Nach Drogentod eines Gefangenen: Gewerkschaft will Spürhunde in Wittlicher Gefängnis

Wittlich · Nach dem Drogentod eines Wittlicher Gefangenen fordert die Gewerkschaft Strafvollzug ein schärferes Vorgehen gegen den Rauschgifthandel hinter Gittern. Wittlich könne Pilotprojekt im Land werden. Laut Justizministerium sind 60 Prozent der Gefangenen süchtig oder suchtgefährdet.

Im Sommer diesen Jahres verbuchten Fahnder der Kripo Pirmasens einen beachtlichen Erfolg: Nach mehrmonatigen Ermittlungen sprengten die Beamten einen äußerst konspirativ agierenden Drogenring. Das Besondere an dem Fall: Sieben der acht Tatverdächtigen mussten erst gar nicht festgenommen werden. Sie saßen bereits hinter Gittern, organisierten den Drogenhandel im Zweibrücker Gefängnis.

Ein spektakulärer Fall, aber beileibe kein Einzelfall. Drogen sind in jedem der zehn rheinland-pfälzischen Gefängnisse ein Thema; die Verfügbarkeit ist in der Regel nur eine Frage des Preises. Je nachdem, welche Droge der Gefangene haben will, muss er hinter schwedischen Gardinen schon mal das Fünf- bis Zehnfache des außerhalb geltenden Schwarzmarktpreises hinlegen.

"Das Drogenproblem in unseren Gefängnissen verschärft sich", sagt der gerade wiedergewählte Landesvorsitzende der Gewerkschaft Strafvollzug, Winfried Conrad. Alle Warnungen seien bislang überhöht worden, kritisiert der 56-Jährige, der selbst jahrelang als Justizbediensteter in der JVA Koblenz gearbeitet hat.

Forderung der Gewerkschaft: Um den Rauschgifthandel und -konsum einzudämmen, sollen künftig auch in rheinland-pfälzischen Gefängnissen Drogenspürhunde eingesetzt werden. Die Erfolge in anderen Bundesländern sprächen für sich, sagt der Gewerkschaftsfunktionär. Als Pilotprojekt biete sich die JVA Wittlich an.
Im Mainzer Justizministerium beißt Conrad mit dieser Forderung allerdings auf Granit. Der Einsatz eigener Drogenspürhunde im Justizvollzug sei bereits geprüft und letztlich abgelehnt worden, sagte Minister Jochen Hartloff (SPD) unserer Zeitung.

In der JVA Trier gibt es nach Informationen unserer Zeitung jährlich zwischen zwei und vier Drogenfunde; im Wittlicher Knast gab es im vergangenen Jahr acht Funde, in diesem Jahr bislang zwei.
Wege und Möglichkeiten, das Rauschgift ins Gefängnis zu bringen, gibt es reichlich. In Wittlich wurde zuletzt sogar ein 42-jähriger JVA-Bediensteter ertappt, als er 20 Gramm Haschisch, versteckt in einer Lakritz-Schachtel, in den Knast schmuggeln wollte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort