Neues aus der Anstalt: Helmut Becker hört auf

Bernkastel-Wittlich · Einmal im Monat müssen sie ins Gefängnis. Allerdings nur zur monatlichen Sitzung des Beirats der Justizvollzugsanstalt, kurz JVA, einer Art Vermittlungsstelle zwischen Gefängnisleitung, Gefangenen und der Welt außerhalb der Gefängnismauern. Die sechs Mitglieder des Gremiums sind jetzt für die nächste Amtszeit von drei Jahren ernannt worden.

Bernkastel-Wittlich. Für Helmut Becker, den ehemaligen Leiter der Berufsbildenden Schulen in Wittlich, ist es die letzte Sitzung des Beirates der Justizvollzugsanstalt. 42 Jahre, seit Gründung des Gremiums im Jahr 1971, war er Mitglied. Jetzt ist er 84 und möchte aufhören. Aber er erzählt gern von der Zeit, als er im Gefängnis einiges voranbringen konnte. Zum Beispiel war es sein Anliegen, die Bildungsmöglichkeiten der Gefangenen zu verbessern. Dabei hat er festgestellt, dass die Motivation und Disziplin der Schüler im Gefängnis häufig deutlich besser ist als an der normalen Berufsschule. Für Helmut Becker wird künftig Alfons Schmitz, der jetzige Leiter der Berufsbildenden Schulen, im JVA-Beirat sitzen.
Kummerpost hinter Gittern


Berufen wird der Beirat vom Justizministerium. Allerdings entscheidet der Kreistag Bernkastel-Wittlich über die Besetzung. Anstaltsleiter Robert Haase hat dem Kreistag zuvor eine Vorschlagsliste präsentiert, die das Gremium auch so akzeptiert hat. "Sie sind eine bunte Mischung aus verschiedenen Berufen", sagt der Gefängnisleiter. Und genau diese Vielfalt sei für ihn wichtig. Zum Beirat gehören neben Lehrern auch ein Arzt, Vertreter von Arbeitsverwaltung oder Sozialamt. Auch Stadtratsmitglieder sind gerne gesehen im Gremium. Für Haase ist entscheidend, dass die Beiratsmitglieder auch außerhalb der Gefängnismauern ein Netzwerk aufbauen können.
Damit diese Zusammensetzung, die sich seit vielen Jahren bewährt hat, so bleibt, versucht Haase, immer einen Nachfolger aus demselben Bereich zu finden. Wie bei Becker und Schmitz folgt als Vertreter des Sportkreises Günter Wagner auf den aus gesundheitlichen Gründen ausscheidenden Manfred Neumann.
Jeden Monat treffen sich die Mitglieder des Beirates in der JVA. Meist ist auch Haase dabei. Erster Tagesordnungspunkt lautet dann immer "Neues aus der Anstalt". Da gibt es auch am letzten Einsatztag von Helmut Becker viel zu berichten, denn Haase erzählt von den Problemen mit dem Trinkwasser in der JVA (der TV berichtete).
Heribert Wipperfürth, der alte und neue stellvertretende Vorsitzende, hat die Aufgabe, die Briefkästen zu lehren. Der Vorsitzende Günter Thomas erklärt, dass bei jeder der acht Abteilungen des Gefängnisses ein solcher Briefkasten hängt. Dort können die Gefangenen ihre Post mit Anregungen oder auch Beschwerden einwerfen. "Das wird dann in der nächsten Sitzung des Beirates besprochen." Entscheidungsbefugnis hat der Beirat allerdings nicht. "Aber wir können Impulse geben", sagt Helmut Becker.
Geändert hat sich seit Gründung des Beirates einiges. Dennoch bleiben viele Beschwerden der Häftlinge dieselben. Etwa schlechte Haftbedingungen oder sie sind mit der Behandlung durch den Arzt nicht zufrieden. "Dann ist es gut, einen Experten im Beirat zu haben", sagt Haase.
Es gibt aber auch positive Entwicklungen. "Seit wir den Neubau haben, gehen die Beschwerden rapide zurück", sagt Thomas.Extra

Vorsitzender ist Günter Thomas, ehemaliger Leiter Kreissozialamt Bernkastel-Wittlich, Stellvertreter ist Heribert Wipperfürth, Lehrer. Weitere Mitglieder sind Dr. Werner Kraus, Oberarzt; Doris Mann-Backes, Juristin, und Joachim Wagner, Teamleiter der Agentur für Arbeit in Trier. Neue Mitglieder sind Alfons Schmitz, Leiter Berufsbildende Schulen Wittlich, und Günter Wagner, stellvertretender Sportkreisvorsitzender Bernkastel-Wittlich. Ausgeschieden sind Helmut Becker und Manfred Neumann. noj

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