Musik Gemeinsame Musikprobe am Monitor - Wie die Wengerohrer Musiker der Pandemie trotzen

Wittlich-Wengerohr · Der Musikverein Wengerohr ist der einzige Verein, der in der gesamten Corona-Pandemie regelmäßig gemeinsam probt: Im Sommer im Freien, später in großen Räumen und jetzt übers Internet.

 Regelmäßig proben die Musiker des MV Wengerohr trotz Pandemie. Das Onlineangebot wird von allen gut angenommen. Auch Axel Kaspari  ist jede Woche donnerstags mit seinem Euphonium dabei.

Regelmäßig proben die Musiker des MV Wengerohr trotz Pandemie. Das Onlineangebot wird von allen gut angenommen. Auch Axel Kaspari  ist jede Woche donnerstags mit seinem Euphonium dabei.

Foto: Christina Bents

Die Klarinette, der Notenständer und der Laptop stehen donnerstags abends bei Monika Kaspari bereit, denn dann ist Zeit für die Probe des Musikvereins. Doch statt sich mit ihrem Mann Axel und ihrem Sohn auf den Weg in den Proberaum im Jugend- und Bürgerzentrum zu machen, bleiben alle zu Hause. Monika Kaspari sitzt im Esszimmer, ihr Ehemann Achim in seinem Büro und der Sohn in seinem Zimmer. „Gemeinsam zu proben ist schwierig, weil wir dann die Musik nicht mehr hören, die vom Laptop kommt“, erklärt Axel Kaspari.

Nach dem Einspielen wird am Stück „Welt in Farbe“ von Thiemo Kraas gearbeitet. Dirigentin Carolin Welter erklärt auf dem Bildschirm, auf was die Musiker beim Spielen achten sollen und in welchem Tempo sie das Stück, eine Onlineversion, nun abspielen wird. Sie zählt an, Monika Kaspari zählt mit und los geht´s. Sie hört dabei die Onlineaufnahme und sich selbst. Ihre Mitspieler kann sie nicht hören.

Nun geht die Dirigentin auf verschiedene schwierige Stellen bei einzelnen Stimmen ein und fordert den ein oder anderen auf, die Stelle vorzuspielen, was dann auch passiert und alle hören. Dann wird die Stelle noch einmal gemeinsam gespielt, jetzt ein bisschen schneller.

Wo Carolin Welter Probleme vermutet oder wo Musiker von sich aus fragen, wird nachgehakt. Sie erinnert die Musiker auch an die verschiedenen Lautstärken und schaltet fürs Tempogefühl das Metronom ein, bevor sie anzählt. Einige Musiker haben ihr Tonaufnahmen des Stückes von sich geschickt. Was ihr daran aufgefallen ist, beispielsweise die Intonation, spricht sie für alle an.

Der Umgang mit dem Computer und der Software ist es für die 23 Musiker, die bei der Probe dabei sind, kein Problem. „Viele müssen sich beruflich damit auseinandersetzen, andere versuchen es selbst oder haben jemanden in der Familie, der hilft. Das klappt gut“, sagt Axel Kaspari.

Für Monika Kaspari ist die Onlineprobe eine Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben. Sie sagt: „Es ist einfach schön, die anderen zu sehen. Natürlich ist es anders als eine Probe, bei der alle gemeinsam im Raum sind, das fehlt. Aber sonst wäre halt gar nichts und man würde auch nicht spielen.“

Ihr Mann sieht es so: „Jeder übt allein zu Haus, aber zur gleichen Zeit das gleiche Stück, und wir sehen uns. Zudem hören wir die Aufnahme vom Band aber uns als Orchester nicht zusammen.“

Im Sommer vergangenen Jahres haben die Musiker draußen geprobt, im Herbst stand ein ausreichend großer Raum zur Verfügung und jetzt macht man digital Musik.

Damit das Gemeinschaftsgefühl im Verein gut bleibt, haben die älteren Vereinsmitglieder Vogelhäuschen vorgefertigt, die dann an die Kinder und Jugendlichen verteilt worden sind. Sie konnten sie zusammenbauen, gestalten und bei sich zu Hause aufhängen. An Fastnacht hat eine Musikerin Mäuschen gebacken und mit Luftschlangen vor die Türen der Mitspieler gestellt. Eine kleine digitale Kappensitzung mit Spielen und einem Quiz hat die Aktion vervollständigt. Gefreut haben sich alle darüber, dennoch hofft man in Wengerohr, wie in vielen anderen Vereinen auch, dass man sich bald wieder persönlich zum Proben treffen kann.

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