Nach 33 Jahren sagt die Burgpächterin Adieu

Bernkastel-Kues · Mehr als ihr halbes Leben hat Heidi Port-Bottler auf der Burg Landshut verbracht. Dieser Abschnitt ist zu Ende. Das Lokal soll umfassend saniert werden. Wer es führt, ist offen. Port-Bottler wird es nicht sein.

 Gaststättenbetreiberin Heidi Port-Bottler (Mitte) und ihr Team, Lydia Sattler, Marion Bastian, Mona Otto und Barbara Steffen (von links), verabschieden sich. TV-Foto: Klaus Kimmling

Gaststättenbetreiberin Heidi Port-Bottler (Mitte) und ihr Team, Lydia Sattler, Marion Bastian, Mona Otto und Barbara Steffen (von links), verabschieden sich. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bernkastel-Kues. Wie viele Leute jedes Jahr zwischen Ostern und Ende Oktober die über Bernkastel-Kues thronende Burg Landshut besuchen, kann nur geschätzt werden. Von 100 000 Leuten ist die Rede. Heidi Port-Bottler glaubt, dass es mehr sind. Die 60-Jährige war bis Donnerstagabend Pächterin des zur Burg gehörenden Lokals. Sollte die Zahl stimmen, hat sie mehr als drei Millionen Besucher kommen und gehen sehen. Denn sie führte den Betrieb seit 1980, anfangs mit ihrem Ex-Mann, seit 1998 in eigener Verantwortung.
Reich geworden ist sie nicht. "Denn natürlich kam nicht jeder Burgbesucher auch ins Lokal", erzählt sie. Kaum jemand hat aber einen so schönen Arbeitsplatz, wie Heidi Port-Bottler und ihre Mitarbeiterinnen in Küche und Service ihn vorfanden. Der Blick ins Moseltal reicht von Mülheim bis fast nach Zeltingen-Rachtig. Zu Füßen der Burg liegt Bernkastel-Kues, durch dessen Gassen pro Jahr bis zu 1,5 Millionen Gäste spazieren.
Anfang November hat Port-Bottler auch bisher immer das Lokal zugesperrt, im Frühjahr des Folgejahres aber wieder geöffnet. Aufschließen wird sie definitiv nicht mehr.
Der Betrieb wird erst einmal ruhen. Mehr als zwei Millionen Euro will die Stadt Bernkastel-Kues, Besitzerin des Gemäuers, investieren - etwa die Hälfte davon soll in die Erneuerung des Gastronomiebereichs fließen. Bis zu drei Jahre sollen die Arbeiten dauern, die auch eine neue Zufahrt und einen barrierefreien Zugang zu dem Bauwerk beinhalten. Die Stadt wartet aber noch auf Förderzusagen (der TV berichtete). Die scheidende Pächterin rechnet damit, dass der Betrieb erst in fünf Jahren weiter geht. Das sei für sie keine Option mehr.
"70 bis 80 Jahre wurde auf der Burg kaum etwas investiert. Jetzt müssen wir aber dringend etwas tun, damit sie der Öffentlichkeit zugänglich und der Nachwelt erhalten bleibt." So die Worte von Stadtbürgermeister Wolfgang Port vor einigen Wochen.
Heidi Port-Bottler, die seit einigen Jahren mit Ports Bruder verheiratet ist, wäre froh gewesen, wenn die Stadt etwas investiert hätte, zum Beispiel in die Elektrik. Sie arrangierte sich aber mit dem Zustand. "Denn die Burg ist mein Leben gewesen. Hier habe ich meine Kinder großgezogen", sagt sie. Und am Jahresende habe sie immer feststellen können, dass sich der Aufwand lohne.
Die Gastronomin erzählt, dass sie gerne investiert hätte. Sie denkt dabei vor allem an die Plastikstühle und Tische im 200 Personen fassenden Innenhof. Warum dies nicht geschah, hat sie oft auch Gästen erklärt, die an solch einem Ort eine andere Bestuhlung erwarten. Weil die Stadt schon seit Jahren über eine Sanierung nachdenke, sei der Pachtvertrag oft nur über ein Jahr gelaufen, zuletzt habe sogar ein vertragloser Zustand geherrscht. Dass sie unter solchen Umständen nicht investiert habe, sei wohl verständlich.
Sie und ihr Personal hätten manches Manko mit Freundlichkeit wettgemacht. Niemand habe auf der Burg einen Drei-Sterne-Betrieb erwartet. "Wir waren ein Ausflugslokal", stellt Port-Bottler klar. "Wir haben Freundlichkeit und Frohsinn verbreitet, auch wenn es stressig zuging." Service-Mitarbeiterin Mona Otto (30) bestätigt das. "Das war elf Jahre so etwas wie meine Familie", sagt sie.
"Die Burg könnte eine Prinzessin sein", glaubt Heidi Port-Bottler. Dazu müsse sie aber auch in den Herzen der Bürger und nicht nur der Touristen verankert sein. In den vergangenen Jahren habe sie sich aber eher als Aschenputtel präsentiert. Der Grund: Die derzeit ruhenden Ausgrabungsarbeiten an dem gefundenen Kastell (Extra) hätten Spuren hinterlassen - nicht nur schöne. Manche Besucher hätten dies negativ vermerkt. "Die Stadt hätte mit Schildern auf den Zustand hinweisen können", sagt Port-Bottler, bevor sie das Lokal abschließt.Extra

Die Geschichte der Burg Landshut wurde im Frühjahr 2012 umgeschrieben. Damals wurden Reste eines römischen Kastells aus dem vierten Jahrhundert gefunden. Vorher waren nur zwei Gemäuer aus den Jahren 983 und 1198 bekannt. Es ist also so, dass hoch über der Stadt drei Burgen übereinander stehen, auch wenn natürlich nur eine zu sehen ist. Der Fund des römischen Kastells hat dazu geführt, dass die Stadt dieses Gelände attraktiver gestalten will. cb

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