Stadtführung Mit dem Nachtwächter Bernkastel-Kues entdecken
Bernkastel-Kues · Die Führungen sind beliebt: Rund 25 Personen wandeln durchschnittlich mit Hans Peter Kuhn auf den Spuren des Räubers Johann Peter Petri .
Der Nachtwächter-Rundgang in Bernkastel-Kues ist sehr abwechslungsreich. Man erfährt einiges über die Zeit zwischen 1783 und 1811. Es werden neun Personen, acht Gruppen, und ein Kater erwähnt. Insgesamt werden 28-mal Jahreszahlen genannt, und sechs Gäste dürfen dem Nachtwächter helfen und eine Laterne tragen.
Von der Zahlenflut braucht sich aber keiner abschrecken zu lassen, denn Hans Peter Kuhn ist ein erfahrener Gästeführer. Und er weiß, wie man die Aufmerksamkeit der Besucher wachhält – schließlich hat er im Jahr vor der Corona-Pandemie rund 70 Touren durch die Stadt angeboten. Vor zehn Jahren startete er seinen ersten Rundgang.
Nachdem der Nachtwächter geweckt ist und aus dem Keller eines Hauses am Karlsbader Platz kommt, bläst er ins Schofarhorn, verschwindet wieder und kommt mit Hellebarde und Laternen zurück. An den Hochwassermarken berichtet er über die sozialen Folgen der Überflutungen. Dazu gehörten Armut und Tot durch Hunger und Kälte wie beim Hochwasser mit Eisgang 1784. Dabei lässt Kuhn sein schauspielerisches Talent aufblitzen, wenn er um die Toten weint. Er zeigt Einsatz, wenn er über die Keller spricht, in denen das Eis gelagert war, und seinen Humor: Während er erzählt, dass das Eis bis heute hält, zeigt er auf ein Verkaufsschild „Eis“.
Ein bisschen gruselig wird es bei der Enthauptung des Räubers Schinderhannes und seiner Kollegen, zu denen auch Johann Peter Petri gehört hat, genannt „Schwarze Pit“. Im Minutentakt seien die Räuber enthauptet worden, 30 000 Schaulustige seien vor Ort gewesen und die Menge hätte vor Freude gejohlt bei jedem abgetrennten Kopf, der in die Höhe gehalten worden sei. Von Johann Peter Petri weiß Kuhn, dass dieser damals nicht gefasst wurde, sondern erst einige Jahre später in Frankreich ins Gefängnis kam. „Und weil es den Gefangenen dort langweilig war, haben sie das Kartenspiel ‚Schwarzer Peter’ erfunden“, sagt er und zieht Spielkarten aus seinem Nachtwächterumhang.
Wenn der Rundgang durch die Stadt führt, ist Hans Peter Kuhn ganz in seiner Rolle als Nachtwächter. Er schaut, ob bei der Sparkasse keine Scherben vor den Fenstern liegen – sie könnten von Einbrechern stammen – und lobt die Schmuckgeschäfte mit vergitterten Eingängen.
Insgesamt gibt es acht Stationen. Die Zerstörung der Stadtmauern, der Türme und Burgen ist Thema, das Schinderhannes-Lied wird gesungen, ein Gedicht von Heinrich Heine zitiert und das „Bäre Gässchen“ kontrolliert, bevor es wieder zurück zum Ausgangspunkt geht.
Wer Hans Peter Kuhn als Nachtwächter selbst erleben möchte, kann sich bei der Tourist-Information Bernkastel-Kues für eine Tour anmelden – Telefon 06531/500190. Zwischen dem ersten Weihnachtstag und 1. Januar 2022 bietet er sieben Rundgänge an. Auch während der Adventszeit und in der letzten Oktoberwoche kann man mit dem Nachtwächter die Stadt erleben.