"Net immer eenisch"

NIEDERSCHEIDWEILER. (ger) Ein Theaterstück in Eifeler Platt ist angesagt. Klingt einfach, denn die Akteure beherrschen den Dialekt seit Kindesbeinen. Ist es aber nicht. Bis nächsten Samstag wird das Platt aus vier Dörfern quasi internationalisiert.

Noch soufflieren Lisa Rauen und Pia Götten, aber spätestens am 1. April muss das Stück sitzen. Soviel steht fest und soviel wissen die Akteure von der Theatergruppe Ober-/Niederscheidweiler aus vielen Jahren Erfahrung: Am nächsten Samstag ist das Luststück in drei Akten "Wenn einer eine Reise tut" perfekt eingeübt. Wie jedes Jahr wird auch diesmal in echt Eifeler Platt einstudiert. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn was ist Eifeler Platt? Die Akteure stammen aus Niederscheidweiler und Manderscheid im Kreis Wittlich, Weiler im Kreis Cochem und Demerath im Kreis Daun. Alle haben unterschiedliche Aussprachen in ihrem Dialekt. Schwerstarbeit für Regisseur Hans Adriani aus Hasborn. Denn der Erfolg der Theateraufführungen ist von den vielen markanten Redewendungen und prägnanten Dialektausdrücken abhängig. Die müssen sitzen, das wissen alle. "Wir könnten die Inhalte der meisten Lacher nicht in Hochdeutsch rüberbringen", sagt der Regisseur, ein gebürtiger Mückeler. Und so dreht sich bei den Proben nur wenig um Positionen und Anordnung der Bühnendekoration. Die ist mustergültig aus den Erfahrungen vieler Jahre und entspricht dem Geschmack des Publikums. Der Dialekt ist gefragt. "Dat mescht dat gaanze intresaant. Do sein ma oos net immer eenisch, wie so maanches ausgeschwaadt gett", sagt Lisa Rauen, die das Drehbuch vor sich hat, allerdings in Hochdeutsch geschrieben. Währenddessen korrigiert der Regisseur: "Regina, lass das Wort ‚samt' weg". Regina Krämer hat den Satz zu sprechen: "Ähn haadt enn Floach noh Indien matt samt eener Nutlandung an Pakistan". Kurz darauf hört Günter Schneider aus Niederscheidweiler: Et moss "ejentlich" heißen statt ‚eigentlich'. Und zu Friedhelm Bamberg gewandt, gebürtig aus Weiler: "Es muss nicht ‚jetzt', sondern ‚weilen' heißen." Korrekturen setzt Adriani nur bei hochdeutschen Wörtern an. Dann wird der Dialekt aus Niederscheidweiler genutzt. Ansonsten hat jeder die Freiheit, den Dialekt seines Wohn- oder Geburtsdorfes zu sprechen. "Alles wissen auch wir nicht", erläutert Hubert Stolz und zeigt ein Idiotikon, ein Mundartlexikon mit Ulmener Dialekt. "Da holen wir uns Anregungen, wenn wir uns nicht einig sind, besonders bei Sprichwörtern." Nebenan am Tisch wartet Petra Wallscheid aus Manderscheid auf ihren Einsatz. Sie rückt schon mal ihre Perücke zurecht für die Rolle als "aal Traatsch" Auch das ist ein Dialektwort, was aber auch im Hochdeutschen verstanden wird. Also ein Grund mehr, auch für Hochdeutsch-Sprecher nach Niederscheidweiler zu kommen.

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