Na sowas! Vor der Kirmes gibt’s Knöllchen

Von Berlin nach Wittlich: Friedel Drautzburg will Laden eröffnen und ärgert sich erst mal eine Runde. Denn da nützen weder coole Kappe, Promistatus noch Ladenprojekt: Auch für Friedel Drautzburg gibt’s Knöllchen.

Der Mann mit dem buschigen weißen Schnurres sieht gerade unter seiner Mütze rot und wettert: „Das ist ja so etwas von kontraproduktiv! Dass Leute, die hier in der Stadt was machen, so bestraft werden! Wir sind hier am Ausladen! Sowas!“
Was ist passiert? Friedel Drautzburg hat in der Burgstraße ein sogenanntes Knöllchen bekommen. 30 Euro soll er zahlen! Dabei hat der Ex-Promiwirt für seinen Unruhestand so auf Wittlich gesetzt.

Da geht ihm einen Tag vor Kirmesfreitag die Hutschnur hoch. Er muss eine Runde Dampf ablassen. Ab der Kirmes hat er was vor: Er will in dem Leerstand in der Burgstraße, den er mit riesigen Wittlicher Schwarz-Weiß-Fotos verkleidet hat, ein Geschäft eröffnen.
Wenn's klappt am Kirmesfreitag. Ganz, ganz früher hieß das Geschäft "Zum Goldenen Stiefel". Der Schüler Friedel kannte es gut. Jetzt läuft der "Weddlia" vor dem Eckladen auf und ab und schimpft wegen des Strafzettels. Dann hastet er wieder rein in das Geschäft, das noch im Aufbau ist. Aber von außen ist durch die Fotobeklebung nichts erkennbar. Friedel Drautzburg hat kurz das Knöllchen vergessen, zeigt auf den Ladentisch: eine alte Hobelbank. Ihr Holz glänzt dunkel in schönsten Brauntönen. So geht Wiederverwertung.

Ja, aber was will er nun verkaufen? Zwei junge Männer kommen rein und wollen eine Kaffeemaschine liefern. Denn Kaffee gibt's hier bald auch, aber eigentlich geht's um was anderes: nämlich um aus Kaffeesäcken hergestellte Dinge. So wie Drautzburgs Mütze. Aber auch Damenhüte, Taschen. Alles Unikate! Denn der zuletzt in Berlin erfolgreiche Promiwirt und Erfinder des Polit-Kult-Lokals "Ständige Vertretung" alias "StäV", hat wieder was erfunden: die Marke "Friedel D."
Er erklärt: "Es geht um Wiederverwerten, ökologisches Denken, Umwelt schonen. Das, was mich als politischer Mensch schon immer interessiert. Das ist die Verkaufsidee!" Aus Kaffeesäcken lasse er Neues entstehen. Upcycling nennt man das, ein großer Trend. Die Säcke aus 15 Ländern bezieht er aus einer Rösterei in Zürich und lässt seine "Friedel D."-Unikate daraus fertigen. Ein Unikat ist er naturgemäß selbst. Jetzt hat er zu tun. "Das ist das 25. Geschäftsobjekt, das ich eröffne. Wir wurden immer in letzter Sekunde fertig", sagt er. Er steht wieder unter Volldampf. Nicht nur wegen des Kirmesknöllchens.

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