Neue Lust auf bekannte Lyrik

Manderscheid · Manchmal nachdenklich, oft humorvoll, aber immer beeindruckend und auf der Höhe der Zeit rezitierte Oliver Steller, "die Stimme deutscher Lyrik", im Kurhaus Manderscheid Gedichte aus drei Jahrhunderten.

 Oliver Steller unterhält seine Zuhörer schauspielerisch, musikalisch und mit ausdrucksstarker Stimme mit Interpretationen von Gedichten von Goethe, Schiller, Lessing und anderen deutschen Dichtern. TV-Foto: Holger Teusch

Oliver Steller unterhält seine Zuhörer schauspielerisch, musikalisch und mit ausdrucksstarker Stimme mit Interpretationen von Gedichten von Goethe, Schiller, Lessing und anderen deutschen Dichtern. TV-Foto: Holger Teusch

Manderscheid. "Die Glocke" wünschte sich einer der rund 100 Zuhörer als Zugabe von Oliver Steller. "Ich wusste nicht, dass Sie bis morgen Zeit haben", antwortete der Rezitator - und passte.
Statt Schillers Schülerschreck brachte er eine Kurzversion von Goethes Erlkönig zum Besten: "Vater und Kind reiten im Wind, kommt \'n Mann quatscht se an, ob der Kleene nicht mitkommen kann. Vater sagt nee. Kind weh weh. Vater reitet nach Haus. Kind tot. Aus!"
Alles andere, nur nicht verstaubt kam Stellers Reise durch die deutsche Literatur von Goethe über Heine bis zu zeitgenössischen Dichtern wie Paul Pfeffer in Manderscheid an. Nicht nur mit ausdrucksstarker Stimme, auch mit schauspielerischem Talent erzählte er die Geschichten in den Gedichten.
Wenn er sich beispielsweise als Goethes übermütiger Zauberlehrling erst auf einen Stuhl lümmelte und sich dann vor den imaginären Wassermassen, die der verzauberte Besen herbeibringt, auf denselben flüchtete. Steller zeigte, wie aktuell Lyrik sein kann.
Kurt Tucholskys "Danach", das erklärt, weshalb Filme beim Happy End aufhören (weil das gewöhnliche Leben danach langweilig ist), rappte er. Dann nahm er wieder seine Gitarre und sang Peter Maiwalds Kindergedicht über die sechsbeinige Spinne Martha und begeisterte damit sein Publikum.
"Ganz toll macht er das. Man bekommt wieder Lust auf Gedichte", sagte Sybille Matzke aus Landscheid. Auch ihre erwachsenen Söhne sind angetan. Er sei zum Auftritt von Oliver Steller mehr oder weniger "verschleppt" worden, sagte Robert Matzke. Und: "Er bringt die Gedichte aber fantastisch und schauspielerisch toll rüber, dass ich es nicht bereue." "Gut interpretiert", fügt sein Bruder Michael hinzu. teu

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