Nach Schließung des Traben-Trarbacher Krankenhauses: Mediziner sieht sich als Lückenfüller

Traben-Trarbach · Seit der Schließung des Traben-Trarbacher Krankenhauses gärt es. Für Klarheit könnte der Träger sorgen. Doch der schweigt. Andere reden.

 Mediziner haben nicht automatisch einen deutschen Doktortitel, wenn sie etwa in Belgien den Grad „Docteur en Médecine“ erlangt haben. Das zeigt ein Urteil aus Mainz. Foto: Rolf Vennenbernd

Mediziner haben nicht automatisch einen deutschen Doktortitel, wenn sie etwa in Belgien den Grad „Docteur en Médecine“ erlangt haben. Das zeigt ein Urteil aus Mainz. Foto: Rolf Vennenbernd

Mit guten Meldungen sollte ihr Produzent nicht hinter dem Berg halten. Eine solche wäre: Im ehemaligen Traben-Trarbacher Krankenhaus kann die dort ansässige Gemeinschaftspraxis für Gynäkologie und Geburtshilfe wieder ambulant operieren. "Mündlich habe ich dieses Angebot", sagt Dipl. med. Aldo Weise. Ob er es annimmt, weiß er noch nicht.

Die Dernbacher Gruppe Katharina Kasper bestätigt die Offerte nicht. Auch zu weiteren Fragen bleibt die Antwort aus. "Wir möchten keinen Kommentar abgeben. Wir befinden uns im laufenden Austausch", teilt Dagmar Koppers (stellvertretende Leitung Unternehmenskommunikation) mit.

Die Vorgeschichte: Ende November 2016 verkündete der Träger die Schließung des Krankenhauses zum 1. Dezember des gleichen Jahres. Begründung: Von den 21 Betten seien nur noch durchschnittlich vier belegt. Bereits im Frühjahr war die Geburtshilfe (mehr als 300 Geburten pro Jahr) zugemacht worden.

Für Belegarzt Aldo Weise bedeutete die Klinikschließung: Er kann seine Praxis zwar weiterführen, muss aber alle Operationen, auch die ambulanten, im Zeller Krankenhaus durchführen.

In die Kritik geriet vor allem die Vorgehensweise des Trägers. Sie sei wie aus heiterem Himmel gekommen und über Nacht umgesetzt worden. Es sei viel Porzellan zerschlagen worden und viel Vertrauen verloren gegangen.

Die leerstehenden Räume sollen als Lokales Gesundheitszentrum genutzt werden. Damit soll unter anderem ein hausärztlicher Dienst gewährleistet sein. Hier kommt wieder Aldo Weise ins Spiel. Er glaubt, dass er nur als Lückenfüller tätig werden soll, da das Angebot auch nur bis Jahresende befristet ist. "Dann stehe ich vielleicht wieder mit leeren Händen da", sagt er.

Im ehemaligen Krankenhaus war auch der Anästhesist Uwe Plorin tätig. Er bekam mit achttägiger Frist die Kündigung als Belegarzt in Traben-Trarbach. Plorin pocht dagegen auf eine Kündigungsfrist von einem Jahr, hat einen Anwalt eingeschaltet und wird vor Gericht ziehen. Er habe schriftlich ein Angebot bekommen, in Zell bei ambulanten Operationen zu assistieren, sagt er. Aktuell gebe es auch das Angebot wieder in Traben-Trarbach bei solchen Eingriffen als Anästhesist zu wirken. "Doch damit kann ich meinen Lebensunterhalt nicht bestreiten", sagt der Mediziner. Er strebe eine Abfindung für das Jahr an, um sich in aller Ruhe eine neue Wirkungsstätte suchen zu können.

Einer der Wünsche der Stadtratsmitglieder war mehr Transparenz beim weiteren Vorgehen. Auch eine Bürgerversammlung wurde gefordert. "Wir bitten Sie, dass wir glauben können, was Sie uns hier sagen." Mit diesen Worten hatte Stadtbeigeordnete Renate Braband Mitte Dezember im Stadtrat auf die Zeller Klinikgeschäftsführerin Elisabeth Disteldorf eingewirkt. Die hatte vorher im Zusammenhang mit dem Lokalen Gesundheitszentrum von ersten Zusagen gesprochen.

Der TV hat auch bei Marcus Heintel, dem Bürgermeister der VG Traben-Trarbach, nachgefragt. Gemeinsam mit der VG Zell und der Zeller Klinik war die Kommune am Projekt "Starke Kommunen - Starkes Land" beteiligt. Dabei ging es um das Gesundheitswesen im ländlichen Raum. Die Lenkungsgruppe bestehe weiterhin, sagt Heintel. Er geht davon aus, dass bis Mitte des Jahres vorzeigbare Ergebnisse vorliegen.KommentarMeinung

Transparent ist das nicht!Kein Mensch verlangt, dass öffentlich spekuliert und Sachen verkündet werden, die noch nicht spruchreif sind. Doch transparent und vertrauensbildend ist das Vorgehen der Dernbacher Gruppe auch nicht. Wenn Ärzte und Pflegepersonal wie Spielfiguren hin- und hergeschoben werden und Botschaften eher mit dem Begriff Hiob als mit freudiger Erwartung verbunden werden, läuft etwas grundlegend falsch. Starke Kommunen - Starkes Land: Der Name des Projekts ist ein Wunsch. Aber vielleicht wird ja doch noch alles gut. Im Moment sieht es aber eher danach aus, als würde wieder Porzellan zerschlagen. Und die Befürchtung, dass die Bürger wieder vor vollendete Tatsachen gestellt werden, erscheint zumindest nicht abwegig. c.beckmann@volksfreund.de

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