Nervende Nachbarn und wehleidige Winzer

THALFANG. (jolo) Es gibt Künstler, die sind ohne Starallüren bekannt. Zu ihnen zählt Peter Friesenhahn, ein Musik-Handwerker, dessen moselfränkisch vorgetragene Lieder den Zahn der Zeit treffen. Jetzt gastierte der Pündericher Mundart-Sänger im Thalfanger Haus der Begegnung.

 Mit trockenem Humor erzählt der Pündericher Mundartsänger und Komponist Peter Friesenhahn bei seinem Auftritt in Thalfang Geschichten, wie sie das Leben schreibt.Foto: Hans-Josef Loch

Mit trockenem Humor erzählt der Pündericher Mundartsänger und Komponist Peter Friesenhahn bei seinem Auftritt in Thalfang Geschichten, wie sie das Leben schreibt.Foto: Hans-Josef Loch

Schnörkellos kommt er daher, unkompliziert setzt er sich hin, genau überlegend schwätzt er und vor allem singt er los. Moselfränkisch versteht sich. Viereckig sei ihm sein heutiger Auftrittsort früher der Milchtüten wegen vorgekommen. Doch Thalfang sei eine runde Sache, scherzt Peter Friesenhahn und schon ist der Draht zum Publikum gefunden.Friesenhahn erzählt bei seinen Auftritten Geschichten, die jeder so oder so ähnlich erlebt hat. Beispielsweise hat er die typische Situation am frühen Samstagmorgen, als der eine Nachbar mit der elektrischen Heckenschere zu hantieren beginnt, ein anderer den Rasenmähertraktor anwirft und der nächste Laub saugt, in einem Lied verarbeitet. Nachbarschaft ist übrigens das Lieblingsthema des Moselaners. Mit dem mit schwarzem Humor gefärbten Lied ,,Eich honn meinen Nochbarn erschoss" soll er sogar in Traben-Trarbach einen Liederwettbewerb gewonnen haben.Geschichten, die das Leben schreibt, verpackt der studierte Musiker, der auch für Film- und Fernsehproduktionen komponiert, in unterhaltsame Songs. Unter ihnen eine erlebnisreiche Maitour mit Bulldog, Hängerchen und dem späteren Kotzübelsein, weil die Maibowle anstatt mit Maikraut mit Maiglöckchen angesetzt war.In seinem musikalischen Kabarettprogramm ist ebenfalls die Rede von Herbert, der es gut hat, weil er tot ist und demzufolge nicht auf Klassentreffen muss. "Hier wird ja doch meist Scheiße geschwätzt, gestrunzt, übertriwwen, gelochen und über die, die net do sinn, gehetzt", lästert Friesenhahn.Wenn Musikanten on Tour gehen, sind selbstverständlich Groupies dabei. ,,Einer Frau, die ihm immer nachreiste", plaudert Friesenhahn aus dem Nähkästchen, hätte er ein persönliches Lied geschrieben, das so beginnt: ,,Wenn blaue Rosen owens no Karnickel stinke, da gibt es Zeit " Nie mehr hätte er fortan die Groupie-Dame bei seinen Konzerten in der ersten Reihe gesehen. ,,Musik, Sproach un Wein" heißt eine Tournee, bei der der musikalische Allrounder mit 28 Kolleginnen und Kollegen seit einigen Jahren mit SWR 4 - "dem Sender der 80- bis 100-Jährigen (Originalton Friesenhahn)" - unterwegs ist.Seinen trockenen Humor beweist der Moselaner auch, wenn er über seine Landsleute ,,stichelt": ,,Die Winzer sind immer am klagen, ob es nass ist oder trocken. Doch am meisten klagen sie darüber, dass die Lieferzeit von ihrem Mercedes zu lang ist."Stets humorig, nie beleidigend

Auf den Arm nehmen, in Wunden rühren, gezielt auf etwas hinweisen, stets humorig, nie beleidigend, das versteht Peter Friesenhahn wie kein Zweiter. So macht er vor Kaffeefahrten nicht halt, erörtert die oftmals ungenaue dörfliche Nachrichtenzentrale oder richtet sein Augenmerk auf die stets willkommenen Moseltouristen, von denen einige nach reichlich Weingenuss schon ,,O Mosella, warum ist es am Rhein so schön", getönt haben sollen.,,Der beißt doch nett, der mischt doch neicht, der Hund, der will nur spillen, doch den Satz kennt er von villen " Nach dieser Mahnung an alle Frauchen und Herrchen, nicht allzu leichtfertig im Umgang mit ihren Vierbeinern zu sein, ging ,,Mit überall ist Musik" ein gelungenes Konzert zu Ende.

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