Nicht alle haben gut lachen

THALFANG. Innerhalb kürzester Zeit geben in Thalfang zwei Zimmervermieter auf, die ohne behördliche Hürden vielleicht weiter gemacht hätten. Die Betten im Berghof bleiben dem Ort aber wohl erhalten.

Nach mehr als vier Jahrzehnten schließen Inge und Dieter Bickler im Mai die Türen ihres Restaurant-Hotels "Haus Vogelsang". Dabei mangelt es nicht an Gästen in dem 1962 von Hilde Bickler gegründeten 24-Betten-Haus. Dass die Inhaberin und ihr 66-jähriger Mann aufgeben, hat andere Gründe. "Die Auflagen für Betriebe sind nicht mehr zu verkraften - da macht es keinen Spaß mehr, zu investieren", bedauert Dieter Bickler. Alle fünf Jahre hätten sie angebaut, vergrößert und modernisiert, erzählt Bickler. In größerem Umfang auch 1997, als ihnen nach Abschluss der genehmigten Arbeiten finanziell nicht kalkulierte Brandschutzauflagen ins Haus flatterten. Und dann werde auch noch verlangt, das innerhalb einer fixen Zeit umzusetzen. Ohne Rücksicht, ob das finanziell, oder von Handwerkern und Lieferzeiten her, machbar sei. "Da ist man schon ärgerlich", sagt Bickler. Hinzu komme immer mehr Bürokram. Dass Sohn Stefan nicht in ihre Fußstapfen tritt, können die Eltern daher verstehen. Schließlich seien diesem nicht nur die bürokratischen Hürden, sondern auch die Nachteile des Gastgewerbes bekannt. "Ich wusste mit sieben schon, dass ich nie Gastronomie machen würde, weil man da nie Zeit für die Familie hat", sagt der 33-Jährige. Das Haus der Eltern übernimmt der Steuerberater aber dennoch: zusammen mit Dominik Müller, der seit 2003 in Thalfangs Zentrum ein Steuerbüro mit heute 17 Beschäftigten hat. Wegen der Raumnot dort musste laut Müller ein neuer Standort her: das Hotel seiner Eltern, das einen großen Vorteil hat: Parkplätze vor der Tür. Eine Entscheidung galt es auch im Hotel und Landgasthof Rauland zu treffen. Die Frage war, ob die Auflagen der Gewerbeaufsicht, etliche feuerhemmende Türen einzubauen und einen zweiten Notausgang zu schaffen, geschultert werden sollten oder nicht. Das Ergebnis war im vorigen Jahr das Aus für das Zwölf-Betten-Hotel. Gasthof Rauland: Nur noch Gastronomie und Küche

"Weil wir zu viel investieren müssten, und wir sind zu alt dafür", begründet Inhaberin Helga Rauland die Aufgabe. "Der Notausgang alleine hätte schon 20 000 Euro gekostet", macht sie die Problematik deutlich: "Das ist bei Fremdenzimmern nicht mehr drin." Dabei stehe das Haus seit mehr als 200 Jahren, wundert sie sich über die weitreichenden Auflagen, die bei einem Altbau mitunter kaum zu realisieren sind. Die Schlussfolgerung der Eigentümer, die mit Tochter Gabi Holzmann sogar eine Nachfolgerin haben, lautete daher: "Wir machen jetzt nur noch Gastronomie und Küche." Die 15 Betten im Landhaus Berghof werden Thalfang aber wohl erhalten bleiben. Nachdem das Anwesen im Internet angeboten worden war, schien es beschlossene Sache, dass auch dieser Zimmervermieter sich aus dem Ort zurückzieht. Doch laut Inhaberin Helga Keßler, die das Haus seit 1995 betreibt, ist das alles andere als spruchreif. "Wir werden wahrscheinlich nicht verkaufen", macht Keßler kein Geheimnis daraus, dass sie eigentlich aus gesundheitlichen Gründen hatten aufgeben wollen. Die aktuelle Preissituation auf dem Immobilienmarkt ließ sie sich jedoch eines Besseren besinnen: "Wir haben viel investiert und zu diesen Preisen, wie die das verschachern wollen, machen wir das nicht." Schließlich müssten sie nicht verkaufen. Doch viele versuchten, die Situation auszunutzen, wenn jemand verkaufen wolle, ärgert sich Keßler.

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