Narren lassen das Publikum jubeln

"Wir-Gefühl". Das war die Parole im Wahlkampf von Wittlichs neuem Bürgermeister. "Wiagefehl" heißt das bei den Wittlicher Narren. Sie zeigen alljährlich was das ist: Ein großes Amüsement. Und ihre Parole heißt einfach: "Kreiau".

 Kunterbuntes Finale nach über fünfstündiger Premierensitzung: Viel Beifall gab es für alle Aktiven auf der Bühne der Wittlicher Narrenzunft Rot-Weiß. TV-Foto: Nora John

Kunterbuntes Finale nach über fünfstündiger Premierensitzung: Viel Beifall gab es für alle Aktiven auf der Bühne der Wittlicher Narrenzunft Rot-Weiß. TV-Foto: Nora John

Wittlich. Es ist weit nach Mitternacht. Die Stadt schläft mucksmäuschenstill unter einer weißglitzernden Schneedecke. Nur in einem "Wohnzimmaschie" ist noch Licht. Dort ist es warm, laut, lustig, bunt. Links steht das Burgtürmchen, rechts das Alte Rathaus, dazwischen liegt ein magischer Ort: die Bühne des Jugendheims St. Bernhard.

Cilly und Wolfgang Metzen verwandeln sie in eine aberwitzige Pfarrei der Zukunft: Die hat eine "Traufe" (Trauung inklusive Taufe) im Angebot und einen fortschrittlichen "Bußgeldkatalog". Diese groteske Zukunft der Großpfarrei lässt das Publikum jubeln: "Oioioioioioioiauauauauau!" Dies ist neben "Kreiau!" die Universalsprache der Wittlicher Narren.

Das rufen sie mit Vergnügen mehrfach: Etwa zur Ordensverleihung ohne Brimborium. Das geht so: Beigeordnete Elfriede Marmann hat einst den Wunsch geäußert, geehrt zu werden. "Friedschi kumm mal her", sagt der Elferratspräsident. Sie marschiert zur Bühne, sagt: "Wu is dä Ohrdn? Her damit!". Er wird ihr umgehangen, fertig. "Kreiau!".

Stilvollendeter geht es beim Auftritt der famosen Altstadtsänger zu, die der Stadtgeschichte die Leviten singen. Ob Anti-Saubraten-Demo, Schlossgalerie oder Bürgermeisterwahl: Das Motto: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Das weiß auch die Älster vom Rollkopf. Sie bescheinigt den Bürgermeisterkandidaten ein Kaliber, das gerade so reiche für ein Bürgermeisteramt in Diefenbach. "Oioioi" - meint auch das Publikum.

Das schunkelt zudem stehend mit zu den allesamt gandios anzusehenden Tanzgruppen, die stets eine Mischung aus umwerfenden Kostümen, mitreißender Choreografie und bewundernswerter Fitness zeigen.

Die zeigt bei ihrem 26sten Auftritt auch eine Lerche vom Liesertal und fordert "Champagner für den ganzen Saal!". Die Menge johlt.

Das tut sie auch bei den Bekenntnissen zweier Möchtegern-Nonnen. Was Schwester Schlawenzia und Trulladia über Mann und Frau zu beichten haben, ist Kalauertum der hohen Schule. Fast poetisch endete zuvor der Tanz von Mary und Gordy, "weil man sich nur freuen will, an dem bisschen schönen Schein". - Aber nicht von jedem Schein lassen sich die Wittlicher bezaubern. Das weiß der Stadtkehrer, als er etwa "dat Dingen", alias Schlossgalerie bestottert. "Hot ia schoh mohl ähn Schloss mit nem Wellblechdooch gesiehn?" Das Möchtegernschloss ist menschenleer, im "Wohnzimmerschie" lachen Hunderte.

Mitwirkende:

Elferrat, Tutti Colori, die Vierwidznoohsen, die Pfarrei der Zukunft (Cilly und Wolfgang Metzen), die Hexe von Oz (Lena Barzen), Peppels - Fluch der Karibik, Än freem Sau (Clara Boor), Wittlicher Altstadtsänger, die Älster vom Rollkopp (Adi und Heiner Kaspari), Hippeldärscha, die Lerche vom Liesertal (Ursula Komes), Bumblebees, dä Stadtkähra (Günnes Eller), Mary und Gordy (Elfriede Ambrosius, Adi Kaspari), än akademisch gebildet Putzfra (Martine Wells), Männerballett mit Natalie Vinzenz, Tratschweiber (Rita Neukirch, Jutta Weisenfeld) und die Bipbailen von der Rummelsbach. Für die vierte Sitzung, Samstag, 13. Februar, gibt es noch Restkarten.

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