Feste Großes Fest der klaren Klänge

Morscheid · Der Musikverein Morscheid feiert am Wochenende sein 85-jähriges Bestehen und die 40-jährige Freundschaft mit dem Partnerverein aus Dießen im Schwarzwald.

 Mit Schelle und Rappelbix, ein Mitbringsel des Partnervereins aus dem Schwarzwald: Ehrenvorsitzender Gerhard Schmitt (links) und Vorsitzender Johannes Kurz mit wichtigen Utensilien des Vereinslebens.  Foto: Herbert Thormeyer

Mit Schelle und Rappelbix, ein Mitbringsel des Partnervereins aus dem Schwarzwald: Ehrenvorsitzender Gerhard Schmitt (links) und Vorsitzender Johannes Kurz mit wichtigen Utensilien des Vereinslebens. Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer

Wenn der Ehrenvorsitzende des Musikverein Morscheid, Gerhard Schmitt, von seinen frühesten Erinnerungen in diesem Verein erzählt, nimmt er gerne eine Schelle in die Hand. „Damit sind früher unsere Vorstandssitzungen eröffnet und geschlossen worden“, weiß er noch gut. Aber die Schelle hatte noch eine weit wichtigere Funktion, verrät der 81-Jährige: „Wer danach schellte, musste eine Runde ausgeben.“ Ob „versehentlich“ oder mit Absicht, egal, Hauptsache, man musste nicht zu früh nach Hause.

Das gilt auch fürs Wochenende, wenn die 45 aktiven Musiker und rund 300 Inaktiven den 85. Geburtstag des Vereins im großen Zelt auf dem Morscheider Festplatz feiern. Ehrengäste sind dabei die Musiker des Partnervereins aus Dießen am Ammersee im Schwarzwald. „Die suchten damals in einer Fachzeitschrift nach einem Partnerverein. Und da haben wir Kontakt aufgenommen“, freut sich Schmitt heute noch, denn diese musikalischen Partner waren und sind bis heute ein echter Glücksgriff: „Die sind so fröhlich wie wir.“ Die Kontakte sind so intensiv, dass sogar eine Ehe daraus hervorgegangen ist.

Der Vorsitzende, Johannes Kurz, freut sich über den heutigen Dirigenten, Armin Renkel: „Das ist ein studierter Musiker.“ Seit April letzten Jahres führt er den Taktstock und weiß noch seinen Spruch beim Vordirigieren: „Was ist so schwer daran. Spielt nicht so laut.“ Heute freut er sich: „Die haben mich trotzdem genommen.“ Renkel trat in große Fußstapfen, denn Burkhard Graul war zuvor drei Jahrzehnte lang Orchesterleiter und wird am Kommersabend (siehe Info) zum Ehrendirigenten ernannt.

Margit Kronenberger ist die musikalische Chefin des Projektes Vivido aller Musikvereine in der Einheitsgemeinde Morbach. In diesem Nachwuchsorchester spielen derzeit 25 Jugendliche. Alle zwei Jahre beginnt ein neuer Ausbildungszyklus. „Dann bekommen wir immer frische Top-Leute in unser Orchester“, freut sich Vorsitzender Kurz.

Ehrenvorsitzender Schmitt war selbst erst 15, als er 1952 dem Verein beitrat. „Onkel Johann war Militärmusiker und Oma Maria hat mir ein Flügelhorn geschenkt“, erinnert er sich. Musik lag in seiner Familie. Später spielte er die Tuba.

Doch die Zeiten waren hart, das Geld knapp, und so mussten viele Musiker zur Arbeit in der Montanindustrie ins benachbarte Saarland. Übernachtet wurde damals in Schlafhäusern. Zwischendurch nach Hause kommen und mit dem Verein proben? Unmöglich! „Wir wurden immer weniger. Dem Lehrer Karl Brenstaedt als Dirigent haben wir es zu verdanken, dass der Verein überlebt hat“, sagt Schmitt.

So konnte das nicht weitergehen. 1974 setzte man sich zusammen um einen Plan für die Zukunft zu schmieden. Geld war immer noch keins da, aber der Spaß an der Musik war nicht tot zu kriegen. Musiker Paul Nellinger wurde Dirigent, Schmitt offiziell bei der Neugründung ein Jahr später Vorsitzender. Die Ausbildung lief über die älteren Musiker nach Vorgaben des Kreismusikverbandes. „Ein Herr Fröhlich hat von Zeit zu Zeit die Fortschritte kontrolliert, das weiß ich noch“, erinnert sich der Ehrenvorsitzende.

 Dieses historische Bild an Fastnacht zeigt, die Musiker waren früher wie heute keine Kinder von Traurigkeit. Foto: Verein

Dieses historische Bild an Fastnacht zeigt, die Musiker waren früher wie heute keine Kinder von Traurigkeit. Foto: Verein

Foto: Herbert Thormeyer
 Der Musikverein Morscheid trifft sich für den Geburtstag zum Gruppenbild.

Der Musikverein Morscheid trifft sich für den Geburtstag zum Gruppenbild.

Foto: Herbert Thormeyer

Erfolge bei Wertungsspielen folgten. Es ging steil bergauf. Zwischen 1975 und 1993 wurden 164 junge Musiker ausgebildet. So steht es in einem Artikel des TV zum 60-jährigen Bestehen. Das Repertoire wurde stetig erweitert und verfeinert. Heute können die Zuhörer klassische Klänge, Schlager und auch Filmmusik von diesem Verein genießen. Ein großer Auftritt war der Große Zapfenstreich anlässlich der 800-Jahrfeier Morscheids vor zwei Jahren. „Da sind wir mit der Feuerwehr einmarschiert“, erinnert sich Vorsitzender Kurz gerne. Und immer spielt die Fröhlichkeit mit. Gerhard Schmitt gibt am Ende des TV-Gesprächs noch eine Anekdote zum Besten: „Bei einem Auftritt auf dem Weinfest in Wehlen sollten wir schon um 18 Uhr mit dem Bus nach Hause. Das war uns zu früh.“ Kurzerhand wurde Taxigeld für diejenigen gesammelt, die am nächsten Tag früh raus mussten. Einfach die fröhliche Feierlaune abbrechen, das geht gar nicht beim Musikverein Morscheid.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort