Nahwärmekonzept für 43 Haushalte In Gräfendhron bleibt die Energie im Dorf

GRÄFENDHRON · Ein Nahwärmekonzept wurde vorgestellt. Es zeigt, wie jeder Haushalt von einem künftigen Hackschnitzelkraftwerk profitieren soll und liefert vorläufige Zahlen.

Interessierte Gräfendhroner diskutierten das Nahwärmekonzept in der Landhaus-Scheune.

Interessierte Gräfendhroner diskutierten das Nahwärmekonzept in der Landhaus-Scheune.

Foto: Herbert Thormeyer

Erst vor Kurzem hat die Bundesregierung die Kommunen aufgefordert, Nahwärmekonzepte zu entwickeln. In Gräfendhron ist man schon weiter. Das 105-Einwohner-Dorf will eine Genossenschaft gründen, um gemeinsam ein Holzhackschnitzelkraftwerk zu betreiben, mit dem dauerhaft und klimaneutral geheizt werden kann. An einem Infoabend sind erste, noch nicht belastbare Zahlen genannt worden.

Als Gemeinderatsmitglied Lutz Güldenberg seine Idee vor zehn Jahren dem Gremium vorstellte, war die Begeisterung „sehr überschaubar“, wie er heute sagt.

Eine erste Machbarkeitsstudie vor zweieinhalb Jahren ergab: Das Heizen mit Holzhackschnitzeln aus den heimischen Wäldern ist zumindest nicht teurer als mit fossilen Brennstoffen. Doch eine Pandemie und einen Ukraine-Krieg später sieht das anders aus. Die Preise für Energie schossen in die Höhe und die Natur zeigt dem Menschen mit dem Klimawandel fast täglich, wo der Hammer hängt.

Das Ziel: 43 Gräfendhroner Haushalte erhalten eine Vollabdeckung mit bezahlbarer Wärme. Doch diese muss erst mit Rohren in die Häuser geleitet werden. Dafür wurde eine zweite Studie gebraucht, denn zwei Kilometer lang würden die Heißwasserkanäle.

Eine Investitionssumme für das Holzheizkraftwerk und das Netz von rund zwei Millionen Euro steht im Raum. Um diesen Betrag aufzubringen, soll die Dorfgemeinschaft in einer Genossenschaft zusammenarbeiten. „80 Prozent der Haushalte würden einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen“, sagt Güldenberg in der Versammlung.

Rund 20.000 Kilowattstunden braucht ein durchschnittlicher Gräfendhroner Haushalt, so die Modellrechnung. Eine Übergabestation bringt die Wärme mit 70 Grad Celsius Vorlauftemperatur per Pumpe in die Heizkörper. Es gibt im Haus keine weitere Heiztechnik, es sei denn, man hat Solarkollektoren auf dem Dach. Es fallen weder Wartungs- noch Schornsteinfegerkosten an.

„Am interessantesten ist die Technik für Leute, die ihre alte Ölheizung sowieso in absehbarer Zeit austauschen müssen“, erklärt der Ideengeber. Die Beteiligung an der Genossenschaft stellt sich Güldenberg so vor: Mit einem Anteilsschein im Wert von 500 Euro erwirbt man zunächst ein Stimmrecht. Weitere Anteile zu erwerben ist möglich. Aber jedes Mitglied hat nur eine Stimme. Mit 2500 bis 3000 Euro pro Stimmberechtigtem soll Eigenkapital gebildet werden, das als Grundstock für einen Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) dient. Die Initiatoren rechnen auch mit weiteren Zuschüssen von Bund und Land.

Ortsbürgermeister Hans-Günther Steinmetz freut sich: „Das Heizen wird unterm Strich auf jeden Fall billiger als jetzt.“ Die Holzhackschnitzel sollen aus dem Gemeindewald kommen, und wenn das nicht reicht, aus dem Forst in unmittelbarer Nähe gewonnen werden. Unterstützend könnte der Inklusionsbetrieb des Dorfes wirken.

Über alle Zahlen und die Vorgehensweise wird die Genossenschaftsversammlung demokratisch entscheiden. Güldenberg ist sicher: „Diese Heizung steigert den Wert des Hauses und wenn es mal verkauft werden sollte, können die Genossenschaftsanteile mitverkauft werden.“

Anschlussberechtigt sind alle Gräfendhroner Haushalte, aber nur wer Genosse ist, darf mitreden.

Rund 50 Jahre ist (bislang) das Kreditziel für die Rückzahlung der nötigen Investitionssumme. Wie viel das ist, kann heute noch nicht gesagt werden. Eine Fahrt zu bestehenden Anlagen soll Erfahrungswerte bringen. Zuvor muss noch der Bebauungsplan geändert werden und die Verbandsgemeinde Thalfang muss den Flächennutzungsplan entsprechend anpassen. „Dafür haben wir aus dem Rathaus grünes Licht“, sagt Ortschef Steinmetz, der in einer Genossenschaft auch eine Stärkung der Dorfgemeinschaft sieht.

Angst vor einer Störung des Holzheizkraftwerkes braucht auch niemand zu haben, denn, so Güldenberg: „Das sind zwei Kessel, von denen jeder 60 Prozent der Leistung liefern kann.“

 In vier bis sechs Wochen soll es eine weitere Versammlung geben, in der man feststellen will, mit wie vielen Haushalten die Organisatoren rechnen können.

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