Muezzin ruft vom Alten Stadtturm

TRABEN-TRARBACH. Mit großen Schritten nähert sich die Restaurierung des Alten Stadtturms der Vollendung. Im September soll das Glockenspiel eingeweiht werden (der TV berichtete). Über den jetzt bei der Stadt eingereichten Vorschlag, einmal wöchentlich den Muezzin vom Alten Stadtturm die mohammedanischen Gläubigen zum Gebet rufen zu lassen, werde ernsthaft nachgedacht, sagt Stadtbürgermeister Weber.

In Fes, Rabat, Sanaa und vielen anderen Orten Arabiens ist er nicht wegzudenken: Fünfmal am Tag ruft der Muezzin die Gläubigen zum Gebet - Allah u akbar, Allah ist allmächtig. "In Traben-Trarbach und seiner Umgebung haben wir sehr viele Menschen mohammedanischen Glaubens", weiß Stadtbürgermeister Alois Weber. Er steht dem Vorschlag, wenigstens einmal pro Woche einen Muezzin vom Stadtturm aus zum Gebet rufen zu lassen, sehr aufgeschlossen gegenüber. "Im Untergeschoss des Turmes könne ein Gebetsraum eingerichtet werden", sagt er. Jeden Freitagabend beispielsweise könne das Wochenende mit den klangvollen Gebetsrufen vom Alten Stadtturm eingeleitet werden. Aus Wittlich, Daun und Morbach, ja sogar aus Trier hätten bereits gläubige Mohammedaner signalisiert, dass sie dann nach Traben-Trarbach kämen. "Das ist eine weitere Belebung für unsere ohnehin multikulturelle Stadt", freut sich Weber. Zwei Bäckermeister der Stadt probierten bereits diverse Fladenbrotrezepte aus. Und vier Trarbacher und drei Trabener Winzermeister arbeiteten daran, für die Gläubigen einen alkoholfreien Riesling zu keltern. Unter der Hand verrät der Bürgermeister, dass ihm unlängst die ersten Kostproben serviert worden seien. In der Tat könnte ein wöchentlicher Muezzin-Ruf eine starke Belebung und Ankurbelung der Wirtschaftskraft von Traben-Trarbach nach sich ziehen. Noch nicht bestätigt sind die Gerüchte um den irischen Billig-Flieger Ryan-Air, der angeblich ab Juli regelmäßige Flüge zum arabischen Flughafen El-Lirpa (200 Kilometer südöstlich von Dschidda) aufnehmen will. "Wenn es uns gelingt, die Ölscheichs an die Mosel zu locken, kämen wir aus dem Konjunkturtief endgültig heraus", ist sich der Bürgermeister sicher. Das Freitagsgebet könne auch die reichen Araber anlocken. Sie würden ihr Wochenende in einer lieblichen Landschaft mit moderatem Klima verleben und dürften sogar den Riesling verkosten.Bessere Integration andersgläubiger Mitbürger

Begeisterung und Zustimmung für einen allwöchentlichen Muezzin-Ruf findet sich in allen Reihen und Parteien. VG-Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber begrüßt den Vorschlag als "richtigen Schritt, unsere ausländischen und andersgläubigen Mitbürgerinnen und Mitbürger noch besser zu integrieren". Die beiden Kandidatinnen für das Bürgermeisteramt, Jutta Schneider und Heide Pönnighaus, zeigten sich begeistert. "Das hat was, wenn die Rufe des Muezzin über der Altstadt von Trarbach erschallen." Auch Bürgermeister-Kandidat Manfred Engels lobt die ungewöhnliche Idee. "Neben zwei katholischen und zwei evangelischen Kirchen hätten wir dann endlich auch einen Gebetsraum für die Mohammedaner. Das wurde Zeit." Kreiskantor Jürgen Rehberg, der die Lieder für das Glockenspiel am Alten Stadtturm einspielen wird, hätte "keine Probleme damit, auch arabisches Liedgut ins Repertoire aufzunehmen".

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