Musik wird teurer - für alle

Wittlich · Mit erhöhten Beiträgen und weniger Nachlass für Familien und sozial Schwache will der Landkreis Bernkastel-Wittlich dafür sorgen, dass die Kreismusikschule weniger Zuschuss braucht. Der Kreistag wird über die Veränderungen in seiner Sitzung abstimmen.

Wittlich. Die Kreismusikschule ist und bleibt ein Zuschussgeschäft für den Landkreis. Der Landesrechnungshof hat jedoch bei seiner Überprüfung der Kreisfinanzen festgestellt, dass der sogenannte Deckungsgrad sinkt und sinkt. Das bedeutet, dass die chronisch klamme Gebietskörperschaft immer mehr Geld zuschießen muss (siehe Grafik).
Schule trägt sich nicht selbst


Finanzierte sich die Kreismusikschule mit ihren rund 1600 Schülern und 65 Lehrern im Jahr 2009 noch zu 65 Prozent aus Gebühren, sind es in diesem Jahr nur noch 59 Prozent. Mit gleich mehreren Veränderungen will die Verwaltung dafür sorgen, dass die Schule sich stärker selbst finanziert. Rund 38 000 Euro sollen dadurch hereinkommen, dass die Übungsstunden teurer werden. Laut Verwaltung wird eine Einheit durchschnittlich elf Prozent teurer.
Zusätzlich sollen Familien und Menschen mit weniger Einkommen stärker zur Kasse gebeten werden. 14 500 Euro zusätzlich sollen dadurch eingenommen werden, da, wie vom Rechnungshof gefordert, Vergünstigungen für diesen Personenkreis gestrichen werden. So müssen beispielsweise Schüler, die bisher nichts für die musikalische Ausbildung zahlen müssen, ab Neujahr 50 Prozent der Kosten für die Stunden aufbringen.
Drittes Standbein bei der geplanten Erhöhung der Musikschulen-Einnahmen sind die Erwachsenen. So sollen künftig Musiker über 25 Jahre 25 Prozent mehr zahlen als jüngere Musiker.
Der zuständige Ausschuss für Schulen und Kultur hat dem Kreistag empfohlen, die Erhöhungen und die teilweise Rücknahme von Ermäßigungen zu beschließen. Sollte das am Montag, um 10 Uhr im Kreishaus ´tagende Gremium das dann auch tun, ist die Kreismusikschule eine im Vergleich mit anderen Kreisen sowie der Stadt Trier besonders teure Angelegenheit. Ausgehend von der derzeit geltenden Entgeltsatzung liegt Bernkastel-Wittlich in nahezu allen Bereichen mit an der Spitze.
Die musikalische Grundausbildung im Kreis kostet ab 1. September 2013 22,3 Euro pro Monat. Nur in der Stadt Trier wird mehr verlangt. Mit 83,65 Euro pro Monat für den 45-minütigen Unterricht liegt Bernkastel-Wittlich knapp hinter dem Preis in Cochem-Zell. Mit 34,50 Euro pro Monat für einen 45-minütigen Gruppenunterricht liegt die Kreismusikschule Bernkastel-Wittlich ab 1. September auf dem Spitzenplatz im Vergleich mit sechs weiteren Schulen aus der Region.

Meinung

Teures Zuschussgeschäft
Auch wenn der Unterricht teurer wird und Vergünstigungen abgeschafft werden, bleibt die Kreismusikschule ein teures Zuschussgeschäft. Rechnet man nun noch die jährlich in den Haushalt der Schule fließende RWE-Dividende in Höhe von mehr als 160 000 Euro hinzu, liegt der Zuschussbedarf für das kommende Jahr bei mehr als 500 000 Euro. Das ist viel Geld, das sich der Landkreis die musilalische Ausbildung der meist jüngeren Bürger kosten lässt. Vor diesem Hintergrund müsste die Frage erlaubt sein, ob dieses Engagement überhaupt noch tragbar ist. Doch diese Frage wird vermutlich im Kreistag nicht gestellt werden, da ansonsten ein breiter Proteststurm zu erwarten ist. Der wird bei dem nun eingeschlagenen Weg wohl ausbleiben. Denn es trifft vor allen Dingen Schüler, deren Eltern das Geld für den Unterricht künftig nicht mehr aufbringen können. Denn gerade die müssen neben den Preiserhöhungen auch das Rückfahren von Sozial- und Familienermäßigung verkraften. h.jansen@volksfreund.de

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