Neue Wege beim Biogas

Morbach · Wie können Wiesen und Weiden erhalten und gleichzeitig für Bioenergie genutzt werden? Damit befasst sich ein Pilotprojekt, an dem auch die Gemeinde Morbach und der Landkreis Bernkastel-Wittlich teilnehmen sollen.

 Biogas aus Material von Wiesen und Weiden: Die Biogasanlage in der Morbacher Energielandschaft soll laut Bürgermeister Andreas Hackethal für das Pilotprojekt ausgebaut werden. TV-Foto: Hannah Schmitt

Biogas aus Material von Wiesen und Weiden: Die Biogasanlage in der Morbacher Energielandschaft soll laut Bürgermeister Andreas Hackethal für das Pilotprojekt ausgebaut werden. TV-Foto: Hannah Schmitt

Morbach. Die Ergebnisse waren eindeutig: Viele Morbacher stehen hinter der Windkraft und Photovoltaikanlagen, Biogas sehen sie hingegen eher skeptisch. Das kam bei einer Befragung von etwa 200 Morbachern im Herbst heraus.
Die Menschen befürchteten unter anderem große Monokulturen aus Mais, die für diese Anlagen angepflanzt werden. Unter anderem diesem Problem soll nun ein Pilotprojekt entgegenwirken, das sich mit dem Zusammenspiel zwischen Grünlandpflege und Klimaschutz beschäftigt. Am heutigen Dienstag befasst sich der Morbacher Gemeinderat in einer ersten Diskussion mit dem Thema.
Was steckt hinter dem Projekt?
Das Projekt mit dem Namen "Synergien von Grünlandpflege und Klimaschutz" ist ein Vorhaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege sowie dem Institut für Agrarökologie und Biodiversität. Das Ziel ist: Wiesen und Weiden zur Gewinnung von Bioenergie zu nutzen und sie so auf Dauer zu bewahren. Denn das Grünland bietet Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Es ist laut dem Bundesamt für Naturschutz (BfN), das das Projekt fördert, aber gefährdet, da seine ökonomische Nutzbarkeit gering und seine Pflege teuer ist. Deshalb sollen Konzepte entwickelt werden, wie der Grünschnitt energetisch als Wärme oder Biogas genutzt werden kann. Zudem werde erprobt, ob die Verwertung als Biomasse die Kosten für das Grünland senken könne, sagt das BfN. Es werde ein Weg gesucht, Biogas zu produzieren, ohne auf Monokulturen zu setzen, ergänzt Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal.
Wer ist daran beteiligt?
Die Voruntersuchung läuft bereits seit 2009, an dieser waren sechs Standorte in ganz Deutschland beteiligt. Dabei ging es laut Florian Schöne vom Nabu um eine erste Bestandsaufnahme: Wie viele Flächen sind es? Wie hoch sind die Erträge? Wie könnten sie genutzt werden?
Der Hunsrück wurde zunächst als einzige dieser Regionen für eine praktische Umsetzung des Pilotprojekts ausgewählt. Der Landschaftspflegeverband Birkenfeld, die Landkreise Bernkastel-Wittlich und Birkenfeld, die Gemeinde Morbach, die Biotopbetreuung Rheinland-Pfalz sowie die Firma Juwi sollen das Projekt gemeinsam umsetzen. Wer Träger werden soll, steht noch nicht fest.
Warum wurde die Region ausgewählt?
Die Gegebenheiten seien im Hunsrück besonders geeignet, sagt Hackethal. Ausschlaggebend seien zudem das Konzept sowie die Interessenbekundung aller Partner gewesen. Laut BfN ist der Hunsrück eine typische Mittelgebirgsregion, in der wertvolle Grünlandbiotoptypen wie Feuchtwiesen vorkommen. Zudem seien die Wiesen und Weiden aufgrund einer intensiveren Verwertung oder auch der Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung gefährdet. Deshalb wurde die Region für das Projekt ausgewählt.
Wie läuft das Projekt ab?
Wie genau das Projekt praktisch umgesetzt wird, muss noch abgestimmt werden. Derzeit wird laut Hackethal ein Projektantrag erstellt. Fest stehe aber, dass die Biogasanlage in der Morbacher Energielandschaft genutzt werden solle. Dazu müsse sie ausgebaut werden, damit auch das Gras verwertet werden könne, sagt der Morbacher Bürgermeister. Das Material soll von mindestens 100 Hektar Grünland geliefert werden, die sich auf die Landkreise Birkenfeld und Bernkastel-Wittlich verteilen.
Was haben die Partner davon?
Laut Hackethal ergeben sich für die Region viele positive Effekte. So könne die Akzeptanz von Biogasanlagen aufgrund einer umweltverträglicheren Methode bei den Menschen erhöht werden. Außerdem helfe das Projekt, aufgrund einer wirtschaftlichen Nutzung der Flächen langfristig die Kosten für Naturschutzmaßnahmen zu senken. Hackethal geht des Weiteren davon aus, dass das Landschaftsbild aufgewertet wird und die Tier- und Pflanzenvielfalt verbessert werden kann.
Wie teuer ist das Projekt?
Insgesamt soll das Pilotprojekt 1,3 Millionen Euro kosten; etwa 865 000 Euro davon können vom Bundesamt für Naturschutz gefördert werden. Den Rest übernehmen die beteiligten Partner. Laut Gemeinde Morbach würden auf die EG Morbach maximal 10 000 Euro pro Jahr zukommen. Der Kreis Bernkastel-Wittlich rechnet mit 8500 Euro jährlich; die Mittel stünden bereits zur Verfügung, heißt es in der Vorlage des Kreisausschusses. Dabei handele es sich um Ausgleichsgeld für Eingriffe in die Natur, wie Funkmasten oder Stege. Das Projekt ist zunächst auf fünf Jahre angelegt.
Wann soll es losgehen?
Wenn die Rahmenbedingungen geklärt seien und alle Projektpartner ihre Zustimmung gegeben hätten, könne es 2013 losgehen, sagt Hackethal. Ein paar rechtliche Fragen seien aber noch zu klären.
In Morbach wird sich der Gemeinderat am heutigen Dienstag mit dem Thema beschäftigen. Der Kreisausschuss Bernkastel-Wittlich hat seine Mitglieder bereits vergangene Woche darüber informiert.

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