Neues Gutachten liegt auf dem Tisch

Das neue Schadstoff-Gutachten für die Thalfanger Realschule plus liegt vor. Nach Angaben der Experten schwanken derzeit die PCB-Belastungen in der Raumluft stark. Bis zur geplanten Sanierung sehen die Fachleute allerdings nur geringen Handlungsbedarf.

 Die PCB-Werte in der Raumluft der Thalfanger Realschule plus schwanken stark. Sie sollen im Rahmen der geplanten Sanierung deutlich verringert werden. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Die PCB-Werte in der Raumluft der Thalfanger Realschule plus schwanken stark. Sie sollen im Rahmen der geplanten Sanierung deutlich verringert werden. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Thalfang. Das mit großem Interesse erwartete Gutachten für die Thalfanger "Realschule plus" bekamen zuerst die Mitglieder des Bau- und Liegenschaftsausschusses zu Gesicht. Eine Vertreterin des Büros Pluralis aus Meerbusch bei Düsseldorf stellte es am Donnerstagabend hinter verschlossenen Türen im Rathaus vor.

Die Fachleute hatte sieben Schadstoffe untersucht, unter anderem auch Asbest und Holzschutzmittel. Doch das Interesse galt besonders den untersuchten PCB-Werten.

Momentan schwanken die Belastungen durch den Weichmacher (siehe auch Extra) in der Schule stark.

Die Werte liegen konkret zwischen 100 und 7000 Nanogramm (ein Milliardstel Gramm) pro Kubikmeter. Das teilte Michael Suska, Organisations- und Finanzchef im Thalfanger Rathaus, auf TV-Anfrage mit. Gemessen habe das Büro allerdings nicht selbst. Stattdessen ermittelte es die Werte aufgrund der Auswertung von aktuellen Materialproben und Messungen, die 1996 und 2001 vorgenommen wurden.

Wie sind die Ergebnisse des Gutachtens zu bewerten? Der sogenannte Interventionswert von 9000 Nanogramm pro Kubikmeter wird laut Gutachten nicht überschritten. Dabei handelt es sich um einen Richtwert des Bundesumweltamtes, bei dessen Überschreitung Sofortmaßnahmen zur Abwehr von Gesundheitsgefahren zu ergreifen sind. Die erfreuliche Konsequenz aus Suskas Sicht: Es bestehe keine Gesundheitsgefahr für Lehrer und Schüler.

Auftrag für Sanierungskonzept vergeben



Dennoch empfehlen die Fachleute in den entsprechenden Räumlichkeiten im Vorfeld der Sanierung eine "Stoßlüftung" zweimal am Tag sowie die Nassreinigung der Fußböden zweimal in der Woche. Außerdem raten sie im Zusammenhang zur Beseitigung der PCB-Quellen zu einem Sanierungskonzept. Das Ziel: Nach der Generalüberholung sollen 900 Nanogramm unterschritten werden. Das sei der anzustrebende Sanierungswert einer Richtlinie für Rheinland-Pfalz.

Die Ausschussmitglieder folgten der Empfehlung und beschlossen, ein entsprechendes Konzept mit dem Zielwert von 900 Nanogramm in Auftrag zu geben. Dies ist laut Suska allerdings noch keine Entscheidung über die weitere Vorgehensweise. Sie werde vom Verbandsgemeinderat im Rahmen der Entwurfs- und Genehmigungsplanung Anfang 2010 getroffen.

Meinung

Es bleiben Fragen offen

Jetzt liegen die Ergebnisse der Schadstoff-Untersuchung vor. Und sie werden nicht unter der Decke gehalten. Das dient der Transparenz. Schließlich wollen Eltern, Schüler und Lehrer spätestens nach den Geschehnissen in der Realschule Hermeskeil in der unmittelbaren Nachbarschaft genau wissen, wie es um die konkrete Belastung in ihrer Schule bestellt ist. Akuter Handlungsbedarf besteht nach Ansicht der Experten offenbar nicht. Eine Sanierung ist ohnehin geplant. Am Tag nach der ersten Vorstellung in nicht-öffentlichen Sitzung bleiben allerdings Fragen offen. Auch wenn die Gutachter dafür keine Notwendigkeit sehen: Wäre es nicht besser gewesen, tatsächliche Messungen der Raumluft vorzunehmen, anstatt sie aufgrund von Materialproben indirekt zu ermitteln? Warum gibt man ein Konzept in Auftrag, in dem der nach der Sanierung zu unterschreitende PCB-Wert schon festgelegt ist, ohne dass der Verbandsgemeinderat gefragt wird? Und wäre es nicht sinnvoller, dass die Fachleute alternativ auch mit niedrigeren und/oder nahezu schadstofffreien Werten arbeiten? Zugegeben, das kann auch zu einem späteren Zeitpunkt noch gemacht werden. Dann aber sind erneut Verzögerungen zu befürchten, die keiner will. i.rosenschild@volksfreund.deExtra Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind Chlorverbindungen, die bis in die 1980er Jahre unter anderem in Lacken, Dichtungsmassen, Isoliermitteln und Kunststoffen verwendet wurden. Damals war offenbar noch nicht bekannt, dass der Stoff krebserregend ist. PCB zählt zu den organischen Giftstoffen, die von der Stockholmer Konvention vom 22. Mai 2001 weltweit verboten wurden. (iro)

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