahr eine Schulklasse, um vorzuspielen. Buchen können die Schulen auch ein Bläserensemble. Jörg Sonnenschein: "Mit Kindern zu arbeiten, ist ungeheuer wichtig. Für viele Jungen und Mädchen ist ein solches Erlebnis oft eine Initialzündung, und sie bleiben ihr ganzes Leben der Musik treu."

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