Musikalische Liaison von Saxofon und Vibrafon

Wittlich · Der Jazzclub Wittlich hat zum Konzert mit der Band Lutetia eingeladen. Dabei kam es zu ungewöhnlichen Klangerlebnissen.

 Beeindruckend: Die Band Lutetia gastiert auf Einladung des Wittlicher Jazzclubs im Casino. TV-Foto: Christina Bents

Beeindruckend: Die Band Lutetia gastiert auf Einladung des Wittlicher Jazzclubs im Casino. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Wittlich Lutetia, das ist der keltische Name für Paris. So nennt sich die Band, die zum ersten Mal in dieser Formation im Casino gespielt hat. Das Besondere ist dabei die instrumentale Zusammensetzung mit Schlagzeug, Bass, Vibra- und Saxofon. Neben dem Altsaxofon kam in vielen Passagen das nicht so häufig zu hörende Sopransaxofon zum Einsatz. Die Musiker hielten sich auch nicht mit Vorgeplänkel auf, sondern starteten bei "The eye of the mind" gleich mit einem dichten, vollen Sound. Alle spielten in gleicher Lautstärke. Das eine oder andere Instrument kam dabei nicht mehr durch, ähnlich einem Stau auf der Straße. Doch diese musikalische Dichte löste sich im Laufe des Stücks, und die einzelnen Instrumente bekamen mehr Raum. Das Vibrafon, sanft und mit langem Nachhall von Pascal Schumacher gespielt, ergänzte sich mit dem hellen Klang des Sopransaxofons.
Sehr gut abgestimmt waren Kontrabass und Vibrafon in einem weiteren Teil. Das Vibrafon leicht und beschwingt, der Bass, der einen robusten Rahmen dazu lieferte. Es klang, als sei ein kleines Kind hüpfend an der Hand eines Erwachsenen.
Bei den ersten Stücken, klangen Rhythmus und Dynamik noch nicht ganz eingespielt, was bei einer Premiere in der Formation, aber auch vorkommen kann. Im Laufe des Abends spielte sich das Quartett immer harmonischer ein. Julien Loutelier am Schlagzeug begann bei "the Observer" mit scharfen, schon fast brutal anmutenden Schlägen auf den Rand der Snaredrum.
Es folgte Zwischenakzente, bevor das Vibrafon nach und nach die Führung übernahm. Pascal Schumacher spielte mit der einen Hand die Akkorde und mit der anderen die Melodie, leichte einzelne Schläge konnten an beschwingtes Gummitwist-Springen erinnern. Die Saxofonistin Tineke Postma zauberte im nächsten Stück den Besuchern im vollbesetzten Casino mit ihrem enormen Klangvolumen und ihrem einfühlsamen Ton ein Lächeln ins Gesicht. Verträumt, ohne kitschig zu sein, spielte sie, während das Vibrafon sie unterstützte. Auch im nächsten Stück zeigte sie ihr fundiertes Können. Sie versetzte die Zuschauer nicht nur mit ihrer Technik ins Staunen, auch ihrem Klang konnte man sich nicht entziehen. Sanft, kaum hörbar begann sie in drei- bis viertaktigen Sequenzen, die sich nach und nach zu einem Melodiestrang mit enormem Tempo über den gesamten Tonumfang entwickelten. Die Rhythmusgruppe nahm sich zurück und Tineke Postma spielte sich fast in Trance, bevor sie immer leise werdend, ausblendete - mit einer Intensität, die nicht alltäglich ist.
Dass sie und ihre Bandkollegen auch schneller können, zeigten sie anschließend. Hier stand das Vibrafon wieder im Mittelpunkt, das explosionsartig immer schneller wurde und in einen immer wiederkehrenden Rhythmus einscherte. Ohne eine Zugabe ließen die Besucher die vier Musiker auch nach über zwei Stunden Spielzeit nicht von der Bühne. Nach zweieinhalb Stunden verließen Zuhörer und Musiker mit gelöst fröhlichen Gesichtern den Saal.

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