"Hast Du auch Schokolade?", fragt ein kleines Mädchen. Nein, Schokolade hat Ali Mitgutsch nicht dabei. Sein Metier sind Bilder und Geschichten. Dass der bekannte Münchener Kinderbuch-Autor, dessen Bücher in 19 Sprachen übersetzt worden sind, im Modehaus Hees in Bernkastel-Kues zu Gast ist, hat einen Grund: Es gibt verwandtschaftliche Verbindungen in die Stadt. Und Firmeninhaber Günther Hees ist ein Freund von Mitgutschs Erzählkunst. Als reiner Vorleser tritt der Autor aber nicht auf. Er entwickelt zusammen mit den Kindern Geschichten. Die Kinder erfinden Ort, Namen, Figuren und anderes mehr. Ali Mitgutsch formt daraus Erzählungen, in deren Weiterentwicklung die Kleinen aber ständig eingebunden werden. Mitgutschs Adressaten sind aber nicht nur die Kinder. Er hält auch vor Erwachsenen einen Vortrag über die "verschüttete Kunst des Erzählens für Kinder". "Lasst euch Hefte kaufen, malt Zeichnungen rein. Sie erzählen Geschichten. Das ist das Wertvollste, was es gibt", sagt er zu den Kindern. Bei den Eltern wirbt er dafür, ihre Kinder mit einer Gute-Nacht-Geschichte zu Bett zu bringen. Das sei ein "Erfolgserlebnis" für beide Parteien. Und es sei gar nicht schwer, Geschichten zu erzählen. Mitgutsch: "80 Prozent aller Menschen können das." Sie müssten nur ihre "Wärme und Persönlichkeit" einbringen. Die Ausgangspositionen für Kinder seien allerdings schlechter geworden. "Kinder müssen etwas verändern können", warb er um ein phantasievolles Umfeld. In Deutschland gebe es allerdings ein ausgeprägtes Versicherungsdenken. Und weil Kinder es immer schwerer hätten zu spielen - sei es draußen oder drinnen - habe der Vandalismus zugenommen. Weil die Kinder eingeengt seien, könne der Drang nach Veränderung oft nur über Zerstörung verwirklicht werden. Kinder müssten neugierig sein. Diese Neugierde werde dadurch gefördert, dass sie auf Erzählungen mit Fragen antworten. "Und Neugierde bringt mehr Intelligenz, weil die Kinder dahinter schauen und sich etwas aneignen wollen", sagt Mitgutsch.