Naturrein und kostenlos

Ein unbeständiger Sommer hat auch sein Gutes: jede Menge Äpfel. Die Kelter im Stall von Ortsbürgermeister Hermann Klein in Rorodt wurde angeworfen, um jede Menge Apfelsaft und nach der Gärung Viez zu gewinnen. Die Kelter selbst soll nach Fertigstellung der Dorfscheune nach einer Renovierung wieder am ursprünglichen Ort aufgestellt werden.

 Hermann Klein (links) gewinnt mit seinen Söhnen Thomas (Mitte) und Andreas jede Menge naturreinen Viez. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Hermann Klein (links) gewinnt mit seinen Söhnen Thomas (Mitte) und Andreas jede Menge naturreinen Viez. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Rorodt. (doth) Das Schmuckstück stammt noch aus dem 50er Jahren. Gekauft wurde die Kelter von Helmut Gethmann an der Mosel. Ursprünglich war die Presse für Trauben konzipiert, aber mit Äpfeln geht's auch. 13 Zentner Früchte passen in die Kelter. Drei Mal wird nachgefüllt. So viele Äpfel haben Hermann Klein und seine Söhne Thomas und Andreas zuvor auf den Streuobstwiesen rings um das Dorf gesammelt.

"Diesmal hat der älteste Baum noch Früchte getragen", wundert sich Klein. Der nicht sehr heiße Sommer und eine üppige Blütenpracht machten eine Rekordernte möglich.

Die Äpfel werden zunächst gemahlen und dann in die Kelter gefüllt. Was unten rauskommt, ist fertiger Apfelsaft. Aber damit lässt man es im Hause Klein nicht bewenden.

In Fässern kommt es bald zur Gärung. "Nach zwei Wochen ist es bereits Federweißer", beschreibt Andreas Klein den Prozess. Nach sechs bis acht Wochen ist der Viez mit sechs bis sieben Prozent Alkohol fertig. Wer es gerne noch etwas "schärfer" mag, kann sich daraus noch Calvados brennen lassen.

Bald kommt wieder die Zeit für "Glühviez", wenn es draußen kalt ist und von "innen gewärmt" werden muss. Wenn erst einmal die Dorfscheune fertig ist, kann vielleicht auch wieder eine "Viezparty" in Rorodt steigen. Die letzte gab es vor sieben Jahren.

Hobbykelterer werden zu Selbstversorgern



Rund 300 Liter des begehrten Saftes keltert allein Familie Klein zusammen. "Früher", erinnert sich Opa Helmut Gethmann noch, "da gab es in den Familien viel mehr Viez zu trinken". Überall habe man vor über 50 Jahren die Obstbäume gepflegt und sie nicht wie heute verkommen lassen, um sich lieber Obst aus dem Supermarkt zu besorgen. Wenn Besuch kam, wurde nicht Bier, sondern Viez als Getränk angeboten.

Jetzt werden die Hobbykelterer wieder zu Selbstversorgern, weil Viez ein reines Produkt ist, das die Natur kostenlos liefert. Sogar umweltfreundlich ist der selbstgemachte Viez, denn nur kurz sind die Wege mit Traktor und Hänger von der Streuobstwiese zur Kelter. Na denn Prost!

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