Neues Geld aus Brüssel für Hunsrückdörfer

Morbach/Thalfang · Mit Geld aus Brüssel sollen weitere Projekte im Hunsrück und Hochwald verwirklicht werden. Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Erbeskopf hat eine neue Liste mit Vorhaben festgezurrt, für die Zuschussanträge bei der Europäischen Union (EU) gestellt werden. Davon sollen unter anderem der Hochseilgarten am Erbeskopf und der geplante Dorfladen in Mandern profitieren.

 Soll noch attraktiver werden: Der Hochseilgarten beim Hunsrückhaus, auf dem Kletterfreunde wie Simon Buhl ihre Geschicklichkeit testen.TV-Foto: Klaus Kimmling

Soll noch attraktiver werden: Der Hochseilgarten beim Hunsrückhaus, auf dem Kletterfreunde wie Simon Buhl ihre Geschicklichkeit testen.TV-Foto: Klaus Kimmling

Morbach/Thalfang. Die Mitglieder der LAG Erbeskopf (siehe Hintergrund) erreichte Ende voriger Woche eine erfreuliche Nachricht. In der Geschäftsstelle im Hermeskeiler Rathaus ging ein Schreiben ein. Darin wurde offiziell bestätigt, dass die EU ihre Zuschüsse für das Gebiet im Hunsrück und Hochwald um 300 000 Euro aufstockt. Damit stehen der LAG Erbeskopf bis zum Auslaufen der aktuellen Förderperiode Ende 2013 insgesamt 1,95 Millionen Euro zur Verfügung. "Wir werden diesen Topf auch in vollem Umfang ausschöpfen", so die Vorhersage des Hermeskeiler Bürgermeisters und LAG-Vorsitzenden Michael Hülpes. Seit dem Start des Aktionsbündnisses vor vier Jahren wurden bisher Zuschüsse für 25 Vorhaben bewilligt (siehe Extra).
Förderquote von 55 Prozent


Das Prozedere war und ist in allen Fällen gleich: Die Anträge für diese Projekte haben entweder Gemeinden gestellt, die dann in der Regel mit einer Förderquote von 55 Prozent rechnen können. Oder es sind Vereine und Privatleute, die für ihre Vorhaben eine Finanzspritze der EU erhalten. Für sie fließt aber nur ein Zuschuss von 25 Prozent. Voraussetzung ist immer, dass die angemeldeten Projekte zu den vier Handlungsfeldern der LAG passen: Dorfentwicklung, Tourismus und Freizeit, regionale Produkte, Energie. Die Gemeinden, Vereine oder Privatleute müssen dem Aktionsbündnis deshalb zunächst eine Projektbeschreibung vorlegen. Die LAG-Mitglieder entscheiden dann in ihren regelmäßigen Sitzungen, ob man für die Vorhaben einen Zuschussantrag bei der EU stellt.
Beim jüngsten Treffen hat das Gremium beschlossen, dass acht weitere Projekte in den Genuss von Geld aus Brüssel kommen sollen. Insgesamt müssten für sie noch einmal 360 000 Euro aus dem Topf genommen werden, der der LAG zur Verfügung steht.
Das Wichtigste und Kostspieligste dieser neuen Vorhaben soll diesmal im Kreis Birkenfeld umgesetzt werden: nämlich der behindertengerechte Ausbau des historischen Kupferbergwerks in Fischbach (Zuschuss: 124 000 Euro). Hinzu kommen drei weitere Projekte im Nachbarkreis.
Aber auch Orte im Hunsrück und Hochwald sollen profitieren. In der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang werden Anträge für zwei Vorhaben gestellt: Auf einer Anhöhe nahe Breit soll rund um das Naturdenkmal Kugeleiche für 24 000 Euro ein Aussichtspunkt mit Bänken entstehen. Der Zuschuss liegt bei 11 100 Euro. Und der bereits bestehende Hochseilgarten am Erbeskopf, den ein Verein betreibt, soll noch attraktiver werden. Dort wird für rund 76 000 Euro eine etwa 150 Meter lange Seilbahn gebaut, die den Namen Flying Fox trägt. Auf ihr schweben die Besucher am Fuß des Skihangs über Teile des Parkplatzes, den Teich und den Spielplatz. Der erwartete Zuschuss beträgt 15 500 Euro.
In der VG Kell gibt es für den geplanten Dorfladen in Mandern finanzielle Unterstützung. Die Gemeinde hat dafür ein Haus gekauft, das sie umbauen und von einer Pächterin betreiben lassen will. Der Laden soll Mitte 2013 öffnen. Bei Gesamtkosten von 213 000 Euro wird ein Zuschuss von 98 000 Euro erwartet.
In der VG Ruwer soll vom Ort Schöndorf aus eine Anbindung an den Ruwer-Hochwald-Radweg geschaffen werden. Kostenpunkt: 71 400 Euro, Zuschuss: 33 000 Euro.
Sollten all diese beschlossenen Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden, dann sind laut Hülpes aus dem Fördertopf 1,7 von 1,95 Millionen Euro weg.
Die LAG Erbeskopf werde sich auf jeden Fall beim Land für die kommende Förderperiode zwischen 2014 und 2020 bewerben und habe dabei auch gute Chancen. "Der Staatssekretär Thomas Griese im Umweltministerium hat uns das bereits im Hinblick auf den möglichen Nationalpark im Hochwald signalisiert", sagt Hülpes.Extra

Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Erbeskopf ist eine von insgesamt zwölf Aktionsgruppen im Land Rheinland-Pfalz. Sie alle kommen in den Genuss von Fördermitteln aus dem Leader-Programm der Europäischen Union. Leader ist die Abkürzung für "Liaison Entre Actions de Développement de l\\'Economie Rurale" (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft). Mit der EU-Initiative wird die Entwicklung ländlicher Regionen in Europa gefördert. Mitglieder der LAG Erbeskopf sind die Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell, Thalfang am Erbeskopf, Birkenfeld und Herrstein, die Einheitsgemeinde Morbach, Teile der VG Ruwer und Bernkastel-Kues sowie drei Stadtteile von Idar-Oberstein. Im Aktionsgebiet der LAG mit seinen 144 Ortsgemeinden wohnen insgesamt 100 000 Menschen. axExtra

Die bisher 25 bewilligten Vorhaben in der LAG Erbes-kopf befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Umsetzung. Manche Projkete sind bereits Realität: Das gilt beispielsweise für die touristische Aufwertung der Burg Grimburg, den Bau eines Hochseilgartens am Erbeskopf, die Errichtung eines Erlebnisspielplatzes im Morbacher Erholungswald Ortelsbruch oder eines Magazins, das die Traumschleifen für Wanderer in der Region in Szene setzt. Bei anderen Projekten laufen derzeit die Arbeiten, etwa beim Bau des Forstbetriebshofs mit forstpädagogischem Zentrum in der Energielandschaft Morbach (Zuschuss: 240 000 Euro) oder der Erlebnisstation am Hermeskeiler Bahnhof (Zuschuss: 195 000 Euro). Zudem gibt es auch noch Vorhaben, für die zwar bereits eine Förderzusage der EU vorliegt, der Beginn der Bauarbeiten aber noch aussteht: Beispiele dafür sind der Ausbau des Kreisjugendhauses in Kell am See zu einer natur- und erlebnispädagogischen Bildungsstätte (Zuschuss: 215 000 Euro, Fertigstellung bis Ende 2013) oder die geplanten Mehrgenerationenplätze in Pluwig (Zuschuss: 48 000 Euro) und Züsch (Zuschuss: 39 000 Euro). ax

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