Neuer Supermarkt? Nein danke!

Wittlich · Ein zusätzlicher Supermarkt mit 4000 Quadratmetern plus kleinere Geschäfte in Größen von 400 bis 1500 Quadratmeter: Diese Investorenpläne für das ehemalige Hela-Gelände in der Schlossstraße hat der Wittlicher Stadtrat abgelehnt. Insbesondere den Supermarkt hält er für keine gute Idee.

Neuer Supermarkt? Nein danke!
Foto: Klaus Kimmling

Einstimmig hat sich der Stadtrat Wittlich gegen Pläne entschieden, Wittlichs Schlossstraße mit weiteren Geschäften zu bestücken. Die Eigentümer des ehemaligen Hela-Marktes, die Firma Völkel Company aus Saarlouis, wollte auf dem 35 000 Quadratmeter großen Grundstück unter anderem einen Supermarkt als zentralen Mieter mit 4000 Quadratmetern ansiedeln. Daneben sind laut Planzeichnung folgende Angebote auf weiteren Flächen in Größen zu 400, 800 bis zu 1500 Quadratmetern möglich: Fahrräder, Outdoor/Jagd, Möbel, Sportartikel, Küchenstudio, Spielwaren und ein Burger King. Diese Zusatzmietflächen machen noch einmal insgesamt 4500 Quadratmeter aus. Vertreter von Völkel Company sind dabei erst gar nicht mehr zur entscheidenden Sitzung am Dienstagabend im Stadtrat erschienen, dem vorab der Wirtschafts-, Bau- und Verkehrsausschuss empfohlen hatte, das Projekt abzulehnen. Unabhängig von der einstimmigen Ablehnung insbesondere des großen Supermarktes wünscht sich die Stadtratsmehrheit jedoch eine Weiterentwicklung des brachliegenden Geländes an einer von Wittlichs Haupt-Zufahrten. Vor der Abstimmung fassten Berichterstatter aus den Ausschüssen und die Fraktionen ihre Positionen nochmals kurz zusammen, auch für die vielen Bürger, die aus Interesse an diesem Stadtentwicklungsthema zur Sitzung gekommen waren.

Peter van der Heyde, CDU, Bau- und Verkehrsausschuss: "Dem Ausschuss ist wichtig, dass das ehemalige Hela-Gelände eine neue Nutzung erhält. Ein neues Lebensmittelgeschäft von 4000 Quadratmetern würde aber eine Verdrängung von Marktanteilen bestehender Geschäfte bedeuten..(…) Wir würden es sehr begrüßen, wenn die Firma einen neuen Entwurf vorlege, der einzelhandelsverträglich ist."

Thomas Oehlenschläger, CDU, Wirtschaftsausschuss: "Wir müssten das Einzelhandelskonzept wieder ändern und es wird so gesehen, dass für die Attraktivität des Standortes Wittlichs ein weiterer Lebensmittler nichts bringt. Umgekehrt wird die Gefahr gesehen, dass negative Auswirkungen entstehen."

Ali Damar, die Linke: "Wittlich braucht auch ein Kino, Sozialwohnungen, im alten Bahnhof eine Behindertentoilette und kostenlose Einrichtungen für Senioren."

Joachim Gerke, SPD: "Das Thema ist mit der heutigen Entscheidung nicht abgefrühstückt. Ich denke, wenn Investoren zwei Mal mit Rechtsanwälten aufgetaucht sind, ist das ein Zeichen. (…) Es heißt 25 Prozent des generierten Umsatzes kämen dann von außen. 75 Prozent aus Wittlich ist eine Größenordnung, die so nicht akzeptabel ist. Und die Prognose von sechs Prozent Minus für die Innenstadt ist auf jeden Fall das Gegenteil von Stärkung der Innenstadt."

Elfriede Meurer, CDU: "Wir wollen, dass sich da was entwickelt. Wir wollen nur nicht einen weiteren Lebensmittelhandel als Ankermieter. Ich bin überzeugt, dass es weitere Ideen und Beratungen geben wird, denn die werden das Gelände nicht brachliegen lassen."

Stephan Lequen, Grüne: "Es nutzt nichts, wenn wir noch mehr ansiedeln und Leerstände produzieren. Wir sehen den Standort als Ergänzungsstandort, an dem nicht zentrenrelevante Dinge angeboten werden können."

Bernd Kossendey, FWG: "Es hat schon nicht geklappt von Bungert, der Justus von Liebig Straße, dem Konversionsgebiet Kunden zum Marktplatz zu bringen. (…) Dass wir heute nein sagen, löst die Probleme nicht."

Thomas Losen, FDP: "Wittlich hat sich sehr positiv entwickelt, auch wegen der Entwicklung im Außenbereich. Nur durch die Innenstadt allein geht es auch nicht voran. Hätten wir etwa das Konversionsgebiet einfach liegen lassen sollen? Super wäre ein Kino, eine Bowlingbahn."

Michael Scheid, FWG: "Die Innenstadt ist belagert von großen Flächen in der Peripherie. Es geht nicht nur um 4000 Quadratmeter Lebensmittel, sondern auch um die anderen 4500 Quadratmeter. (…) Das ist das Trojanische Pferd, das vor der Innenstadt steht."Meinung

Kurve gekriegtOffensichtlich sind die Invesoren mit Rechtsanwälten aufgekreuzt. Das klingt nach Druck. Offensichtlich sind aber sämtliche Fraktionen Investorenwünschen nicht hörig. Offensichtlich ist allen klar, dass ein Punkt erreicht ist, an dem ein Mehr an Verkaufsfläche nicht wieder gut zu machende Schäden anrichtet. Das gilt für große Lebensmittelgeschäfte. Man darf gespannt sein, was in Zukunft mit dem ehemaligen Hela-Gelände passieren wird. s.suennen@volksfreund.de

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