Coronapandemie Nachbarschaftshilfe für den Lockdown im Landkreis

Bernkastel-Wittlich · Die Initiativen im Kreis, die sich im Frühjahr zusammengefunden hatten, um in der Coronakrise hilfsbedürftige Menschen auf vielfältige Weise zu unterstützen, gibt es immer noch. Nach einem ruhigen Sommer können sie ihre Helfer schnell wieder aktivieren.

 Viele Ehrenamtliche, die beispielsweise Risikopatienten mit Lebensmitteln versorgt haben, hatten sich im Frühjahr zusammengefunden. Die meisten sind weiterhin aktiv und können helfen, wenn Hilfe benötigt wird.

Viele Ehrenamtliche, die beispielsweise Risikopatienten mit Lebensmitteln versorgt haben, hatten sich im Frühjahr zusammengefunden. Die meisten sind weiterhin aktiv und können helfen, wenn Hilfe benötigt wird.

Foto: Christina Bents

Eine Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität gab es im März und April dieses Jahres, als durch die Corona-Pandemie Geschäftsschließungen und Kontaktbeschränkungen beschlossen wurden. So fanden auch im Landkreis Bernkastel-Wittlich viele Menschen zusammen, um für andere die Einkäufe zu erledigen, Botengänge zu tätigen, mit dem Hund Gassi zu gehen oder bei der Fahrt zum Arzt zu helfen.  Es waren Gruppen, die sich im Internet organisierten, Vereine, Freizeitclubs, politische Parteien und Sozialverbände. Allein in Morbach fanden sich Helfer im deutlich dreistelligen Bereich. Manchmal überstieg die Zahl der Hilfsangebote die Zahl der Hilfesuchenden deutlich. Kerstin Thommes, Tourismuschefin aus Morbach, bei der die Fäden zusammengelaufen sind, sagte damals: „Es ist ein Riesenpool von Ehrenamtlichen, aber das Verhältnis zwischen potentiellen Helfern und Hilfesuchenden kann sich schnell ändern.“ Über den Sommer ist es ruhiger geworden, aber die Initiative wurde weiterhin gepflegt und mit Handzetteln und Plakaten etabliert. Kerstin Thommes erklärt zur momentanen Situation: „Die Ehrenamtsbörse „Gemeinsam gegen Corona“ ist selbstverständlich noch existent und aktiv. Wir wollen die Bürger in der aktuellen Situation sensibilisieren. Die Ehrenamtsbörse soll auch über die Corona-Pandemie hinaus etabliert werden.“

In Thalfang sind ebenfalls weiterhin Menschen aktiv, um bei den momentanen Kontaktbeschränkungen Hilfe zu leisten. Ortsbürgermeister Burkhard Graul, bei dem die Erstkontakte ankamen, berichtet: „Ich gehe davon aus, dass alle wieder aktiv werden, die auch im Frühjahr dabei waren. Im März und April haben sich viele nicht mehr getraut rauszugehen und konnten es auch aufgrund ihres Alters nicht mehr. Da sind viele Privatpersonen eingesprungen und ich denke, dass es wieder so sein wird, wenn sich Hilfesuchende melden.“ Bei der Nachbarschaftshilfe des SPD- Gemeindeverbands in der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach ist Dagmar Barzen aus Reil aktiv. Sie schätzt die momentane Situation anders ein als im Frühjahr. Sie meint, dass die Menschen damals sehr viel verunsicherter gewesen seien und der Teillockdown jetzt zeitlich begrenzt bleibe. Man habe Anfang des Jahres neben der praktischen Hilfe auch sehr viel mit den Leuten geredet, gerade über ihre Ängste bezüglich Corona. „Das war mit eine der wichtigsten Aufgaben. Wenn es jetzt wieder den Bedarf gibt, dass Menschen Hilfe brauchen, werden wir natürlich sofort wieder aktiv“, bekräftigt sie. In Zeltingen-Rachtig konnten sich Hilfesuchende bei der Tourist- Information melden, bei der Elke Schwaab arbeitet. Sie berichtet, dass es im Frühjahr sehr viele Menschen gab, die hätten helfen wollen, aber keiner Hilfe angefragt habe. „Für mich spricht das dafür, dass hier die familiären und nachbarschaftlichen Strukturen so intakt sind, dass weitere Hilfsangebote nicht notwendig sind.“ In Bernkastel-Kues gab es im Frühjahr Hilfsangebote von der SFG. Dort war kein Verantwortlicher für eine Stellungnahme zur aktuellen Situation erreichbar.

Die Initiative „Wittlich-Land & Wittlich hilft sich“ ist nach wie vor aktiv. Im März und April haben sich in der Zeit knapp 100 Helfer registriert, um im Stadtgebiet Wittlich und in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land Aufgaben für andere Menschen zu erledigen, vom Einkauf bis hin zu Behördengängen. Auch Firmen haben das Netzwerk direkt und unkompliziert unterstützt. Daniel Müller, einer der Sprecher der Initiative, stellt fest: „Wir haben sogar einen mietfreien Leihwagen sowie Büroflächen zur Organisation zur Verfügung gestellt bekommen. Das war beeindruckend.“ Er rechnet damit, dass die Nachfrage nun wieder steigt, das erkenne er daran, dass die Anrufe auf ihrer Hotline zunähmen und sich wieder mehr Menschen registrierten oder der Facebook-Gruppe beiträten. Er fasst zusammen: „Das Tolle daran ist, dass diese komplette Gemeinschaft sich überwiegend durch Solidarität aufbaut und organisiert. Bisher hatten wir nur einen sehr geringen finanziellen Aufwand und dabei soll es auch bleiben.“

Die Kontaktdaten der Hilfsinitiativen des Kreises finden sie täglich auf der Service-Seite des Trierischen Volksfreunds.

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