Nachwehen einer schweren Geburt

Einheitlich, systematisch, informativ und attraktiv soll es sein: das dreistufige Beschilderungssystem, das Ortsunkundige durch Wittlich führen und die Erreichbarkeit der Innenstadt verbessern soll. Die Schilder stehen seit der Kirmes. Die Detailinfos fehlen noch, denn es gibt eine Mängelliste.

 Erst zum Parkplatz und dann in die Stadt führen soll das 51-teilige Beschilderungssystem. Die Detailinfos zu Sehenswürdigkeiten fehlen jedoch noch. TV-Foto: Sonja Sünnen

Erst zum Parkplatz und dann in die Stadt führen soll das 51-teilige Beschilderungssystem. Die Detailinfos zu Sehenswürdigkeiten fehlen jedoch noch. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Seit Jahren arbeitet man in Wittlich an einem Verkehrs-, Park- und Fußgängerleitsystem. Vom Konzept bis zu den ersten Schildern an den Zufahrtsstraßen im Frühjahr war es eine schwere Geburt. Gründe waren unter anderem unklare Eigentumsverhältnisse der gewünschten Standorte. Nach den Tafeln am Stadtrand folgten zur Kirmeszeit die Schaukästen in der Stadt. Dazu gesellten sich Wegweiser mit aufgelisteten Zielen, die jedoch in den Schaukästen-Plänen noch nicht zu finden sind.

Die Kennzeichnung lässt noch auf sich warten

Sie sollen als Magnettäfelchen ergänzt werden. Aufgetaucht ist auf den Straßenzug-Plänen mit den Parkplätzen zumindest das Symbol für die Touristinformation in der Neustraße. So steht der Ortsunkundige etwa auf dem Marktplatz vor drei Vitrinen, findet auf deren Plänen aber keinen Hinweis auf das Georg-Meistermann-Museum am Markt. Noch sind stadtbildprägende Gebäude, wie auch Markuskirche oder Burgtürmchen auf den Plänen nur als Grundriss zu identifizieren. Auf die Frage, warum die Gebäude nicht direkt gekennzeichnet worden sind, statt sie nachträglich durch die noch fehlenden Magnet-Täfelchen zu definieren, sagt Ulrich Jacobs, Pressesprecher der Stadtverwaltung: "Das ist eine interne Festlegung, hierdurch wird ein einheitliches Erscheinungsbild bei den Angaben auf den Plänen erreicht."

Und wann ist mit den Magnettäfelchen zu rechnen? "Sobald wie möglich. Nach der Mängelbeseitigung", informiert der Pressesprecher, denn die Herstellerfirma hat eine "Fehler-Liste" von der Stadt bekommen. Wie viele Mängel es seien, lasse sich "nicht beziffern". Und auf die Frage: "Welche Mängel sind es bitte konkret?" antwortet Ulrich Jacoby: "Fehler bei den Grafiken, Mängel an den Aufstellvorrichtungen und den Vitrinen." Offensichtlich sind die verschwindenden Klebe-Buchstaben auf den Wegweisern. Die der Firma gemeldeten Mängel "wurden anerkannt und werden beseitigt", sagt der Pressesprecher.

Zur Frage, ob es neue Erkenntnisse bezüglich der Kosten gebe, es war von über 130 000 Euro die Rede, sagt Ulrich Jacoby: "Nein".

Zur Vorgeschichte: Im November 2004 stimmte der Stadtrat für das Verkehrsleitsystem. Das Thema tauchte auch zuvor im "Maßnahmenhandbuch Wittlich" Anfang 2003 als Projekt auf. Nach dem Rat beschäftigete es mehrfach den Bauausschuss, im September 2006 war Spatenstich. Die ersten "Willkommens-Schilder" mit Hinweisen zu Parkplätzen an den Ortseinfahrten wurden im Februar 2007 montiert. Bürger kritisierten ihre Unlesbarkeit für die Autofahrer. Dann gab es ein Ultimatum für den inneren "Informationsring" (Schaukästen/Wegweiser) bis 4. August. Als der bestückt war, mussten einige Schilder zur Säubrennerkirmes weichen. Seit etwa einem Monat sind sie wieder da, jedoch noch ohne die "Magnettäfelchen". Und die "Wegweiser" verlieren nicht nur Buchstaben sondern sind gezieltem Vandalismus ausgesetzt, etwa im Stadtpark.

Was ist aus Sicht der Verwaltung zu diesem Problem zu sagen? Die Beschädigungen ließen sich nicht ausschließen. Vorbeugung sei "nur möglich durch die Verwendung entsprechend resistenter Materialien und die schnelle Beseitigung von Beschädigungen, um den Nachahmungseffekt zu minimieren", sagt Ulrich Jacoby.

Das Verkehrsleitsystem: Das System besteht aus drei Informationsringen. Am äußeren Inforing stehen zehn Schilder an den Ortseingängen. Dahinter folgen die beiden inneren Inforinge. Dazu erläutert Ulrich Jacoby: "Die Gesamtzahl aller Vitrinen an den Plätzen, Straßen und Wegen beträgt 26 wie folgt: Inforing Zwei an den Parkplätzen: fünf Stück, Inforing Drei in der Innenstadt: 16 Stück, Radler Info: drei Stück, Schloss-Info: eine Tafel und Nordic-Walking-Info: eine Tafel." Hinzu kommen 15 Wegweiser. Die noch fehlenden Magnettäfelchen auf den Plänen in den Vitrinen sollen "neben einigen markanten Objekten wie historische Gebäude, Einrichtungen von öffentlichem Interesse, in erster Linie die geschäftliche Vielfalt in der Innenstadt durch die Bezeichnung, also Schriften oder/und Logos der jeweiligen Geschäfts-/Unternehmensarten darstellen", so der Pressesprecher der Stadt. Zur Frage wann die Täfelchen kommen, sagt Ulrich Jacoby: "Eine Aussage über den zeitlichen Ablauf ist uns zurzeit nicht möglich." (sos)

Meinung

Bisher eher ein Leidsystem

Der Berg kreißte und gebar eine Maus. Was als zukunftsweisendes Verkehrleitsystem gedacht war, ist von begrenztem Nutzen. An den Stadteingängen besteht beispielsweise keine Möglichkeit, sein Auto anzuhalten, um die Schilder des äußersten Rings näher zu betrachten. Die jetzt schon nur noch teils lesbaren Hinweise auf den Metall-Wegweisern tragen ebenfalls eher zur Belustigung denn zur Information bei. Über die Frage, ob die im 60er-Jahre-Stil gehaltenen Stadtpläne in den Vitrinen zu einer zukunftsorientierten Stadt passen, kann ebenfalls gestritten werden. Fakt ist, dass nach langer Vorbereitung ein teures System installiert worden ist. Dessen Schwachstellen müssen rasch und nachhaltig angegangen werden. Und es muss die Frage gestellt werden, woran es liegt, dass nach so langer Zeit ein solches Ergebnis herauskommt. h.jansen@volksfreund.de

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