Name, Leib, Seele und Ort

Auslöser für einen Stadtratsbeschluss, überhaupt mit einer Gedenktafel an die verfolgten und ermordeten Juden aus Traben-Trarbach zu erinnern, war nicht ein TV-Artikel über Martin Schmitz, sondern meine Anregung, mit personalisierten "Stolpersteinen" des Kölner Künstlers Gunter Demnig vor den ehemaligen Wohnhäusern den jüdischen Mitbürgern zu gedenken.

Das war bereits im Oktober 2005! Dass nun der perfekte Standort gesucht beziehungsweise in Frage gestellt wird, war abzusehen. Hätte man Stolpersteine als Mittel der Erinnerung gewählt, hätte sich diese Frage erst gar nicht gestellt. Auch dass ein mehr oder weniger neutraler, emotionsloser und verschleierter Text für die Gedenktafel gewählt wurde - angeblich weil das derzeit der Zeitgeist sei -, zeugt nicht von einem besonderen Interesse an diesem Thema. Laut Christa Pullmann, Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Limburg, will man dadurch nur vermeiden, dass sich Menschen finden, die sich an Personen, Eltern, Geschwister, Nachbarn oder Freunde erinnern. Zur Würde des Menschen gehört einfach auch sein Name. In der Bibel heißt es: "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist Mein", und bei den frommen Juden gehört dazu auch der Leib, also Leib und Seele, dazu der Ort, an dem sich Gott ereignen kann. Dass sich Familienmitglieder erinnern wollen, zeigt mir Myriam Daru aus den Niederlanden. Sie hätte sehr gerne für ihre Großeltern (Familie Schoemann) einen Stolperstein gelegt. Sie wurde nicht gefragt. Georg Bauer, Traben-Trarbach

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