Nationalpark: Bürger diskutieren über Wild, Wald und Wind

Malborn-Thiergarten · Die Landesregierung setzt beim geplanten Nationalpark auf Bürgerbeteiligung. Nun standen Fachleute aus dem Umwelt-, dem Wirtschaftsministerium und dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Interessierten in Malborn-Thiergarten Rede und Antwort. Diskutiert wurde unter anderem über heimische Hölzer und Windräder.

Ideen, Wünsche, Anregungen, Ängste - die Landesregierung will erfahren, wie die Bürger über den geplanten Nationalpark denken. "Es ist ein Dialog auf Augenhöhe", versichert Dr. Harald Egidi vom Umweltministerium. Rund 70 Interessierte nutzten im Thiergartener Bürgerhaus die Chance, mehr über die Pläne zu erfahren. An acht Stationen, die jeweils nach zehn Minuten gewechselt wurden, hatten sie dazu unter anderem zu den Themen Regeln, Holznutzung und Tourismus die Gelegenheit.

Die Meinung der Menschen soll in ein Eckpunktepapier einfließen, das am 18. Dezember auf dem Umweltcampus in Birkenfeld vorgestellt wird. Nicht vor Ostern soll ein förmliches Verfahren mit Planoffenlegung eingeleitet werden.

Nachdem andere Regionen sich von der Nationalparkidee distanziert hatten, kam aus dem Hochwald das Signal zum Dialog. Angedacht sind bis zu 10.000 Hektar Wald, die sich in den ursprünglichen Zustand zurückverwandeln sollen. Das sind etwa zehn Prozent des Staatswaldes im Land.

Moderiert von Claudia Jörg, der Vorsitzenden des Vereins Engagierte Bürger aus Simmern, wurden acht Stationen mit verschiedenen Themen durchlaufen.

"Wir haben hier ein ganz besonderes Stück Wald", sagt Umweltfachmann Egidi und meint damit die Rotbuchenbestände, die weiter gefördert werden sollen. Die Fichte sei nicht standortgerecht und könne zurückgedrängt werden. "Es ist für mich problematisch, dass heimische Hölzer vom Markt genommen werden sollen, denn ich brauche sie, um meine Familie ernähren zu können", gab Schreiner Uwe Justinger aus Malborn zu bedenken. "Ein Nationalpark ist hier nicht erforderlich. Wir haben schon eine große Artenvielfalt bis auf den Luchs und den Wolf", findet Franz-Josef Ganz aus Damflos. Wenig optimistisch äußert sich Wolfgang Marx aus Thiergarten: "Die Entscheidung ist doch längst gefallen. Das läuft wie bei der Kommunalreform."

Viel wurde über die Windkraft diskutiert. "In den Nationalpark kommen auf keinen Fall Windräder", versichert Andreas Keller vom Umweltministerium. Besitzflächen könnten in Verhandlungen jedoch eventuell getauscht werden.

Ein Teilnehmer, der nicht genannt werden wollte, spricht sich für das Hunsrückhaus als Eingangspforte des Nationalparks aus: "Das bringt doch einen Schub für den Tourismus."

Werner Nick vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen- Nahe- Hunsrück (DLR), äußerte sich auch zur Hunsrückbahn: "Mit dem Schienenbus würde bereits die Anreise zum Erlebnis, und das ist für den Tourismus von Vorteil." Das sei jedoch seine "persönliche Meinung". Eine Förderung der Nationalparkregion durch das Land sei noch völlig offen.
Extra


Das Info-Telefon Nationalpark unter Telefon 06131/165577 ist montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr besetzt. Im Internet gibt es Informationen zum möglichen Nationalpark unter www.nationalpark.rlp.de

Informationen zur Bürgerbeteiligung und die Dialogplattform sind unter www.dialog-nationalpark.rlp.de zu finden.

Der Verein Engagierte Bürger, der zur Mitarbeit in einem der Arbeitskreise einlädt, ist per Telefon unter 06761/918762 und per Mail unter der Adresse info@engagierte-buerger.de erreichbar. doth
Stimmen


Auf Karten, die an Tafeln gesammelt wurden, haben die Teilnehmer den Experten unter anderem Folgendes mit auf den Weg gegeben: "Nehmt Rücksicht auf die Moore", "In verschiedenen Waldarten ist auch die Artenvielfalt jeweils anders", "Im Hunsrück ist ja nichts los. Er kann aber aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden", "Ein Bürgerbegehren wäre besser als eine Bürgerbeteiligung", "Der Bostalsee im Saarland und der Soonwald sollten draußenbleiben, sonst werden Touristenströme vorzeitig abgefangen". Klare Antworten verlangten die Teilnehmer zudem zur Brennholzversorgung und die Angst um Arbeitsplätze in der Holzindustrie. "Freizeitjäger dürfen hier nicht mehr jagen", erklärt Frank Riderbusch vom Umweltministerium außerdem zum Thema Jagd. doth

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