Müsterter Brücke: Wirrwarr hält an

Piesport · Abriss oder Sanierung: In Piesport soll am Dienstag eine Entscheidung über die Müsterter Brücke fallen. Die Abrissgegner wollen eine Vertagung. Bei den von beiden Seiten präsentierten Zahlen differieren vor allem die Kosten für die Pfeilersanierung erheblich.

 Die Müsterter Brücke. Foto: TV-Archiv/Marion Maier

Die Müsterter Brücke. Foto: TV-Archiv/Marion Maier

Piesport. Eines ist klar: Das Piesporter Bürgerhaus wird am Dienstag, 27. Mai, 18 Uhr, zu klein sein, um alle Zuhörer fassen zu können. Dann will der Ortsgemeinderat entscheiden, ob die Müsterter Brücke abgerissen oder saniert wird. Wie berichtet ist das Bauwerk seit 2009 gesperrt. Damals prallte ein Teil der Ladung eines Schiffes gegen den Oberbau der Stahlbrücke.
Ob es am Dienstag zu einer Entscheidung kommt, ist aber noch offen. Die Befürworter der Brücke wollen erreichen, dass das Thema von der Tagesordnung abgesetzt wird. Warum muss das durchgepeitscht werden, fragen sie. Die Abrissbefürworter, unter ihnen Ortsbürgermeister Karl-Heinz Knodt und Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues, streben eine schnelle Entscheidung an. Die Meinungen der Bürger sind gespalten. 542 votierten vergangenes Jahr für einen Erhalt der Brücke, 510 für einen Abriss.
Hauptargument der Abriss-Befürworter: Die Sanierung sei mit 1,4 Millionen Euro wesentlich teurer als ein Abriss. Wobei sich diese Summe nur zum Teil auf den durch das Schiff verursachten Schaden bezieht, der zudem durch eine Versicherung abgedeckt ist. Wesentlich höher, so die VG-Verwaltung, seien die Kosten der Pfeilersanierung. Dafür seien 800 000 Euro notwendig. Taucher hätten Auswaschungen und porösen Beton festgestellt. Das könne die Standfestigkeit beeinträchtigen. Mit der Kollision hätten diese Schäden nichts zu tun.
Die Abrissgegner, unter ihnen Elmar Meuren, zweifeln die Zahlen an. Meuren verweist auf ein Gespräch mit einem Mitarbeiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Trier. Der habe gesagt, dass nur an einem der drei im Wasser liegenden Pfeiler Auswaschungen festzustellen seien. Für geschätzte 200 000 Euro könnten sie beseitigt werden.
Der TV hat nachgefragt: Der LBM habe seit Jahren fachlich nichts mehr mit der Brücke zu tun, sagt der stellvertretende Dienststellenleiter Hans-Michael Bartnick. Und weiter. "Es kann durchaus sein, dass eine erste Einschätzung von Teilkosten zu irgendeinem Zeitpunkt und ohne Kenntnis von gutachterlichen Untersuchungen zu einem anderen Wert gekommen ist. Das war dann aber inoffiziell und nicht maßgebend." Vom Wasser- und Schifffahrtsamt Trier ist zu hören: Wir sind außen vor. Es geht allein um die Wirtschaftlichkeit.
Die Abrissgegner verweisen auch auf eine Kolonie von streng geschützten Mausohrfledermäusen, die zeitweise im rechten Brückenkopf (moselaufwärts) ihr Quartier habe. "Ich bitte dringend, die Brücke zu erhalten", heißt es in einem Schreiben von Manfred Weishaar vom Naturschutzbund Deutschland an die Kreisverwaltung.
"Eine erhebliche Störung der Fledermäuse oder die Beseitigung ihrer Wochenstube ist verboten", sagt Manuel Follmann, Sprecher der Kreisverwaltung mit Blick auf das Bundesnaturschutzgesetz. In vergleichbaren Fällen sei zumindest der betroffene Brückenkopf stehen geblieben. Darüber entscheide aber die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Die Nachfrage dort blieb am Mittwoch ergebnislos. Die zuständigen Mitarbeiter waren nicht im Haus.Meinung

Es hört sich unversöhnlich an
Sollte die Sanierung der Brücke durchgesetzt werden, müsste die Steuer für land- und forstwirtschaftliche Grundstücke verdoppelt werden, um die Arbeiten zu finanzieren. Diese Aussage der Verwaltung fassen die Brückenbefürworter als Drohung auf. Einige von denen sagen wiederum, dass sich die Verfechter eines Abrisses bei einem Abriss nicht mehr im Ort blicken lassen sollten. Das hört sich unversöhnlich an. Gäbe es nur eine Brücke im Ort, wäre die Entscheidung klar. Es gibt aber zwei, von daher würde Piesport nicht von der Welt abgekoppelt. Das Fatale: Die präsentierten Kosten klaffen weit auseinander. Egal ob am Dienstag abgestimmt wird oder nicht: Hoffentlich führt eine möglichst sachliche Diskussion zu verlässlichen Daten. c.beckmann@volksfreund.de

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