Nein zu sagen, das fällt ihm schwer

Thalfang/Deuselbach/Thiergarten · Mit Michel Müller, in Thiergarten geborener Thalfanger, hat der Deutsche Chorverband einen vielfältig engagierten Menschen gewürdigt. Er dirigiert nicht nur seit mehr als 50 Jahren, sondern hat sich auch bei Bildung und Rettungsdienst weitreichende Verdienste erworben.

 Chorleiter Michel Müller an einem seiner Lieblingsplätze: am Klavier. TV-Foto: Ursula Schmieder

Chorleiter Michel Müller an einem seiner Lieblingsplätze: am Klavier. TV-Foto: Ursula Schmieder

Thalfang/Deuselbach/Thiergarten. Musik ist die große Leidenschaft von Michel Müller. Auszeichnungen wie die des Deutschen Chorverbandes, der ihn in Deuselbach für 52 Jahre Dirigieren ehrte, sind redlich verdient. Doch der pensionierte Grundschulrektor (siehe Extra) und vierfache Vater frönt auch anderen Hobbys. Parallel zum musikalischen Engagement brachte er 1971 die Volkshochschule Thalfang als kreisweit erste auf den Weg und baute 1974 den Rettungsdienst am Ort auf.
Auszeichnung als Ehrensanitäter


In Rheinland-Pfalz war er der Einzige auf rein ehrenamtlicher Basis. Zwanzig Jahre fuhr Müller zu Einsätzen und half bei Operationen, wobei er sich medizinisches Fachwissen aneignete. 2008 zeichnete ihn der DRK-Kreisverband als Ehrensanitäter aus. Die landesweit einmalige, da für ihn kreierte Würdigung, rückt seine Verdienste um den Rettungsdienst und den Standort Thalfang ins rechte Licht.
In Tarforst aufgewachsen, engagierte er sich schon früh musikalisch: als Gymnasiast belegte er das Leistungsfach Gregorianischer Choral und während des Studiums Musik- und Orgel-Lehrgängen im Dom. Unmittelbar danach erhielt er die Chance, das Erlernte praktisch zu erproben. Der Männergesangverein (MGV) Thiergarten - dort unterrichtete er in seinem Geburtshaus - bat ihn als Dirigent einzuspringen. "Da konnte ich ja nicht Nein sagen", sagt Müller, der im Dorf auch einen Schulchor leitete. Ähnlich ging es ihm, als Jahre später der dirigentenlose MGV Deuselbach bei ihm anklopfte, dem er ebenfalls nicht absagen konnte. Er sei so erzogen, mitzumachen, wo er gebraucht werde. Bereut hat er das nie. "In Deuselbach bin ich fast zu Hause", schwärmt er vom Stellenwert des Vereins im Ort und der gelebten Gemeinschaft.
Alle paar Wochen werde das besonders gepflegt - mal bei Schweinshaxe, mal bei Pizza, Zwiebelkuchen oder eingelegten Heringen: "Einfach wunderbar - das habe ich so bei keinem anderen Chor erlebt."
Zeitweise leitete Müller sechs Chöre gleichzeitig und fungierte obendrein wie schon zuvor in Thiergarten als Thalfanger Organist. Das aushilfsweise übernommene Amt hat er seit 1984 inne und spielt ab und an auch die Orgel der evangelischen Kirche. Dass Jüngere sich heute kaum längerfristig binden wollen, sieht er mit Blick auf die bedrohte Existenz von Vereinen kritisch. Für ihn war es stets selbstverständlich, da zu sein und so auf vieles verzichten zu müssen.
Bei aller Begeisterung ließ er sich ein mit Ehefrau Christel gepflegtes Hobby nicht nehmen. Beide sangen viele Jahre im Trierer Spee-Chor, mit dem sie auch in Koblenz und Saarbrücken auftraten. "Ich singe heute noch leidenschaftlich gern - Musik ist etwas Aufbauendes", sagt Müller (75), der in allen Stimmlagen singen kann. Stolz ist er, dass auch zwei seiner sieben Enkel musikalisch sind. Lea (12) spiele Querflöte und Lotta (4) singe "tonrein und taktgenau".
Extra

Der Deutsche Chorverband zeichnete Michel Müller mit einer Ehrenurkunde und der Chorleiter-Ehrennadel in Gold aus. Ab 1961 dirigierte er in Thiergarten sowie später in Neuhütten, Muhl, Malborn, Thalfang und seit 1965 in Deuselbach. "Einen anderen Chorleiter können wir uns gar nicht vorstellen", sagt Vorsitzender Oliver Keller. Als Lehrer unterrichtete er ein halbes Jahr in Rittersdorf (Eifelkreis) und ab 1961 zehn Jahre in Thiergarten mit anfangs 65 Schüler in einem Raum, ab 1967 in der neuen Schule mit zwei Klassenräumen. 1971 wechselte er für 15 Jahre nach Thalfang und war anschließend 16 Jahre Rektor der Grundschule Morbach. Nach 41 Jahren im Schuldienst ging er im Sommer 2002 in Ruhestand. 1986 war er zum Neujahrsempfang bei Bundespräsident Richard von Weizsäcker eingeladen und erhielt im gleichen Jahr das Bundesverdienstkreuz. urs

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort