Museen öffnen trotz Sparbeschlusses

Die Winterpause der Morbacher Museen endet nun doch früher, als es der Gemeinderat beschlossen hatte. Um Kosten zu sparen, sollten die Einrichtungen bis April schließen. Daraus wird jedoch vorerst nichts. Der Grund: Die Werbekampagnen für 2011 sind lange vor dem Beschluss angelaufen.

 Barbara Pohl macht auf ihrem Wochenendausflug Station im Archäologiemuseum Belginum. TV-Foto: Klaus Kimmling

Barbara Pohl macht auf ihrem Wochenendausflug Station im Archäologiemuseum Belginum. TV-Foto: Klaus Kimmling

Morbach. Zwei Frauen bestaunen die römischen Grabbeilagen in den Vitrinen des Archäologieparks Belginum in Wederath. Das Museum ist an diesem Samstag bis 16 Uhr geöffnet. Dabei sollte es noch bis 15. April geschlossen sein - so wollte es der Morbacher Gemeinderat. Im Dezember hatte das Gremium entschieden, die drei Museen in Trägerschaft der Gemeinde - das Belginum, das Holzmuseum und das Telefonmuseum in Morbach - im Winter für ein halbes Jahr zu schließen. Die Gründe: rückläufige Besucherzahlen und ein Defizit von zuletzt 230 000 Euro für alle drei Einrichtungen. Durch die verlängerte Pause sollen Kosten gesenkt werden.

"Wir haben keine schriftliche Anweisung erhalten", sagt Rosemarie Cordie, Leiterin des Belginums. Den Ratsbeschluss hält sie für falsch: "Ich sehe bei uns kein Sparpotenzial." Das Museum arbeite "personell seit Jahren am Limit", die Räume müsste man wegen der Exponate auch im Winter heizen. Zudem habe man für 2011 bereits Werbeanzeigen geschaltet, sei an Verträge gebunden. Argumente, die Cordie auch dem Ältestenrat der Gemeinde vorgetragen hat - ohne Reaktion. "Man spricht nicht mit uns", klagt sie.

Doch im Morbacher Rathaus hat man reagiert, der Beschluss wurde geändert: Laut Ralf Becker von der Gemeindeverwaltung sollen die Museen von November bis März, also fünf statt sechs Monate pausieren. Dazu sei eine "Übergangszeit" nötig, weil die touristische Werbung für 2011 schon vor dem Beschluss angelaufen sei. Wo bei den Museen gespart werden soll, dazu will die Verwaltung derzeit "keine konkreten Angaben" machen. Die Gemeinde übernimmt für die Museen Betriebskosten, etwa für Heizung und Reinigung, bezahlt Personal, Ausstellungen und Werbung. Insgesamt erhielten die Museen 2009 etwa 310 000 Euro.

Dass der Ratsbeschluss nicht sofort umgesetzt wird, davon hat Siegfried Warth, Leiter des Telefonmuseums, bisher nichts gehört. Er will auch ohne offizielle Erlaubnis ab heute, 1. März, im Museum sein, um die Telefonanlagen zu warten. "Ich werde sicher niemandem die Tür vor der Nase zuschlagen", stellt er klar. Er habe bereits Führungen vereinbart. Die verkürzte Öffnungszeit hält Warth für einen "Fehler". Was dadurch an Kosten gespart werde, sei "lächerlich". Er selbst erhalte weniger als 400 Euro im Monat von der Gemeinde.

Personalkosten fallen im Holzmuseum gar keine an. Es wird ehrenamtlich vom Hunsrückverein betrieben. Weil es einen Vertrag mit der Gemeinde gibt, soll für das Museum eine Sonderregelung gelten. Laut Ralf Becker bleibt es ab 2012 im Januar und Februar zu. "Mit dieser Entscheidung können wir gut leben", sagt Annette Eiden-Schuh, Vorsitzende des Morbacher Hunsrückvereins. Das Rathaus habe sie jedoch noch nicht offiziell benachrichtigt. Eine längere Schließung hätte vor allem der Sonderausstellung geschadet, die oft schon Ende März beginne. Aktuell hat das Museum am Wochenende geöffnet. Was den Ratsbeschluss angeht, so kündigt Ralf Becker an, dass dieser "zumindest teilweise" umgesetzt werden soll. Die Verwaltung sei "an die Vorgaben der Politik gebunden". Daher werde geprüft, ob die Museen im November und Dezember 2011 schließen können.

Schlecht kommuniziert

Die Entscheidung, die Morbacher Museen im Winter für ein halbes Jahr zu schließen, war kein Glücksgriff. Die Museumsleiter hat der Gemeinderat mit seiner kurzfristigen Entscheidung vor den Kopf gestoßen - und jetzt stellt man fest: Der Beschluss ist nicht umsetzbar. Und dabei wäre der Ärger vermeidbar gewesen. Man hätte nur vorher mit miteinander reden müssen, statt sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Und kommuniziert wird offenbar noch immer nicht miteinander. Keiner der Museumsleiter wusste vor Anfrage des TV, dass statt sechs nur noch fünf Monate Schließung im Raum stehen. Auch die Erkenntnis, dass wegen bereits geschalteter Werbung für 2011 der Beschluss nicht umsetzbar ist, hat die Gemeinde für sich behalten. So schafft man keine Vertrauensbasis, um über künftige Einsparmöglichkeiten zu sprechen. Die Museumsleiter sehen dafür kaum Spielraum. Und die Gemeinde kann selbst nicht sagen, wo sie sparen will. Dennoch: Die Verwaltung ist an den Beschluss des Gemeinderats gebunden. Ob dieser unter den gegebenen Voraussetzungen sein Ziel, Kosten zu sparen, erreicht, darf als bezweifelt werden. c.weber@volksfreund.de

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