Nach Attacke gegen eigene Mutter: 36-Jähriger muss in die Psychiatrie

Trier/Traben-Trarbach · Das Landgericht Trier hat einen 36-jährigen Mann aus Traben-Trarbach in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Der Beschuldigte war durch sein immer aggressiveres Verhalten aufgefallen.

Trier/Traben-Trarbach. Eine brutale Attacke gegen die eigene Mutter, Beleidigungen und Handgreiflichkeiten gegen Polizeibeamte und aggressive öffentliche Auftritte. Die von Staatsanwältin Frauke Straaten aufgeführten Taten des Beschuldigten sind nur die jüngsten und heftigsten in einer Serie, die vor etwa drei Jahren begonnen hatte.Leben gerät aus den Fugen


Damals, nach dem Tod seines Vaters, geriet das zuvor geordnete Leben des gelernten Bäckers mit deutscher (Mutter) und französischer (Vater) Staatsangehörigkeit völlig aus den Fugen. Denkwürdig war schon ein Auftritt auf dem Traben-Trarbacher Marktplatz, wo er nach Pöbelattacken gegen Passanten von der Polizei mit Pfefferspray überwältigt werden musste. Dabei bezeichnete er sich als französischer Oberbefehlshaber und drohte mit Scharfschützen auf den Dächern. "Seit den letzten Jahren hat er Momente, in denen er sich komplett verändern kann. Das kommt dann völlig überraschend. Wenn er solche Zustände hat, spricht er fast nur französisch", sagt seine Mutter, die noch immer unter den Folgen des Übergriffs vom 29. Januar leidet.
Damals war sie von ihrem Sohn in ihrer Wohnung geschlagen und gewürgt worden. Ein Kriminalbeamter erinnert sich an den Ermittlungsbeginn am folgenden Tag. Sie wollten den Beschuldigten in seiner Wohnung aufsuchen, dann prasselten zunächst durch ein Fenster wüste Beschimpfungen in deutsch und französisch auf die Beamten herab. Schließlich öffnete der Beschuldigte die Haustür - mit einem Hammer in der erhobenen Hand. Der Kripomann: "Der stand fast schon in Schlagweite zu mir und ich zog meine Dienstpistole. Wäre er noch einen Schritt näher gekommen, hätte ich abgedrückt." Ein Kollege habe ihn schließlich überwältigt. Im Auto sei er wieder ganz friedlich gewesen. "Wir haben ja regelmäßig mit ihm zu tun - er ist unberechenbar", erklärt ein Beamter und ein Kollege spricht von einer "tickenden Zeitbombe".
Während der Beschuldigte am ersten Verhandlungstag das Geschehen noch ruhig verfolgte, ändert sich das am zweiten Tag. Es beginnt mit Beschimpfungen der Mutter und der anderen Zeugen, dann wird mit gesteigerter Lautstärke ständig die psychiatrische Sachverständige Sylvia Leuphold unterbrochen, die dem Mann eine sich steigernde endogene Psychose bescheinigt, was eine dauerhafte Unterbringung ratsam erscheinen lässt. Leuphold: "Sein Problem ist die fehlende Krankheits- und Behandlungseinsicht." Man könnte ihm helfen, aber er wolle nicht. Staatsanwältin Straaten beantragt die Unterbringung, sein Anwalt Andreas Bogner fragt nach möglichen Alternativen und bittet um ein "gerechtes Urteil". Der Beklagte - "ich bin nicht krank, ihr seid krank" - holt nochmals zum verbalen Rundumschlag aus und verlangt seine sofortige Abschiebung nach Frankreich.Beschimpfungen beim Urteil


Als die Vorsitzende Petra Schmitz die Entscheidung unter Schimpfkanonaden verkündet, befinden sich vier Justizwachtmeister und zwei Polizeibeamte im Saal. Während der Urteilsbegründung bleiben die blau Uniformierten alle sprungbereit stehen. Dann lässt er sich ruhig wegführen - das Ziel ist die Klinik Nette-Gut in Andernach.
Verteidiger Bogner denkt derweil über Revision nach: "Ich kann den jetzt nicht einfach hängen lassen." Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig, die Unterbringung weiterhin nur vorläufig.

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