Neues Wörterbuch zur Brauneberger Mundart

Bei der Mundartweinprobe im Filzener Kloster Ende November stellt Paul Mentges sein neues Mundartwörterbuch "Dusemder Platt - Fölzer Platt" vor. Der gebürtige Brauneberger ist in Bernkastel-Kues aufgewachsen und lebt seit 55 Jahren in Bitburg.

 Paul Mentges mit Manuskripten seines Mundartwörterbuchs. TV-Foto: Ursula Schmieder

Paul Mentges mit Manuskripten seines Mundartwörterbuchs. TV-Foto: Ursula Schmieder

Brauneberg. (urs) Es ist sehr viel mehr als ein Wörterbuch, das den Dialekt eines Dorfes für nachfolgende Generationen festhält. Das Besondere am Mundartwörterbuch von Paul Mentges ist nicht, dass es auch Spott- und Schimpfwörter, ja sogar Flüche, enthält. Einzigartig ist vielmehr, dass es zwei Brauneberger Dialekte aus den Ortsteilen Dusemond und Filzen beschreibt. Dusemond, das seinen heutigen Namen erst seit 1925 trägt, gehörte seit dem 16. Jahrhundert zur evangelischen Grafschaft Veldenz, Filzen zum katholischen Trier. Anhand des jeweiligen Dialektes ist daher noch heute leicht auszumachen, wer aus Dusemond und wer aus Filzen stammt.

Als Beispiele nennt Mentges in "Dusemder Platt - Fölzer Platt" die Wörter Feder und Wetter. Ein Brauneberger spreche von "Ferra und Werra", ein Filzener von "Fäda und Wäda". Solche Sprachunterschiede hätten sich innerhalb von 400 Jahren manifestiert, erklärt der 83-Jährige. Ebenso wie gegenseitige Spottnamen: Brauneberger seien für Filzener "Würstchen" und Filzener für Brauneberger "Näseler" oder "Tubbak" (Tabak). Bei deftigeren "Lieblosigkeiten" gebe es dagegen keine Unterschiede: "Zwischenmenschliche Beziehungen sind nicht immer respektvoller Art", schreibt Mentges in seinem unverkennbaren Stil, den Besucher der Mundartweinproben im Filzener Kloster bereits gut kennen. Mitunter arteten diese Beziehungen sogar ins Kriegerische aus: "Ihre Waffen sind die Zunge und der Ton, der die Musik macht, ihre Munition sind die Schimpfwörter." Bemerkenswert sei, dass es für Schimpfwort "kein adäquates mundartliches Wort" gebe. Um zu beleidigen, bediene sich der Dialekt meist bei Ausdrücken aus der Tierwelt oder bei Gegenständen. Zwar seien Esel, Huhn oder Schachtel allein keine Schimpfwörter. Dazu machten sie aber abwertende Ergänzungen wie "ahlen" (alter) Esel oder "ahl" (alte) Schachtel, gesteigert durch die Du-Anrede wie "Dou ahlen" Esel.

Extra Das Mundartwörterbuch enthält auch Redewendungen, geflügelte Wörter, eine moselfränkische Grammatik und Lehnwörter aus dem Lateinischen, Französischen, Jüdischen sowie aus dem Rotwelschen. Den größten Teil des 334-Seiten-Werkes, das auch Aquarelle, Zeichnungen und Radierungen von Mentges enthält, nimmt ein 150-seitiges Wortverzeichnis ein. Das Wörterbuch soll etwa 18 Euro kosten. Autor Mentges wurde 1927 in Brauneberg geboren und wuchs in Bernkastel-Kues auf. Seit 1955 lebt er in Bitburg, wo er 35 Jahre an der Berufschule unterrichtete. (urs)

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