Senioren Neue Wege im Morbacher Seniorenzentrum – Mehr Raum für Bedürfnisse sterbender Menschen

Morbach · Pflegekräfte bewältigen viele Aufgaben. Für die Palliativbetreuung bleibt dabei oft zu wenig Zeit. Im Seniorenzentrum St. Anna soll sich das nun ändern.

 Martina Kollmann-Steinmetz (Mitte vorne) ergänzt die Betreuung von palliativen Bewohnern des Morbacher Seniorenzentrums St. Anna.

Martina Kollmann-Steinmetz (Mitte vorne) ergänzt die Betreuung von palliativen Bewohnern des Morbacher Seniorenzentrums St. Anna.

Foto: Christoph Strouvelle

Für sterbende Menschen da sein, ihnen Trost und Mitgefühl spenden: In vielen Altenheimen ist dies den Pflegekräften nur eingeschränkt möglich. Zu viele Aufgaben stehen an, die sie erledigen müssen. Dabei haben viele Bewohner gerade in ihrer letzten Lebensphase einen erhöhten Betreuungsbedarf, der im normalen Dienst nur schwer gedeckt werden kann.

Das ändert sich nun durch das Projekt Zeitintensive Betreuung (ZiB): Die Marienhaus Unternehmensgruppe, Träger des Morbacher Seniorenzentrums St. Anna, will stärker auf ihre palliativen Bewohner eingehen. Das bedeutet: Eine speziell ausgebildete Pflegefachkraft soll mehr Pflegezeit für die betreffenden Bewohner erhalten. In der Zeit könnte sie zum Beispiel persönliche Wünsche erfüllen, Speisen und Getränken anreichen, mit ihnen sprechen, oder einfach nur bei den Betroffenen sitzen, wenn diese nicht allein sein möchten.

Laut Christoph Drolshagen, Leiter Hospiz in der Marienhaus Unternehmensgruppe, sei die Frage gewesen, wie man die Lücke zwischen Betreuung im Heim und der Begleitung durch das ambulante Hospiz füllen könne. Die Idee für die zeitintensive Betreuung habe er aus Bayern mitgebracht, wo es ähnliche Programme bereits in mehreren Landkreisen gibt. In Morbach wird das Projekt gemeinsam mit dem Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes Hermeskeil-Morbach durchgeführt. Ziel sei es, in Morbach ein Konzept zu entwickeln und zu testen, das anschließend auch andere der 20 Marienhaus Senioreneinrichtungen nutzen könnten, sagt er. Man sehe dies auch als politischen und gesellschaftlichen Auftrag. „Wir wollen damit Signale in die Gesellschaft senden“, sagt er.

Die Marienhaus Unternehmensgruppe hat im vergangenen Jahr ein solches Konzept ausgearbeitet, sagt Martina Kollmann-Steinmetz.

Sie wird die zeitintensive Betreuung künftig für zehn Stunden pro Woche übernehmen. „In dieser Zeit bin ich nur für diese Menschen da“, sagt sie. Für andere sei sie dann auch per Telefon nicht erreichbar. „Sie soll währenddessen nicht aufgesogen werden von ihren üblichen Tätigkeiten“, sagt Drolshagen. Martina Kollmann-Steinmetz ist im Seniorenzentrum St. Anna Leiterin für Betreuung und Tagespflege und zuständig für Neuaufnahmen, ist also über mögliche Vorerkrankungen der Bewohner informiert. Die 48-Jährige hat für ihre neue Aufgabe eine Weiterbildung als Fachkraft für Palliativ Care absolviert und ist im Ambulanten Hospiz Morbach bereits ehrenamtlich tätig.

Gerade das Engagement der Menschen im Christlichen Hospizverein Morbach ist ein Grund, dass Marienhaus das Konzept gerade in Morbach testet. Es gäbe hier enge Verbindungen zur Hospizarbeit, die so gut funktionierten, dass man es in Morbach probieren könne, sagt Drolshagen.

„Wir sind lange im Bereich Hospiz unterwegs“, sagt Wolfgang Berg, Leiter des Morbacher Seniorenzentrums St. Anna. Aus der Einrichtung heraus sei der Christliche Hospizverein Morbach entstanden, sagt er. Das Projekt ist am 1. Februar gestartet und soll vorerst bis zum 31. Dezember 2022 laufen. Dann soll bewertet werden, ob die zeitintensive Betreuung die gewünschten Ergebnisse gebracht hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort