Neuer Wein im alten Wingert

Reil · Ein ehemaliger Weinberg wird derzeit wiederbelebt. Im Alftal zwischen Bengel und Höllental soll in zwei Jahren wieder der erste rassige Riesling gelesen werden, sagen Tobias Treis und Ivan Giovanett.

 Im Moselseitental der Alf wollen Tobias Treis aus Reil (links) und der Italiener Ivan Giovanett wieder Riesling-Reben anbauen. TV-Foto: Holger Teusch

Im Moselseitental der Alf wollen Tobias Treis aus Reil (links) und der Italiener Ivan Giovanett wieder Riesling-Reben anbauen. TV-Foto: Holger Teusch

Reil. Ein kalter Wind weht vom Kondelwald über den Sorentberg. Man merkt sofort: Hier ist es kühler als an der Mosel. Wieso wollen Tobias Treis aus Reil und der Italiener Ivan Giovanett hier Wein anbauen? Es gibt doch genug Brachen an der Mosel, die die Absolventen der Geisenheimer Weinbauschule bewirtschaften könnten.
"Ich habe die Lage nicht vergessen können und nie ganz verstanden, weshalb sie aufgegeben wurde", sagt Treis. Seit etwa einem Jahrzehnt wird im Sorentberg im Alftal kein Wein mehr angebaut. Sein Vater Theo bewirtschaftete selbst einen Hektar und weiß warum: Alles sei in Ordnung gewesen; 1976, 1989 und 1994 wurden sogar Trockenbeerenauslesen im Sorentberg gelesen.
Doch dann nahmen die Wildschäden ein Ausmaß an, dass sich die Bewirtschaftung nicht mehr lohnte. Zäune hatten damals das Wild nicht aufhalten können, weil jeder Winzer seine eigenen anlegte. Tobias Treis und Ivan Giovanett wollen eine Einzäunung aus einem Guss um zunächst 3,5 der insgesamt sieben Hektar umfassenden Fläche, die sie erworben haben, errichten.
Die beiden wollen im Sorentberg einen kräftigen, rassigen Riesling ernten. Dass es an den Hängen des Alfbachs kühler ist als an der Mosel, komme den Riesling-Eigenschaften zugute und sei mit Blick auf den Klimawandel ein Vorteil, glaubt Treis. Außerdem könnte man den neuen Wein mit seiner Geschichte besonders gut vermarkten.
Ivan Giovanetts Vater, der in Neumarkt in Südtirol ein renommiertes Weingut besitzt, sieht darin sowieso kein Problem. "Ein Risiko ist es immer, aber wir haben Kontakte in die ganze Welt und mit Tobias und Ivan zwei super Techniker", sagt Günther Giovanett. Die beiden Freunde seien genau in dem richtigen Alter, um so ein Projekt anzugehen.
Treis und Giovanett haben das deutsch-italienische Joint Venture "Weingut Sorentberg" gegründet. "Die Entscheidungen treffen wir gemeinsam. Ich werde versuchen, mindestens einmal im Monat nach Reil zu kommen", erklärt Giovanett. Das Investitionsvolumen wollen die Jungunternehmer nicht nennen. Nur so viel: Wenn man die bekannten Kosten von rund 30 000 Euro für ein Hektar Weinbergspflanzung unter Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse am Sorentberg zugrunde lege, komme man schnell auf einen "guten sechsstelligen Betrag", sagt Treis. teu

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