Mutter und Sohn sind die Chefs

BRAUNEBERG. Von außen sieht die Fleischerei Steinmetz ein bisschen unscheinbar aus, direkt an der Moselweinstraße. Taucht man aber in die Geschichte des Unternehmens ein, kommt man aus dem Staunen nicht heraus.

Die Geschichte des Unternehmens beginnt 1899. Damals gründete August Steinmetz senior die Fleischerei und führte parallel ein Wirtshaus. Über August Steinmetz junior fiel der Laden 1972 an Paul Steinmetz. Eine Besonderheit. Denn: "Mein Vater war damals erst 20 Jahre alt, durfte den Laden ein Jahr lang nur mit einer Sondergenehmigung führen", erzählt sein Sohn Michael. Das tat Paul nur zu gern. "Er war Fleischer aus Passion. Für ihn war es immer wichtig, jeden Tag Fleisch auf dem Tisch zu haben", erinnert sich seine Witwe Waltraud. Paul Steinmetz baute die Fleischerei weiter aus, so dass 1983 der Umzug von der Nußbaumallee an die Moselweinstraße notwendig wurde. "Wir wollten die Waren nicht mehr über die Straße schleppen und außerdem raus aus dem Hochwasser", erzählt Waltraud Steinmetz. Dann der Schock: Im August 2004 stirbt Paul Steinmetz plötzlich und unerwartet. Die Frage: "Was nun?" stellt sich nicht lange. Sohn Michael - gerade mal 30 Jahre jung - springt in die Bresche. Schließlich ist er auch schon seit 1998 Fleischermeister, Steinmetz der jüngste in Rheinland-Pfalz in seinem Jahrgang. Er flößt der Fleischerei einen modernen Touch ein, arbeitet umweltbewusst und fast ohne Konservierungsstoffe. Mit Erfolg: Gerade erst ist die Fleischerei Steinmetz in Brauneberg mit dem Preis für besondere unternehmerische Leistungen des Landes Rheinland-Pfalz - dem so genannten Phönix 2006 - ausgezeichnet worden. Ein Lob für die Vielseitigkeit des Unternehmens. "Wir müssen was tun, die Konkurrenz der Supermärkte ist groß", erklärt Michael Steinmetz. Deshalb gibt's in der Fleischerei mittlerweile zwölf fertige Fleischgerichte im Glas, die es nur aufzuwärmen gilt. Damals wie heute wird nach dem Motto "Klasse statt Masse" gearbeitet. Und: "Es kommt nichts in den Verkauf, was wir vorher nicht selbst probiert haben!", erklärt Waltraud Steinmetz stolz. Das sind mittlerweile immerhin rund 60 Produkte. Die Kunden danken es der Familie Steinmetz und kommen teilweise bis zu 50 Kilometer weit gefahren, um in Brauneberg ihr Fleisch zu kaufen. Auch der Party-Service, den es seit 20 Jahren gibt, boomt. Bis 2007 ist die Fleischerei bereits für Kommunionen, Konfirmationen und Feiertage ausgebucht. Wochenende gibt es da für Michael Steinmetz meist nicht. Sieben Tage die Woche, meist zwölf Stunden und mehr arbeitet er. Ihm zur Seite stehen ein Geselle, eine Teilzeitkraft, eine Aushilfe und seine Mutter, die sich kostenlos um die Büroarbeit kümmert. Aber Michael stört die viele Arbeit nicht. Im Gegenteil: "Selbstständig arbeiten war immer mein Traum. Der ist in Erfüllung gegangen!" Und die Ziele für die Zukunft? "Die Luft wird dünn", sagt Michael. "Wir haben fast alles erreicht, was man erreichen kann." Somit verlegt er sich darauf, noch mehr zufriedene Kunden zu bekommen, die Position am Markt zu behalten, die er sich erarbeitet hat, und vielleicht noch den einen oder anderen Preis einzuheimsen. Gerade hat sich Michael Steinmetz mit seiner Geschichte und der des Unternehmens als "Mutmacher der Nation" beworben (siehe Hintergrund). Und seine Chancen stehen nicht schlecht… Hier noch die fünf Tipps von Michael Steinmetz für andere Unternehmer: 1. Flexibilität, 2. eine eigene Linie haben, 3. nicht zuviel vom Markt beeindrucken lassen, 4. selbst Trends setzen, 5. Fleiß und eine hohe Qualität. d Ist auch Ihr Unternehmen älter als 100 Jahre? Dann melden Sie sich bei uns per E-Mail: mosel@volksfreund.de.

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