Lärmbelastung Nachbarn in Wittlich-Wengerohr beschweren sich über Polizei

Wittlich/Trier/Mainz · Polizisten werden in Wittlich-Wengerohr durch Anti-Terror-Training mittlerweile intensiver aus- und fortgebildet. Manche Anwohner fühlen sich von den lautstarken Einsatztrainings mit Helikoptern, Blendgranaten und Maschinenpistolen gestört.

 Auf dem Gelände der ehemaligen Bereitschaftspolizei in Wittlich sind mittlerweile mehrere Dienste der Polizei wie auch die Polizeischule, Spezialeinsatzkräfte, die zentrale Polizeitechnik und die Führungsgruppe der Polizeidirektion Trier untergebracht.

Auf dem Gelände der ehemaligen Bereitschaftspolizei in Wittlich sind mittlerweile mehrere Dienste der Polizei wie auch die Polizeischule, Spezialeinsatzkräfte, die zentrale Polizeitechnik und die Führungsgruppe der Polizeidirektion Trier untergebracht.

Foto: Christian Moeris

Helikopter starten und landen, ein Bombenknall hallt, Maschinenpistolen werden abgefeuert und um das Martinshorn zu übertönen geben Einsatzleiter ihre Kommandos durch ein Megaphon: So schildert ein Anwohner einen Übungstag am Polizeistandort Wengerohr, wo Polizisten aus- und fortgebildet werden.

Problem „So gut wie jede Woche veranstalten die hier solch ein Spektakel“, sagt der Anwohner, der nur wenige Meter vom Zaun der Polizeischule entfernt wohnt. Er sagt, auch viele seiner Nachbarn in Wengerohr  würden sich  durch den Lärm, der verstärkt erst seit 2018 von der Polizeischule ausgehe, gestört fühlen. „Die spielen schon wieder Krieg“, habe eine Nachbarin kürzlich eine Übung kommentiert, sagt der Anwohner.

„Und nach den Trainings wird noch in lautstarken Salven die Übungsmunition verschossen. Der Lärm ist mittlerweile unerträglich.“ Dabei sei doch auf dem Außengelände gar kein Schieß- und auch kein Hubschrauberlandeplatz gemeldet, meint er.

Es zweifele ja niemand daran, dass die Polizei aus- und fortgebildet werden müsse, sagt der Anwohner, „aber solch ein Spektakel, das keiner Ernstlage gerecht wird, sollte man an anderen Orten veranstalten und nicht hier im Wohngebiet, über dessen Häuser sie mit ihren Helikoptern die Angriffe fliegen.“  Bis 2018 sei die Polizeischule ein guter Nachbar gewesen, sagt er.  „Seitdem ist es der reinste Horror.“
Sein an das Innenministerium gerichtetes Beschwerdeschreiben über die Polizei, sagt der Anwohner, habe keine Konsequenzen gehabt.
Der TV hat die zuständigen Polizeipräsidien in Mainz und Trier sowie auch die Stadt Wittlich um Stellungnahmen gebeten. Ist der Lärm, dem die Anwohner durch die Anti-Terror-Trainings in Wengerohr ausgesetzt werden, rechtens? Oder werden dort mittlerweile gesetzliche Grenzwerte für den Lärmschutz der Wohngebiete überschritten? Vielleicht aber hat die Aus- und Fortbildung der Polizei, egal mit welcher Lautstärke, ja sogar Vorrang vor dem Immissionsschutzbedürfnissen der Anwohner?

Polizei Doch konkrete Antworten auf diese und viele weitere Fragen zur Lärmsituation rund um die Liegenschaft in Wengerohr liefert die Polizei nicht. Allerdings wird die Untersuchung der Angelegenheit angekündigt.
Christoph Semmelrogge, Polizeipräsident des Präsidiums Einsatz, Logistik und Technik, erklärt zunächst die derzeitige Ausbildungssituation: „Seit dem Jahre 2018 finden vermehrt polizeiliche Übungs- und Fortbildungsmaßnahmen in unseren Polizeiliegenschaften, auch in unserer Liegenschaft Wittlich-Wengerohr, statt. Grund dafür ist die Einführung des Trainings insbesondere im Zusammenhang mit der Umsetzung polizeilicher Konzepte und Strategien vor dem Hintergrund zunehmender terroristischer Bedrohungslagen.“ Dieses Spezialtraining, sagt Semmelrogge, sei eine von mehreren polizeilichen Maßnahmen infolge der seit einigen Jahren angespannten Sicherheitslage aufgrund der terroristischen Bedrohungen. Darüber hinaus unterliege die Aus- und Fortbildung der Polizei einem ständigen Wandel und einer kontinuierlichen konzeptionellen Anpassung an neue Herausforderungen. Dabei gelte es, möglichst realitätsnahe Szenarien darzustellen, sagt Semmelrogge.

Denn nur eine gut ausgebildete  Polizei könne ihre Aufgaben zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung bewältigen. „Hierzu sind Übungen wie diejenigen in unserer Liegenschaft Wittlich-Wengerohr unerlässlich.“ Gleichwohl sei die Polizei an guten nachbarschaftlichen Beziehungen mit den Anwohnern interessiert, sagt Semmelrogge, und nehme die ihr jüngst erstmals vorgetragenen Anliegen sehr ernst. „In Abstimmung mit den zuständigen Behörden werden wir daher zeitnah die Lärmbelästigung untersuchen und Gespräche mit den Anwohnern führen.

Stadt Damit nimmt die Polizei die Beschwerden der Anwohner ernst, möchte die Lärmbelastung ihrer Nachbarn in Wengerohr untersuchen und das Gespräch suchen. Der TV hat auch bei der Stadt Wittlich nachgefragt. Doch dort habe sich in dieser Angelegenheit bislang noch niemand beschwert, sagt Pressesprecher Rainer Stöckicht. „Wir gehen aber davon aus, dass die Polizei am Fortbestand der seit Jahrzehnten bestehenden guten Nachbarschaft mit den Anwohnern in Wengerohr sehr interessiert ist und die vorgetragenen Beschwerden der Lärmbelästigung mit den zuständigen Behörden prüfen sowie den Dialog mit den Anwohnern suchen wird.“

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