Neuer Glanz für das Geburtstagskind

Traben-Trarbach · Neues Schmuckstück im Mittelmosel-Museum in Traben-Trarbach: Der 1811 gefertigte historische Hammerflügel der Klavierbauerin Nannette Streicher ist in seinen Originalzustand zurückversetzt worden.

 Taste für Taste musste die Klaviatur mit den wiederhergestellten Lederhämmern neu eingerichtet werden: Robert Durand bei der Arbeit am historischen Hammerflügel im Mittelmosel-Museum in Traben-Trarbach. Foto: privat

Taste für Taste musste die Klaviatur mit den wiederhergestellten Lederhämmern neu eingerichtet werden: Robert Durand bei der Arbeit am historischen Hammerflügel im Mittelmosel-Museum in Traben-Trarbach. Foto: privat

Traben-Trarbach. "Das ist ein völlig anderes Instrument geworden!", schwärmt Christof Krieger. "Das Klavier ist nicht nur optisch, sondern vor allem auch akustisch kaum mehr wiederzuerkennen!" Der Traben-Trarbacher Museumsleiter hat allen Grund zur Freude. Erstrahlt doch das wertvollste Exponat der Barockvilla Böcking seit kurzem in neuem alten Glanz.
Nachdem der 1811 von der Wiener Klavierbauerin Nannette Streicher gefertigte Hammerflügel bereits 1989 mittels der großzügigen Spende einer wohlmeinenden Gönnerin wieder spielbar gemacht wurde, hatte der Förderverein Mittelmosel-Museum das diesjährige 200-jährige Jubiläum des Instruments zum Anlass genommen, dessen originale Oberfläche wie auch den authentischen Klang wiederherzustellen. Die Kosten der Restaurierung in Höhe von rund 5000 Euro werden zur Hälfte von der Kreissparkassenstiftung Bernkastel-Wittlich der Sparkasse Mittelmosel-Eifel-Mosel-Hunsrück übernommen.
Während vom ortsansässigen Möbelrestaurator Jürgen Kullmann bereits in den Wintermonaten die ursprüngliche Schellack-Politur des Korpus erneuert worden war, so dass dessen erlesenes Nussbaum-Furnier in zuvor ungeahnter Weise zur Geltung kommt, konnten nun auch die Lederhämmer der Klaviatur originalgetreu wiederhergestellt werden. Ein Spezialist war dafür eigens eine Woche aus England an die Mosel gekommen.
"Es ist schon ein Privileg, an einem solchen Instrument arbeiten zu dürfen", erklärt Robert Durand, der mit seinem Vater eine renommierte Klavierbauerwerkstatt in Chiddingfold in der südenglischen Grafschaft Surrey betreibt: "Nanette Streicher war zweifellos eine der Besten ihrer Zeit, sowohl was den Klang ihrer Klaviere als auch die Qualität der Ausführung anbelangt." Er sei durchaus ein wenig stolz, in den Fußstapfen der großen Klavierbauerin zu wandeln, zumal deren Instrumente heute sehr selten sind. "In England gibt es nur einen einzigen Streicherflügel, der sich im Eigentum der Königin befindet", berichtet Durand: Obwohl ihr Landsitz Guildford ganz in der Nähe liegt, sei er für Besucher normalerweise nicht zugänglich. "Wir haben lange versucht, Kontakt mit dem Verwalter herzustellen, doch am vereinbarten Tag war dieser krank", so der Restaurator enttäuscht.
Um so mehr freute sich der 33-Jährige auf die Arbeit in Traben-Trarbach, auch wenn er dafür aufgrund vielfältiger anderer Aufträge eigentlich keine Zeit gehabt hätte: "Wir konnten einfach nicht Nein sagen, allein schon wegen des Jubiläums!" "Ein schöneres Geburtstagsgeschenk hätten wir der alten Dame wirklich nicht machen können", zeigt sich Museumsleiter Christof Krieger nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten überzeugt: "Die Investition der Sparkassenstiftung und des Fördervereins hat sich mehr als gelohnt!" Selbstverständlich werde man das 200-jährige Geburtstagskind im Laufe des Jahres mit einer Konzertreihe entsprechend würdigen.red

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