Nach langer Reise am Ziel

BERNKASTEL-KUES. Ist es Zufall oder wunderbare Fügung, dass das Emmaus-Tabernakel des Bildhauers Hanns Scherl nach langer Reise mit verschiedenen "Stationen" nun im Cusanusstift seinen Platz gefunden hat?

Rektor Professor Alfons Bechtel ist überaus glücklich über die Stiftung des Tabernakels: "Es ist wie geschaffen für den Altar in der Stiftskapelle". Das hat auch Domkapitular Nikolaus Föhr aus Trier erkannt. 17 Jahre lang hat das Tabernakel den Interimseigentümer begleitet, bis es im St. Niklolaus-Hospital seine endgültige Bleibe gefunden hat. In einem Begleitschreiben lässt er die lange abenteuerliche Reise des Emmaus-Tabernakels Revue passieren. Der bekannte Bildhauer Hanns Scherl aus Wittlich (1910 bis 2001) schuf das bronzene Kunstwerk. Viele seiner Werke schmücken Dorfplätze in der Region. Auch der Bernkasteler Bärenbrunnen stammt von Hanns Scherls. Viel hat der Künstler auch für Kirchen geschaffen. Besonders nach dem Konzil hatte die Neugestaltung der Altarräume Vorrang, der Ambo als Ort der Verkündigung bekam einen eigenen Stellenwert und auch dem Tabernakel als Aufbewahrungsort des Allerheiligsten wurde eine Eigenständigkeit eingeräumt. Klarheit in der künstlerischen Gestaltung mit Motiven, die sich auch dem einfachen Betrachter enthüllen, das zeichnet die Kunstwerke Scherls aus. Ein Beispiel dafür ist das Emmaus-Tabernakel, das Scherl ursprünglich für die Pfarrkirche im Weinort Minheim schuf.Bischof Stein brachte die Sache in Rollen

Es sollte sich in die neu gestaltete barocke Gangolfer Chorausstattung der Minheimer Kirche einfügen. Doch dann machte der Bistumskonservator Dr. Franz Ronig das Angebot, den Tabernakel-Altar aus St. Thomas in Trier nach Minheim zu bringen, wo dieser nach 140 Jahren getrennter Aufstellung die ursprüngliche Gangolfer Chorausstattung in Minheim wieder hergestellt hätte. In Minheim aber fand diese Idee zunächst wenig Zuspruch. Erst bei der 800-Jahr-Feier von St. Thomas brachte der damalige Bischof, Dr. Bernhard Stein, mit seiner Bemerkung: "Dieser Tabernakel-Altar gehört nach Minheim, wo schon der Säulenumbau steht", die Sache endgültig ins Rollen. Der Wechsel wurde dann vollzogen, das "frei gewordene" Emmaus-Tabernakel als Gegenleistung fand aber im Dom nicht die erhoffte Aufnahme als Karwochen-Tabernakel. Mit offenen Armen empfangen wurde das kunstvolle Geschenk hingegen im Cusanusstift. Dort auf dem Altar in der Kapelle steht es seit Januar. "Ich kenne neben dem Trierer Dom keinen Ort, an dem das Tabernakel besser steht", bemerkt dazu Föhr. Stilistisch stellt das Bronze-Tabernakel aus dem 20. Jahrhundert eine ideale Ergänzung zum gotischen Flügel-Altar dar. Das Rauten-Ornament der Tabernakel-Ummantelung passt wunderbar zur Verzierung am Altar der Stiftskapelle. Auf der Vorderseite des Tabernakels befindet sich in einer Rundung die Szene vom Osterabend in Emmaus. Jesus bricht den Wandergefährten das Brot, und diese erkennen voller Freude den Sohn Gottes, der von den Toten auferstanden ist. In ihrer Begeisterung brechen sie auf vom Mahl und verkünden die frohe Botschaft der Gefährten in Jerusalem. Damit stellt die Emmaus-Szene auch eine thematische Fortführung der gemalten Altar-Flügel mit der Passion Christi dar. Bei der Schenkung des Minheimer Emmaus-Tabernakels gibt es nur eine einzige Bedingung, die mit Freuden erfüllt wird: Scherls Aufbewahrungsort des Allerheiligsten soll immer den Platz behalten, den er nun gefunden hat.

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