Neuer Blick auf weltberühmte Fossilien im Hunsrück-Schiefer

Hunsrück · Weltweit gehören die Schieferhalden und verlassenen Gruben rund um Gemünden und Bundenbach zu den bedeutendsten Fundstätten für Versteinerungen aus dem erdgeschichtlichen Zeitalter des Devons. Das Buch "Fossilien im Hunsrück-Schiefer" beschäftigt sich mit dieser faszinierenden Welt.

Hunsrück. Vor 400 Millionen Jahren war alles ganz anders: Gemünden und Bundenbach lagen direkt am Äquator und an den Ufern eines großen Meeres. Es war tropisch warm, sanfte Wellen plätscherten an einen seichten Strand. Im Meer tummelte sich eine Vielzahl sonderbaren Getiers. Im Sand, der in Jahrmillionen versteinerte und zu Schiefer wurde, blieben einzigartige Funde erhalten.
Der neue Bildband "Fossilien im Hunsrück-Schiefer" illustriert diese versteinerte Welt.
Lokale Gegebenheiten, Strömung, Wassertemperatur und nachfolgende biochemische und physikalische Prozesse haben dazu geführt, dass nirgendwo anders in der Welt Versteinerungen aus der Zeitalter des Devons so gut erhalten sind wie in den Schiefergruben rund um Gemünden und Bundenbach.
Die Versteinerungen erzählen urzeitliche Geschichten bis ins kleinste Detail. Die renommierten Bonner Paläontologen Jes Rust, Christoph Bartels und Gabriele Kühl sowie der Humboldt-Preisträger Derek Briggs von der Yale University haben die Lagerstätten im Hunsrück und die darin vorkommenden Fossilien systematisch erforscht und in auch für den Laien verständlichen Texten beschrieben. Georg Oleschinski gilt deutschlandweit als bester Fotograf, wenn es um Fossilien geht.
Der Betrachter wird gefangen von seinen faszinierenden Bildern und den steingewordenen Schönheiten von Seesternen über Panzerfische bis hin zu Gliederfüßern. Dieser Bildband zeigt eine Sammlung herausragender Funde aus den maritimen Lagerstätten des Devons im Hunsrückschiefer. Sie liefern Evolutionsbiologen neue Erkenntnisse und sind Forschungsgegenstand namhafter Paläontologen.
Den Leser und Betrachter erhält auch einen Eindruck von der Vielfalt der Organismen und ihrem damaligen Lebensraum. Vorgestellt werden selbstverständlich auch die Glanzlichter Hunsrücker Versteinerungen, wie der "Drepanaspis gemuendensis", ein Panzerfisch, von dem im Laufe der Zeit mehrere komplette Exemplare ausschließlich bei Gemünden zu Tage traten.
Eine Sensation war im Jahr 2009 die Entdeckung eines Gliederfüßers, der als Jäger im Brackwasser unterwegs war, und dem die Wissenschaftler in Anlehnung an den berüchtigten Räuberhauptmann den Namen "Schinderhannes bartelsi" gaben.
Begleitende Informationen zu Fundorten, Lebensweise und wissenschaftlicher Bedeutung der Fossilien runden den Bild- und Textband ab. wd
Gabriele Kühl, Christoph Bartels, Derek Briggs, Jes Rust; "Fossilien im Hunsrück-Schiefer. 120 Seiten mit 114 farbigen Abbildungen", Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 24,95 Euro im Buchhandel

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