Neue Werbestrategien für die Milch

Milchbauern haben unter der Marktmacht der Discounter zu leiden, weil die die Preise bestimmen. Doch damit wollen sich manche Bauern nicht abfinden: Selbstvermarktung heißt ihre Devise. Doch dafür gibt es strenge Auflagen.

Monzelfeld. "Lieber Milch trinken, als Quark reden", so provokant wirbt Engelbert Lausberg auf der L 158 kurz vor Monzelfeld für seine Milch vom Schellenhof. Im "Milchhäuschen" steht der Milchautomat, an dem sich die Kunden rund um die Uhr bedienen können.

Mit dem im November aufgestellten und über 7000 Euro teuren Gerät will Lausberg gegenüber den Discountern ein Zeichen setzen: "Wir wollen wieder das Bewusstsein der Verbraucher wecken, dass Milch direkt von der Kuh das Gesündeste ist, was es gibt."

Die Milch ist immer frisch, also höchstens zwei Tage alt und unbehandelt. Die Kunden müssen entweder selbst Flaschen mitbringen oder welche bei Lausberg kaufen. Bereitgestellt werden dürfen keine.

Das Hauptzollamt Koblenz überwacht in der Region die Milch-Garantiemenge der Europäischen Union. So sollen "Milchseen" und "Butterberge" vermieden werden. Den Milchautomaten im Ort aufzustellen, ist wiederum mit strengen Auflagen verbunden, denn die Milch müsste ja transportiert werden.

Einer, der die vielen Regelungen zu spüren bekommen hat, ist Gerd Remmy aus Hoxel. Nachdem das Hauptzollamt Wind davon bekommen hatte, dass er schon mal Nachbarn "einfach so" mit Milch beliefert hat, bekam er Besuch. "Mir wurde klargemacht, dass ich ein Kontingent an Selbstvermarktungsmilch zu beantragen habe und separate Einrichtungen für die Aufbewahrung der Frischmilch regelmäßig kontrolliert werden", bedauert der Milchbauer.

Auch einen Milchautomaten in einem Supermarkt in Morbach aufzustellen habe er schon ins Auge gefasst. Doch 7000 Euro dafür zu bezahlen, waren Remmy zu teuer: "Das tue ich mir nicht an. Dann kann ich ja nur noch arbeiten." Der Milchbauer gab den Milchverkauf ab Hof entnervt auf.

Bereits vor 20 Jahren setzten Paul und Eugenie Brandsma auf ihrem Demeter Hof Breit in Wittlich komplett auf Selbstvermarktung. "Bei den höheren Kosten für Biomilch bleibt einem gar nichts anderes als die Selbstvermarktung übrig", macht Brandsma klar. Sein Betrieb kommt mit gerade mal 20 Milchkühen aus. Konventionelle Betriebe halten in Rheinland-Pfalz im Schnitt 55 Tiere.

Doch auch dieser Betrieb stöhnt unter den hohen Auflagen, den strengen Kontrollen und dem enorm komplizierten Verfahren der Kontingent-Zuweisung. "Wenn der Erzeuger den Gewinn seiner Arbeit im Betrieb halten will, kommt er nicht um eine Selbstvermarktung herum", stellt der Vorsitzende des Kreisbauern- und Winzerverbandes Bernkastel-Wittlich, Manfred Zelder, kategorisch fest. Er will in seinem Verband verstärkt für diese Form der Vermarktung werben.

Die Kehrseite sei jedoch, dass die Kunden möglichst alle Milchprodukte beim Erzeuger vorfinden wollen, Management und Werbung selbst gestemmt werden müssen.

Jungmilchbauer Dieter Lausberg (31) sieht in der Milchproduktion allein keine Zukunft: "Man muss sich mehrere Standbeine schaffen". Auf dem Schellenhof gibt es noch eine Biogasanlage. Aber auch hier sind wenige große Konzerne die Abnehmer.

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