Nächtliche Demo

LONGKAMP. Bürger von Kleinich und Longkamp wurden durch ohrenbetäubende Geräusche aus dem Schlaf gerissen. Aktivisten simulierten Fluglärm, um dagegen zu protestieren.

"Zuerst dachte ich, jetzt stürzt ein Flugzeug über Longkamp ab", sagt Susanne Braun, die in der Nacht zum Dienstag, gegen 1 Uhr durch Triebwerksgeräusche vor ihrem Haus in der Andreasstraße geweckt wurde. Als sie die Tür öffnete, sah sie eine Gruppe von zehn bis 15 Leuten mit CD-Player, Lautsprechern und einem Kamerateam nebst Scheinwerfern. Die ohrenbetäubenden Triebwerksgeräusche kamen vom CD-Player. Erschrocken geht sie ins Haus zurück und verständigt die Polizei. Dann schaut sie noch mal vor die Tür und bekommt ein Flugblatt in die Hand gedrückt.Unterschiedliche Reaktionen

"Haben wir Sie erschreckt? Bitte seien sie nicht böse, denn jetzt ist der Spuk vorbei! Aber wenn der Flughafen Hahn erweitert werden sollte, blüht ihnen das jeden Tag und jede Nacht. Wollen Sie das wirklich?" ist auf dem Flugblatt zu lesen. Das hat zuvor auch Kleinichs Ortsbürgermeister Erich Ströher unter die Nase gehalten bekommen.Ströher war nach Mitternacht "auf den Rabatz" vor seiner Haustür aufmerksam geworden. " Das war schon eine sehr wilde Aktion mitten in der Nacht", wundert er sich. Verantwortlich für die Aktion ist laut Flugblatt die Attac-Regionalgruppe Wittlich. Auch Heide Weidemann, BUND-Vorsitzende war bei den Aktionen in Kleinich und in Longkamp dabei. "Wir haben den Lärm von Frachtmaschinen simuliert und über Lautsprecher übertragen", erklärt sie. Ihr Ansinnen sei gewesen, dass die Bürger erkennen, was auf sie zukommt. "Longkamp ist auch betroffen, das wissen die meisten nicht. Auch Erden Lösnich und das Kueser Plateau werden künftig überflogen", weiß Weidemann. Das Kamerateam habe sich ihnen angeschlossen. Es habe für die Jugendsendung "absolut" des Senders Arte einen Beitrag über Billigflüge gedreht.Die Reaktionen der Bürger auf die Aktion seien jedenfalls sehr unterschiedlich gewesen. "In Kleinich gab es fast nur positive Reaktionen", so Weidemann die von der Aktion überzeugt ist. "Wir bringen auf diese Weise Information zu den Leuten, damit sie wach werden."Für Susanne Braun ist das nächtliche Treiben jedenfalls Ruhestörung, Nötigung und fast schon Körperverletzung. Sie war am nächsten Morgen so gerädert, dass sie nicht pünktlich zu ihrer Arbeitsstelle auf dem Flughafen Hahn kam. Und sie überlegt, ob sie nicht Anzeige erstattet. "Jeder kann demonstrieren, aber tagsüber und angemeldet", findet die 37-Jährige.Der Ansicht ist auch Helmut Kaspar, Chef der Polizei Bernkastel-Kues: " Wie unsere Feststellungen ergaben, war dies doch ein Riesenspektakel mit der Geräuschkulisse." Eine Versammlung unter freiem Himmel müsse spätestens 48 Stunden vor Bekanntgabe angemeldet werden. Eine solche sei aber nicht erfolgt, sagte Kaspar auf TV -Anfrage.Eine spontane Versammlung müsse indes nicht angemeldet werden. Ob es eine solche Versammlung war, werde noch geprüft. Die Staatsanwaltschaft Trier ist eingeschaltet.

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