Nach Schätzen stöbern

WITTLICH. Wie war das noch damals? Die Frauengemeinschaft St. Markus bereitet für den Herbst ein Projekt vor, das den Alltag der Frauen im vergangenen dreiviertel Jahrhundert widerspiegeln soll.

Auf die Idee zu ihrem Projekt waren die Damen der Frauengemeinschaft bei einem Besusch im Bonner Haus der Geschichte im vergangenen Jahr gekommen. Dort waren Gegenstände ausgestellt, die den Alltag vergangener Zeiten bestimmt hatten, und die bei den - meist älteren - Vereinsmitgliedern für reichlich Gesprächsstoff sorgten: "Genau so einen Kinderwagen hatte meine Mutter!" - "Das Waffeleisen hab ich noch!" - "So ein Bügeleisen hatten wir auch!" Jede konnte etwas zu den Exponaten beitragen. Lilo Musseleck, Vorsitzende der Gemeinschaft St. Markus, brachte das auf die Idee, derart reges Interesse auch anderweitig zu nutzen: Erstens bringe das die Frauen innerhalb der Gruppe in den Dialog, und zwar quer durch alle Alterstufen, zweitens könne sie sich mit einem gemeinsamen Projekt ideal auch nach außen präsentieren. Da kommt das eigene 75. Jubiläum gerade recht. "Ja, damals! - Und heute?" soll der Titel des umfassenden Projektes lauten.Projekt ist noch ausbaufähig

Wichtiger Programmpunkt ist eine Ausstellung, in der die Frauengemeinschaft aus dem eigenen Fundus schöpft und, ähnlich wie im Haus der Geschichte, Gegenstände vergangener Zeiten zeigen möchte. "Sie sollen vom Leben der Frauen in den vergangenen 75 Jahren erzählen", erklärt Musseleck. In Truhen, Kommoden, Speichern und Kellern werden sie stöbern, die Wittlicher Frauen, um ihre in drei Themenbereiche gegliederte Ausstellung zu bestücken: Küche und Handarbeit, der kirchliche Aspekt sowie Fotogalerie werden sie wohl heißen. Die Vorsitzende weist allerdings darauf hin, dass das gesamte Projekt erst in der Entstehungsphase ist und Änderungen im Detail beziehungsweise Erweiterungen jederzeit vorgenommen werden können - sie hofft auf rege Mitarbeit. Vier Wochen lang wird die Ausstellung im Markushaus zu sehen sein. Zusätzlich soll es ein buntes Rahmenprogramm geben. Geplant sind Vorträge zum Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. So will Marianne Bühler die Entwicklung der Kirche in den vergangenen 75 Jahren nachvollziehen. Elisabeth Schmitz und Marie-Luise Wessel sind zwei weitere Protagonisten, die für Vorträge beziehungsweise Lesungen gewonnen werden konnten. "Auf jeden Fall werden wir auch einen Handarbeitsnachmittag anbieten", so Musseleck. Wer schon immer lernen wollte, wie man Socken strickt: Einfach vorbeischauen, es ist sicher eine Dame dabei, die diese aussterbende Kunst beherrscht.Geschichten von früher sind gefragt

Auch Lieder werden sie singen, die Frauen von St. Markus und ihre Gäste. "In den 20-er, 30-er Jahren gab es in Deutschland die erste große Jugendbewegung der aufmüpfigeren Art." Damals entstanden Jugendherbergen und damit die Möglichkeit des preiswerten Reisens. Der Gesprächstoff wird den Frauen nicht ausgehen, so viel steht bereits im Vorfeld fest. Und damit noch viel mehr hinzukommt, bittet Lilo Musseleck um regen Besuch bei den Erzählnachmittagen im Markushaus, die vor dem Projektstart angeboten werden. Dazu sind alle eingeladen, die Freude daran haben, ihre Erinnerungen an vergangene Zeiten mit anderen zu teilen. Männer und Frauen, alle Religionen und alle Altersgruppen dürfen plappern, wie ihnen der Mund gewachsen ist. Nicht auf die Druckreife einer Geschichte kommt es an, sondern auf deren Inhalt. Wobei die kleinen, einfachen Geschichten oft mehr erzählen als dicke Geschichtsbücher. Die Authentizität ist entscheidend. Was aus dem Projekt wird, ob an den Erzählnachmittagen vielleicht Diktaphone mitlaufen, die fleißige Hände später in die Tasten hauen, um womöglich ein Buch über das Leben in früheren Zeiten zu veröffentlichen, weiß noch keiner so genau. Wie sagte Lilo Musseleck: "Für Änderungen und Erweiterungen unserer Pläne haben wir ein offenes Ohr." Die Termine für die Erzählnachmittage: jeweils dienstags, am 4. und 25. Mai sowie am 8. und 22. Juni.

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