Neue Möglichkeiten für das alte Rathaus

Wittlich · Das alte Rathaus in Wittlich hat viele Funktionen, aber kein klares Nutzungsprofil, das trägt. Mit der Vorzeigeimmobilie beschäftigt sich der Entwurf für die künftige Kulturarbeit. Er listet Probleme von unattraktiven Öffnungszeiten bis zur mangelnden Magnetfunktion einer Dauerschau mit Meistermann-Werken auf.

Wittlich. Überschätzt, kontraproduktiv, arrogant, unzeitgemäß: Diese Worte fallen im Zusammenhang mit einem Wittlicher Liebling: dem alten Rathaus. Der Stadtheilige St. Rochus blickt von ihm herab, Touristen blicken zu ihm auf und er steht im Fokus des Entwurfs eines Kulturkonzepts für Wittlich. Es geht um Wittlichs Wahrzeichen am Marktplatz, das viele Funktionen hat: Galerie, Postkartenmotiv, Kartenvorverkaufsstelle, Denkmal, Sitzungszimmer, Ort für Trauungen, Zentrum von Weiberdonnerstag und Säubrennerkirmes.
Nach seinem Baujahr 1650 hat das alte Rathaus Brände, Umbauten, Erweiterungen überstanden. 1984 zog die Stadtverwaltung aus. Seither soll hinter der auffälligen roten Fassade vor allem eins sein: ein Zentrum für bildende Kunst. 1994 wurde es zum Georg-Meistermann-Museum, das vor eineinhalb Jahren aufgegeben wurde. Ausgestellt wird weiter. Nach einem Neuansatz wird gesucht. Deshalb fallen jetzt kritische Worte. Denn in ihrem Entwurf zu Wittlichs künftiger Kulturarbeit legt Kulturamtsleiterin Elke Scheid Defizite offen. Dass das Haus wochentags von 12 bis 14 Uhr geschlossen ist, wirke arrogant, sei unzeitgemäß und für die Tourismusbemühungen der Stadt kontraproduktiv. Dauerausstellungen verlören mit der Zeit an Attraktivität. Eine Meistermann-Dauerschau im Erdgeschoss reize daher nicht zur Anreise, überschätzt werde der Bezug zwischen dem Künstler und der Stadt.
Zudem genüge der Altbau nicht den Merkmalen eines modernen Museums. Es hapere an einer professionellen Beleuchtung, wofür eine Steckdose je Raum nicht reiche, die Toiletten müssten renoviert werden, neue Fenster in den Büros wären fällig. Der weitestgehende Vorschlag zur Problemlösung: Kauf des Nachbarhauses, Bau eines Außenaufzugs.
Das sind Visionen, deren Finanzierung ungewiss ist. Dabei gilt laut Elke Scheid generell: "Die Summe, die die Stadt Wittlich in die Kulturarbeit investiert, ist im Vergleich mit Städten ähnlicher Größenordnung beachtlich. Zu bedenken ist, dass zu den städtischen Mitteln in der Regel auch noch Gelder der Stiftung Stadt Wittlich zur Förderung kultureller Projekte fließen."
Sie schreibt auch: "Aber auch die Erhebung von Eintrittsgeldern ist zu überdenken."
Wie aber Kulturarbeit in Wittlich tatsächlich künftig gefördert, bezahlt und ausgerichtet sein soll, das wird der Stadtrat im Zuge der anstehenden Debatte entscheiden. Der Entwurf des Konzepts, über den in diesem Jahr diskutiert werden soll, ist unter www.wittlich.de nachlesbar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort