Nachruf Die Weinwelt trauert um eine Legende

Brauneberg · Wilhelm Haag ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Der Brauneberger Winzer war maßgeblich daran beteiligt, dass der Moselriesling wieder in aller Munde ist.

 Wilhelm Haag und Sohn Oliver im Jahr 2010 in der Spitzenlage Brauneberger Juffer Sonnenuhr.

Wilhelm Haag und Sohn Oliver im Jahr 2010 in der Spitzenlage Brauneberger Juffer Sonnenuhr.

Foto: "g_wissen" <g_wissen@volksfreund.de>

Die Weinwelt verneigt sich vor einem ihrer bedeutendsten Vertreter. Sie nimmt Abschied und trauert um Wilhelm Haag. Der Seniorchef des Weinguts Fritz Haag (Dusemonder Hof) in Brauneberg ist im Alter von 83 Jahren gestorben.

Worte wie „Legende“ oder „Ikone“ werden schnell in den Mund genommen. Auf Wilhelm Haag treffen sie zu. Als Chef des Weinguts, das 1605 erstmals urkundlich erwähnt wurde, hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass der Ruf des Moselrieslings nach ein paar harten Jahren wieder weltweit aufpoliert wurde. Als Vorsitzender des Großen Rings im Verband der Deutschen Prädikatsweingüter (VDP) Mosel-Saar-Ruwer lenkte er 20 Jahre lang, von 1984 bis 2004, die Aufmerksamkeit der Wein- und Fachwelt wieder auf die Rieslinge von Mosel, Saar und Ruwer.

Dabei blieb der Mann mit dem gefürchteten Händedruck immer bodenständig – fest mit seiner Heimat verwurzelt. Viele suchten seinen Rat. Kollegialität und Fairness seien für ihn eine Herzenssache gewesen, heißt es von Seiten des VDP. Wilhelm Haag sei einer der „Väter der Renaissance des deutschen Weinbaus.“

Ansgar Schmitz, Geschäftsführer des Mosel-Saar-Ruwer e. V., erinnert sich an seine erste Reise in die USA im Jahr 1993. Damals habe er in Weingeschäften Haag-Weine gesehen und die Bedeutung von Wilhelm Haag für die Weinwelt erkannt. 1994 ernannte der Gault Millau Weinguide Deutschland Wilhelm Haag in seiner ersten Ausgabe zum „Winzer des Jahres“. Wen auch sonst, könnte man fragen. Haags Weingut spielte immer in der ersten Liga und dort auch immer an der Spitze. Der Betrieb gehört zu den besten Rieslingerzeugern der Welt.

Der Brauneberger war offenbar ein guter Lehrmeister. Auch die beiden Söhne spielen in der obersten Weinliga. Oliver hat das elterliche Weingut 2005 übernommen. Thomas hat das Weingut Schloss Lieser, nicht zu verwechseln mit dem benachbarten Luxushotel, aus der Versenkung in ungeahnte Höhen geführt. Beide gehören in den gängigen Weinführern zu den besten Betrieben und sind mittlerweile auch mit Auszeichnungen überhäuft worden.

Bei drei Enkeln und zwei Enkelinnen besteht die Hoffnung, dass die Erfolgsbilanz im Sinne des Opas fortgesetzt wird. Wilhelm Haag werde als Weinfachmann, Freund und Kollege immer ein Vorbild sein, heißt es von Seiten des VDP.

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