Wittlich. (red) "Neunzig? Ach, reden wir nicht davon", sagt Clara Viebig, die in Trier geborene Berlinerin, lächelt die Reporterin an und zeigt stolz auf ihre 30 Bücher. "Mir fiel das Schreiben leicht. Alles kam auf mich zu." Die Schriftstellerin erzählt, was sie alles durchgemacht hat, über ihre Eltern, über Grenzgänge - auch die unfreiwilligen! Mariechen, ihre treue Haushälterin, ergänzt und erzählt Dinge, die eigentlich nicht für Dienstbotenohren bestimmt sind.

Die Schauspielerin, die in dem biografischen Stück Mariechen verkörpert, schlüpft aber noch in andere Rollen - alles Frauen, die ein besonderes Verhältnis zu Clara Viebig hatten. Rückblicke finden statt. Erinnerungen werden lebendig.

Heirat gegen den Willen der Mutter

Tragende männliche Rolle ist Theodor Fontane. Er ist es, der als erster Claras Werke begutachtet. Er schickt sie zum Verlag seines Sohnes, wo sie auch ihren späteren Ehemann, den jüdischen Verleger Theodor Cohn, kennenlernt. Clara heiratet ihn gegen den Willen der Mutter - Fontane lenkt ein und hält sogar die Tischrede. Später verändert der aufkommende Nationalsozialismus Clara Viebigs Leben, sie schreibt nicht mehr. Wie soll sie in dieser Zeit noch realitätsnah schreiben, ohne die Gestapo zu fürchten? Sie will sich selbst treu bleiben - also verstummt sie. Als Halbjude emigriert der einzige Sohn Ernst Wilhelm nach Sao Paolo.

"Alles kam auf mich zu" - das biografische Stück mit Musik über das Leben der deutschen Bestsellerautorin des beginnenden 20. Jahrhunderts, zum 150. Geburtstag von Clara Viebig, ist zu sehen am Freitag, 8. Oktober, 20 Uhr, in der Kultur- und Tagungsstätte Synagoge, Wittlich. Eintrittskarten sind im Alten Rathaus Wittlich, Neustraße 2, sowie an der Theaterabendkasse für 10,50 Euro erhältlich (übliche Ermäßigungen). Sonderpreise gibt es für Gruppen.