Narren in Nöten Wie Organisatoren von Karnevalsumzügen auf wegbrechende Einnahmen reagieren

MORBACH/THALFANG/WITTLICH. Üblicherweise ist in der fünften Jahreszeit Frohsinn die erste Karnevalistenpflicht. Doch so manchen Verein plagen Geldsorgen. Die Sponsorengelder sind rückläufig, und die Besucher von Umzügen und Kappensitzungen drehen den Euro zweimal um.

"Wenn sich nichts tut, dann gibt es den Rosenmontagsumzug irgendwann nicht mehr." Mit diesen Worten hatte Rainer Kurz, Vorstandsmitglied bei den "Dilldappen", der Morbacher Karnevalsgesellschaft, schon vor Wochen Alarm geschlagen. Die Finanzdecke werde immer dünner. Und: "Es kann nicht sein, dass wir noch Geld mitbringen", sagte Kurz im Morbacher Ortsbeirat, als die "Dilldappen" förmlich einen Zuschuss beantragten. Die Ursachen für die Finanznöte sind vielschichtig: Die Sponsorengelder sind rückläufig. Die beiden Kappensitzungen im Hunsrückort würden schlechter besucht als früher. Und auf der Morbacher Kirmes, bei der man mit einem eigenen Stand stets die Vereinskasse auffüllte, ist es im Sommer für die "Dilldappen" nicht sonderlich gut gelaufen. Und die nächsten Rechnungen kommen bestimmt."Dann lief nicht mehr viel"

Wurfmaterial, Musikgruppen und Versicherungen - Dietmar Schreiner, der Morbacher "Zug-Marshall", schätzt die Umzugskosten auf 4000 Euro. Schreiner bricht ausdrücklich eine Lanze für die Sponsoren: "Ohne die Spenden von Morbacher Gewerbebetrieben geht es nicht." Doch nicht nur beim Geld drückt der Schuh. Auch die Zahl der Umzugsteilnehmer ist rückläufig. Nur 26 Fußgruppen und Wagen inklusive Kapellen und Prunkwagen des Elferrats waren im vergangenen Jahr dabei. Franz-Josef Gasper kennt diese Probleme. "Vor sechs, sieben Jahren lief nicht mehr viel", erinnert sich der Thalfanger Ortsbürgermeister. Damals übernahm die Ortsgemeinde von den "Thalfanger Spetzbouwe" die Regie für den Umzug. Nun ziehen am Rosenmontag 22 Wagen durchs Dorf. Auf 350 bis 400 schätzt Gasper die Zahl der Zugteilnehmer. Und die kommen offenbar gern. Das Wurfgut wird von der Gemeinde gestellt und gleichmäßig an alle Gruppen und Wagen verteilt. Alle erhalten eine Aufwandsentschädigung: Fußgruppen zwischen acht und 25 Euro, pro Wagen springen 100 Euro heraus. Insgesamt schätzt der Dorf-Häuptling die Kosten auf 3000 bis 4000 Euro. Relativ viel komme durch Spenden wieder rein. Dass es einen Unterschied macht, ob ein Verein oder der Bürgermeister eine Firma um einen Obolus bittet, kann sich Gasper durchaus vorstellen. Knapp 50 Gruppen ziehen am Karnevalssonntag durch Wittlich. Finanziell sei man bisher immer "so lala" hingekommen, sagt Klaus Stirn von der Narrenzunft Rot-Weiß. Die Wittlicher Karnevalisten hätten "wahnsinnige Auslagen" für einen der größten Karnevalszüge in der Region. Mitgliedsbeiträge, Spenden und die Einnahmen der "After-Zug-Party" müssen es rausreißen. Stirn räumt ein, dass das in den kleinen Orten schwieriger sei. Immerhin hätten dort die Vereine weniger Mitglieder, bei Rot-Weiß seien es immerhin eintausend. Die Karnevalsgesellschaft Mau-Mau Neunkirchen bei Daun, in der die Stadtteile Neunkirchen, Pützborn und Steinborn organisiert sind, hat zwar nur 450 Mitglieder, doch auch sie stellt einen beeindruckenden Zug auf die Beine. Die elf Wagen und 25 Fußgruppen wie im vergangenen Jahr sind nach Ansicht von Frank Kremer von der KG Mau-Mau "sehr viel für die Dörfer". Doch auch in Neunkirchen wird die Finanzdecke für den Frohsinn dünner. Bei der ersten Kappensitzung war der Saal zwar voll, aber der Umsatz ging um 800 Euro zurück. Kremer: "Das Geld sitzt einfach nicht mehr so locker." Aber die Neunkirchener kämen bisher "Null auf Null" raus.1500 Teilnehmer, schwarze Zahlen

Dass man sich auf dem Land auch ein kleines Polster erarbeiten kann, beweist der Olzheimer Karnevalsverein. Im 630-Einwohner-Ort im Altkreis Prüm gibt es mit 67 Gruppen und Wagen einen der größten Züge weit und breit. Immerhin 1500 Karnevalisten hätten im vergangenen Jahr die Zugstrecke von Neuendorf nach Olzheim in einer Fußgruppe oder auf einem Wagen zurückgelegt, berichtet der Vereinsvorsitzende Harald Engel. Unterstützung durch die Gemeinde gibt es in Olzheim nicht. Der Zug müsse sich über den Verzehr in einem großen Zelt nach Umzugsende und über zwei Kappensitzungen tragen. Zusätzliche Gelder kommen durch den Verkauf von Buttons herein. "Unterm Strich haben wir kein großes Plus, aber immerhin schwarze Zahlen", zieht Engel Bilanz. Ein Patentrezept gibt es seiner Meinung nach nicht. Seine Empfehlung: "Immer am Ball bleiben, neue Ideen mitbringen. Und: Es muss weiterhin Spaß machen." Geldsorgen als Stimmungskiller - das soll auch in Morbach nicht sein. Vom Ortsbeirat des Hunsrückorts gab es deshalb einen Zuschuss von 700 Euro - und die Zusage, dass sich der Kirmesausschuss des Themas annimmt. Nach Aschermittwoch, versteht sich.

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