Neues Gremium vertritt Migranten

Unter den 19 000 Einwohnern in Wittlich leben 1500 Menschen aus 86 Nationen. Um ihre Interessen zu vertreten, wurde Ende 2009 per Briefwahl der Beirat für Migration und Integration gewählt. Jetzt stehen die Vorsitzenden des Gremiums fest.

Wittlich. Der ehemalige erste Ausländerbeiratsvorsitzende (1994 bis 1999) ist der neue Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration: Siddek Simsek. Er wurde in der konstituierenden Sitzung gewählt. Seine Stellvertreterin ist Andrea Kien.

Was das neue Gremium leisten will? Der in der interkulturellen Arbeit erfahrene Simsek nennt Themenfelder, die den Beirat beschäftigen werden: "Sprachförderung ist ein wichtiges Thema, denn Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Außerdem wollen wir beratende Ansprechpartner für Schulen, Betriebe oder die Agentur für Arbeit sein. Und wir wollen mehr Öffentlichkeitsarbeit machen." Was genau angepackt wird, entscheide sich nach den ersten Sitzungen.

Der frühere Ausländerbeirat hatte sich unter anderem für einen islamischen Friedhof eingesetzt. Ein solches Grabfeld wurde 2004 in Neuerburg angelegt. Zuvor mussten die Verstorbenen noch in ihre Heimatländer überführt werden. Laut Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung, gab es im vergangenen Jahr eine islamische Erdbestattung, 2004 war man von sieben im Jahr ausgegangen.

Andere Ziele, die Siddek heute nennt, waren in Wittlich schon immer aktuell. Dennoch kam ein Ausländerbeirat vor über fünf Jahren gar nicht mehr zustande. Das Interesse fehlte. 2004 lag die Wahlbeteiligung bei 9,1 Prozent. Mindestens zehn Prozent waren notwendig.

Dabei waren die Anfänge vielversprechend: Bei der ersten Wahl 1994 lag die Beteiligung bei 33 Prozent. Es konkurrierten zwei rein türkische Listen. Das war auch 1999 so - bei einer Wahlbeteiligung von 26,8 Prozent. Andere Nationen waren nicht vertreten, und Frauen gab es in den Gremien nicht. Das ist nun anders. Ein Grund sind neue Regeln. Ulrich Jacoby: "Die Voraussetzungen für die Wahl sind geändert worden. Damals durften nur die wählen, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Jetzt war jeder mit deutscher Staatsbürgerschaft und Migrationshintergrund wahlberechtigt. Außerdem konnten sich Deutsche, die selbst zwar nicht wählen können, zur Wahl aufstellen lassen."

Briefwahl bringt mehr Wahlbeteiligung



Weiterhin wurde das Verfahren komplett auf Briefwahl umgestellt: Die Beteiligung im November lag bei 17,3 Prozent. Gut zwei Monate später hat sich der neue Beirat in seiner ersten, konstituierenden Sitzung formiert: Siddek Simsek und Andrea Kien sind Vorsitzende. Weitere Beiratsmitglieder sind Hacer Sarioglu, Ibrahim Polat, Mehmet Yigit, Tahir Dogan, Ahmet Altiparmak, Yilmaz Yildiz, Mustafa Dogan und Ali Damar.

Das Gremium soll sich in den kommenden fünf Jahren für Belange der Einwohner mit Migrationshintergrund einsetzen, kommunale Integrationspolitik begleiten. Der Vorsitzende kann an Sitzungen der städtischen Ausschüsse teilnehmen und seine Position bei Entscheidungen äußern, die das Migrationsthema betreffen.

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